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Von ganzem Herzen Emily (German Edition)

Von ganzem Herzen Emily (German Edition)

Titel: Von ganzem Herzen Emily (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Byrne
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Ich kannte ihn, aber an seinen Namen erinnerte ich mich nicht. Irgendwas mit Danny oder so ähnlich. Wir hatten Soziologie miteinander. Er saß eine Reihe vor Sid.
    Er nahm mir die Weinflasche aus der Hand und begutachtete das Etikett. »Rioja«, meinte er skeptisch. Er sprach es Rio-ja aus.
    »Rio-cha«, verbesserte ich ihn und nahm ihm die Flasche wieder ab. »Wenn du den Namen nicht richtig aussprechen kannst, kriegst du auch nichts davon.«
    Ich schraubte den Verschluss auf und probierte davon. Der Wein schmeckte schrecklich – einfach nur billiges Zeugs –, aber genau, was ich im Moment brauchte.
    »Bitte, bitte!«, sagte er lachend, als ich das Gesicht verzog, und erst da fiel mir auf, dass seine Augen dieselbe Farbe wie die von Mike hatten, dieses unglaublich blaue Blau. Swimmingpool-Blau. Nicht dass es mir etwas bedeutet hätte, aber wenn Olivia jetzt da gewesen wäre, hätte sie dieses Gesicht sofort abgeküsst. Keine Ahnung, warum ich damals an sie gedacht habe. Wo ich sie doch aus meinem Leben komplett gestrichen hatte. Man kann ja von mir halten, was man will, aber sie hat es fertiggebracht, mich seit der Festnahme meines Vaters komplett zu ignorieren, als hätte es mich nie gegeben.
    Trotz meines schwarzen Herzens und meiner verderbten Knochen könnte ich so etwas niemandem antun.
    Ich hielt die Flasche einen Moment vor meiner Brust, dann reichte ich sie ihm. »Na, okay.«
    »Danke«, sagte er und nahm einen Schluck. »Und warum versteckst du dich hier oben?«
    »Ich verstecke mich nicht.«
    »Wenn du allein sein willst, gehe ich«, sagte er, ohne sich zu rühren.
    »Tu, was du für richtig hältst«, sagte ich und griff wieder nach der Flasche.
    »Wir haben Soziologie zusammen«, sagte er, während er mir beim Trinken zusah.
    »Weiß ich.«
    »Ich mag dich echt gern.«
    »Oh«, machte ich daraufhin und ließ fast die Flasche fallen. Mehr fiel mir darauf nicht ein. Niemand ist jemals auf mich zugekommen und hat mir das einfach so ins Gesicht gesagt. Normalerweise dauert es wochenlang, bis man einen Jungen so weit hat. Man wickelt ununterbrochen Haarsträhnen um die Finger, flirtet, was das Zeug hält, und wartet eine halbe Ewigkeit darauf.
    Ich muss ihn ziemlich verdutzt angestarrt haben, denn er lachte. »’tschuldigung. Ich kann’s selber gar nicht fassen, dass ich dir das gerade gesagt habe. Verdammter Rioja.«
    Er sprach es wieder falsch aus, aber diesmal kicherte ich. Mit einem schrägen kleinen Lächeln sah er mich an, und als ich zurücklächelte, beugte er sich auf einmal vor und küsste mich auf den Mund. Rückblickend denke ich, dass es nicht wirklich überraschend kam, doch damals erschrak ich darüber so, dass ich unwillkürlich zurückwich.
    »Tut mir leid«, meinte er. Aber er wirkte überhaupt nicht so, als ob es ihm leidtäte.
    »Nein, ist schon in Ordnung. Es ist nur –«
    »Ich weiß«, unterbrach er mich und nickte.
    »Ich … Ich war nicht darauf gefasst.«
    »Ich wollte dich nicht damit überfallen.«
    »Schon okay.« Das war es nicht, nur wusste ich nicht, was ich sonst sagen sollte.
    Ich glaube, er verstand das als Einladung, denn er griff nach der Weinflasche und stellte sie auf einem der Kartons ab. Ich wollte sie wieder nehmen, um mich an irgendetwas festzuhalten, aber da war er auch schon ganz nahe an mich herangerückt.
    »Ich mag dich wirklich, Rose«, sagte er. Seine Stimme klang dabei rauer als vorher und wärmer.
    »Okay.«
    »Ich meine, wirklich, wirklich sehr«, sagte er mit einem schiefen Grinsen.
    »Okay.«
    Ich wartete darauf, dass jetzt etwas mit mir geschah, dass meine Hände zu zittern oder mein Herz zu flattern anfangen würde, so wie es immer war, wenn der Ärmel von Sids Kapuzenshirt meinen nackten Arm streifte. Aber es passierte nichts. Dann presste er einen Finger auf das herzförmige Medaillon, das mein Vater mir zu meinem dreizehnten Geburtstag gekauft hatte, und ein Schauder lief durch meinen Körper. Es war kein wirklich gutes Gefühl, aber auch nicht wirklich schlecht. Irgendwo in der Mitte zwischen beidem.
    Als er dann die Hand hob, um mir eine Strähne hinters Ohr zu stecken, wusste ich, was gleich kommen würde, und hielt den Atem an, während sein Mund sich wieder meinem näherte. Instinktiv wollte ich die Hände hochheben, aber sobald ich seine Nähe spürte – die Hitze seines Körpers –, konnte ich mich plötzlich nicht mehr rühren. Meine Fingerspitzen streiften einen Moment lang sein T-Shirt, und dann schaute ich ihm tief in die

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