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Vom Wahn zur Tat

Vom Wahn zur Tat

Titel: Vom Wahn zur Tat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Stompe
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gemalt.
    Eigenen Angaben und jenen der Angehörigen nach sei David K. viermal psychotisch gewesen. Nach der Trennung von der Lebensgefährtin 1993 habe er sich nach eigenen Angaben einer Extremtherapie, dem sogenannten Hoffman-Prozess, unterzogen. Dieses therapeutische Verfahren habe u. a. mit Schamanismus gearbeitet und spirituelle Psychologie angewandt. Beim Nachhausefahren von einer therapeutischen Sitzung habe er eine Veränderung bemerkt. Er habe geglaubt, die Fahrweise des Taxifahrers sei speziell auf ihn abgestimmt und jede Richtungsänderung und Reaktion des Fahrers würde für ihn stattfinden.
    Die Mutter erinnert sich, dass er in dieser Zeit befürchtet habe, die eigenen Kinder seien gegen ihn. Er habe sie angerufen und ihnen erklärt, dass er sich in einem Hotel verschanzen müsse. Zwei Tage später holte der Stiefvater den Patienten aus der Wohnung ab. K. war zu diesem Zeitpunkt vollkommen verwirrt, worauf der Stiefvater ihn zu einem Arzt brachte, der ihm Tabletten verschrieb, was jedoch an der psychischen Verfassung des Patienten nichts änderte.
    K. ließ sich von den Eltern auf einen Bauernhof in der Nähe von Linz bringen und hielt sich dort einige Wochen auf. Von den Eltern wurde er in dieser Zeit immer wieder besucht. Er fiel durch bizarres Verhalten auf. Er lief im Wald herum, den er laut seiner Erinnerung in den Frauen- und Männerwald eingeteilt habe. Er habe sich einen Irokesenhaarschnitt zugelegt, damit er nicht erkannt werden könne. Schließlich gelang es den Eltern ihn zu überreden, mit ihnen in das Wagner-Jauregg-Krankenhaus zu fahren.
    Im Februar 1994 wird David K. erstmals stationär behandelt. K. meint damals, er habe sich verfolgt gefühlt, und zwar von Leuten, die ebenfalls an einem Psychotherapieseminar teilgenommen hätten. Es sei ihm vorgekommen, dass er durch Fernsehen und Radio abgehört würde, er habe sich zudem wiederholt gefragt, ob er homosexuell sei oder eine Geschlechtsumwandlung durchlaufen habe. Er habe sich von allen Seiten beeinflusst gefühlt, weshalb er auch mit einem Bundesministerium Kontakt aufgenommen habe. Eine Woche vor der stationären Behandlung habe er sich eine Pistole kaufen wollen, um alle zu erledigen. Im Krankenhaus war er wiederholt sehr aggressiv, er behauptete, eine gespaltene Persönlichkeit zu haben. Im Juni 1999 wurde K. das zweite Mal stationär behandelt: Er wurde eingeliefert, weil er tätlich gegen Familienmitglieder vorgegangen sei und ohne Führerschein das Auto der Mutter in Betrieb genommen habe. Die Mutter fürchtete sich vor den Angriffen des Sohnes, es erfolgte eine Unterbringung im geschlossenen Bereich wegen Selbst- und Fremdgefährdung.
    Nach Beendigung der Langzeittherapie im „Grünen Kreis“ – einer Institution zur Rehabilitation und Integration suchtkranker Personen – lernte David K. 1997 Kathrin W. kennen, mit der er sich auf Anhieb gut verstand. Er war zu diesem Zeitpunkt 37 Jahre alt und bereits seit zwei Jahren in Pension. Nach Angaben des Patienten sei Kathrin W. ebenfalls im Wagner-Jauregg-Krankenhaus wegen einer Psychose in Behandlung gewesen.
    Eine Zeugin erinnert sich an jenen Abend im Jahr 2000, an dem das Verbrechen geschah: Sie habe einen furchtbaren Schrei gehört und gesehen, wie David K. am Beginn des Kellerabgangs gestanden und seine Freundin etwas weiter unten auf den Stufen halb gelegen, halb gestanden sei. K. habe sie mit einer Hand an ihrem Handgelenk oder Unterarm festgehalten und ihr gleichzeitig mit dem rechten Fuß einen Tritt in den Bauch versetzt. Ein Kellner des im Erdgeschoß befindlichen Lokals habe K. am Arm gepackt und versucht, ihn wegzuziehen. Die Zeugin sei sofort zum Telefon gelaufen, um die Polizei anzurufen. Gegenüber den einschreitenden Sicherheitswachebeamten habe Kathrin W. noch angeben können, dass David K. in der Wohnung ohne ersichtlichen Grund begonnen habe, auf sie einzuschlagen und einzutreten. Sie sei daraufhin aus der Wohnung in Richtung Erdgeschoß geflüchtet, allerdings hätte sie K. verfolgt. In der Folge habe er neuerlich auf sie eingeschlagen, dabei sei sie zu Boden gestürzt, er habe auf ihren Kopf eingetreten. Ein neuerlicher Fluchtversuch sei misslungen und K. habe wieder begonnen, auf sie einzuschlagen. Schließlich habe er sie die Kellerstiege hinuntergeprügelt. Frau W. wurde auf die Intensivstation des AKH Linz gebracht, verfiel in einen komatösen Zustand und erlag am nächsten Tag ihren schweren Verletzungen. Die Polizei begab sich zur Wohnung von David K.

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