Von Göttern und Dämonen: Am Anfang war der Nebel (Erstes Buch)
Ihnen war. Die Pferde behielten einen schnellen Trab bei und es wurde deutlich, dass die Vampyre die Geschwindigkeit nicht halten konnten.
„Wir haben noch einen halben Tag vor uns. Wie lange können eure Pferde so schnell vorangehen? Vielleicht hängen wir die Biester ab?“ , fragte Arnold. Robert sah Alex fragend an.
„Das sind Distanzpferde und sie stehen gut im Training“, erklärte Alex. „Wenn wir das Tempo etwas verringern, können wir bis heute Abend so weitermachen.“
„Was haltet ihr davon, nun etwas Gas zu geben. Ich will sehen ob die irgendwann aufhören uns nach zu kriechen. Meine Leute sind in der Festung sicher, und wenn wir diese Bande nicht am Hals hätten, wäre mir wohler“, schlug Arnold vor.
„Wir gehen in einen leichten Arbeitsgalopp, das halten die beiden eine ganze Weile durch. Dann schauen wir, was passiert. Wir können danach wieder in den Schritt gehen und sehen, ob die Vampyre wieder in Sichtweite kommen“, erwiderte Alex.
„Nicht nötig, ich habe ein Fernglas dabei. Und da es in der Gegend topfeben ist, werde ich problemlos sehen können, ob sie uns noch folgen“, erklärte Arnold.
Alex gab Sarah den Schenkel und sie galoppierte los. Maho folgte in der ihr eigenen, schnaufenden Art. Der Beton war zwar kein idealer Untergrund dafür aber allemal besser als das Knochenfeld, das sie makabrer Weise immer noch links und rechts der Straße begleitete.
Langsam verschwanden die Vampyre aus dem Sichtfeld und auch der Himmel blieb frei. Arnold drehte sich um und hob das Fernglas an. Alex bemerkte, dass es auch eine Nachtsichtfunktion hatte. Das war in diesem dämmrigen Licht von großem Vorteil. „Sie drehen ab!“, sagte Arnold zufrieden.
„Dann müssen wir nur noch auf die flugtauglichen Vampyre achten“, gab Robert zu bedenken.
„Die sind alle flugtauglich. Die sind nur zu schwach zum Fliegen“, knurrte Arnold.
Das löste bei keinem der beiden wirklich Freude aus.
Nach einer Weile gingen sie langsamer, um die Pferde durchschnaufen zu lassen. Arnold blickte in regelmäßigen Abständen durch das Fernglas nach hinten. Sein zufriedener Gesichtsausdruck ließ bei Alex und Robert die Anspannung etwas sinken.
„Sie haben offensichtlich aufgegeben“, sagte Arnold. „Das heißt zwar nicht, dass wir nicht wachsam sein müssen, aber wir haben die Gefahr zumindest nicht unmittelbar und permanent in kürzester Distanz um uns herum.“
Die letzten Stunden des Tages verbrachten sie schweigend und ihren Gedanken nachhängend. Alex versuchte zu ergründen, was Nagar wohl mit seiner Familie vor hatte und wann er sie wieder sehen würde. Arnold schwieg in unsäglicher Trauer um seine Monika. Er kam Alex hinter der militärisch-disziplinierten Fassade gebrochen vor und trotzdem war seine Selbstbeherrschung beispiellos.
Sie kamen im bereits schwindenden Tageslicht an dem Gasthof zur alten Post an. Es war ein großes, altes Fachwerkgebäude. Die Balken waren pechschwarz und die Wand in Weiß gehalten. Eigentlich. Getrocknetes, sich bräunlich verfärbtes Blut klebte in Spritzern auf der Fassade. Das Gebäude war mit Knochenresten umgeben, die sich an manchen Stellen kniehoch türmten.
„Hier gab es schwere Gefechte“, erklärte Arnold angewidert, sein Gesichtsausdruck sprach Bände. „Die armen flüchtenden Seelen sammelten sich hier und wurden von uns regelmäßig zu unserer Festung geleitet. Etwa alle dreißig Tage konnten wir zwei, drei Dutzend Menschen sicher zu uns bringen. Dann erreichte uns die Nachricht, dass im Gasthof über einhundertfünfzig Menschen versammelt seien. Damals funktionierten die Telefonnetze zumindest noch sporadisch. Also vereinbarten wir einen Zeitpunkt, um sie abholen zu können. In den Stunden davor brach das Netz wieder zusammen und zwar diesmal vollständig. Wir konnten sie nicht mehr erreichen und beeilten uns, zu ihnen zu gelangen.
Unsere gesamte Fahrzeugflotte war unterwegs, weil dies der einzig sichere Weg war, sie hinfort zu schaffen. Als wir am Gasthof ankamen, erfasste uns das Grauen. Alle, wirklich alle Menschen waren abgeschlachtet worden. Niemals zuvor hatten die Vampyre so schrecklich gehaust. Während sie sich in der Vergangenheit damit begnügten, ihre Opfer „nur“ auszusaugen, haben sie hier ein wahres Massaker abgehalten.
Sie saugten sie aus und zerrissen ihre Leiber. Manche fanden wir in den Bäumen, manche im Gasthof und die meisten auf der Erde
Weitere Kostenlose Bücher