Vom Umtausch ausgeschlossen
Haare zurück.
»Toll. Ihr versteht euch also gut?«
»Wir verstehen uns super!«, sage ich und gehe weiter den Flur hinunter.
Stimmt doch! Glaube ich...
Obwohl, offen gestanden, ist das bei Jess nicht so leicht zu sagen. Sie geht ja nun nicht gerade besonders aus sich heraus.
Aber egal. So weit, so gut. Jetzt haben wir zusammen trainiert, und darum dürfen wir uns jetzt auch belohnen! Wir brauchen bloß ein paar Drinks, ein bisschen Partystimmung und etwas Musik. Dann werden wir so richtig locker draufkommen.
Schon unter der Dusche wird mir ganz kribbelig vor Aufregung. Es gibt doch nichts Besseres als einen richtigen Girlie-Abend in den eigenen vier Wänden. Suze und ich haben dabei so viel Spaß gehabt, als wir zusammen wohnten. Einmal, als Suze gerade von einem Sackgesicht von Freund sitzen gelassen worden war, verbrachten wir den ganzen Abend damit, in seinem Namen Bestellformulare für Wunderkuren gegen Impotenz auszufüllen. Ein anderes Mal haben wir uns Mint Juleps gemacht und uns dabei um ein Haar eine Alkoholvergiftung zugezogen. Und dann war da der Abend, an dem wir beschlossen, uns die Haare rot zu färben - wonach wir mitten in der Nacht einen Friseur finden mussten, der rund um die Uhr aufhat...
Und dann waren da natürlich massenweise Abende, an denen gar nichts Besonderes passierte... an denen wir einfach nur Filme guckten, Pizza aßen, quatschten, lachten und einfach nur so Spaß hatten.
Ich halte mitten im Trockenrubbeln meiner Haare inne. Ist schon komisch, so gar nicht mehr mit Suze zu reden. Seit ich ihr von meiner Schwester erzählt habe, hat sie nicht mehr angerufen. Ich sie übrigens auch nicht.
Na ja. Ich strecke das Kinn nach vorn. So ist das nun mal im Leben. Man findet neue Freunde und neue Schwestern. Das nennt sich natürliche Auslese.
Und Jess und ich werden einen fantastischen Abend miteinander verbringen. Viel besser als alle Abende mit Suze zusammen.
Voller Vorfreude ziehe ich meine Jeans an und ein T-Shirt, auf dem vorne in silbernen Lettern »Schwestern!« steht. Ich schalte die Beleuchtung an meinem Frisiertisch ein und krame jedes einzelne Schminkutensil hervor, das ich besitze. Aus einer Schachtel unter dem Bett fische ich drei Perücken, vier Haarteile, falsche Wimpern, Glitzerspray und Klebe-Tatöwierungen. Dann öffne ich meinen Spezialschrank, in dem ich alle meine Schuhe aufbewahre.
Ich liebe meinen Schuhschrank. Er ist das smarteste Möbelstück auf der ganzen Welt! Meine Schuhe sind darin alle fein säuberlich aneinander gereiht, und wenn man die Schranktür aufmacht, geht im Schrankinneren eine Lampe an, damit man besser sehen kann! Voller Bewunderung betrachte ich eine Weile die Schuhreihen. Dann hole ich alle die mit den höchsten Absätzen, den buntesten Riemchen und dem schrägsten Design heraus und werfe sie aufs Bett. Alles klar zur großen Look-Veränderungsorgie!
Dann treffe ich Vorbereitungen im Wohnzimmer. Ich hole alle meine Lieblingsvideos aus dem Regal und lege sie fächerförmig auf dem Fußboden aus. Dazu arrangiere ich diverse Zeitschriftenstapel und zünde einige Kerzen an. In der Küche fülle ich mehrere Schalen mit Chips, Popcorn und Süßigkeiten, zünde noch ein paar Kerzen an und hole den Sekt aus dem Kühlschrank. Ich sehe mich in der Küche um, in der die Arbeitsflächen aus Granit glänzen, und wo alles, was Edelstahl ist, sanft vom Kerzenlicht angestrahlt wird. Sieht toll aus!!
Ich werfe einen Blick auf die Uhr, und es ist schon fast sechs. Jess müsste doch mal langsam mit dem Training fertig sein. Ich gehe zum Gästezimmer und klopfe vorsichtig an.
»Jess?«, trage ich sachte.
Keine Antwort. Dann wird sie wohl unter der Dusche stehen. Macht nichts, eilt ja nicht.
Doch auf dem Weg zurück in die Küche höre ich plötzlich ihre Stimme aus dem Arbeitszimmer kommen. Merkwürdig. Ich nähere mich der Tür und drücke sie langsam auf - und da sitzt Jess am Computer, flankiert von Luke und Gary. Alle drei glotzen auf den Bildschirm, auf dem eine Filmaufnahme von Lukes Gesicht vor einem grünen Hintergrund zu sehen ist.
»Man kann die Grafiken einfach so übereinander legen«, erklärt sie und klappert auf der Tastatur herum. »Und dann mit der Tonspur synchronisieren. Das kann ich eben machen, wenn ihr wollt.«
»Was macht ihr denn hier?«, frage ich überrascht.
»Das ist die neue CD-Rom über unsere Firma«, sagt Luke. »Die Typen, die die gemacht haben, hatten keine Ahnung. Das Ganze muss komplett überarbeitet
Weitere Kostenlose Bücher