Von Rache getrieben - Vampirroman (German Edition)
wandte ihr Gesicht von Adrian ab, da sie es nicht verhindern konnte, dass ihre Fangzähne aus dem Kiefer fuhren. Die Erinnerung, wie Niklas ihr das Pulver ins Gesicht geschmissen und dieses anschließend durch einen Schuss hatte entzünden wollen, entfachte eine Wut in ihr, die sie kaum noch zügeln konnte - und nur zu gerne hätte sie ihren Zorn an Adrian ausgelassen. Sie freute sich schon jetzt auf das Entsetzen in seinem Gesicht, wenn sie ihm ihr wahres Wesen offenbaren würde, aber noch war es nicht so weit. Deswegen stand sie auf, ohne den Detektiv anzusehen, um in das kleine Bad zu gehen und sich zu beruhigen. Mit möglichst trauriger Stimme erklärte sie:
„Ich möchte jetzt nicht darüber sprechen … es war einfach zu entsetzlich. Entschuldige bitte. Ich … gehe kurz ins Bad … um mich ein wenig zu fassen.“
Als plötzlich aus dem Empfangsgerät Rachels Stimme ertönte und etwas vom fertigen Tee erzählte, fügte sie hinzu:
„Mach doch bitte eine Flasche Sekt auf. Ich bin schon ganz gespannt, was Niklas seiner Mutter zu berichten hat. Deine Nähe und ein wenig Alkohol werden mir sicher über meine Furcht hinweghelfen, wenn ich seine Stimme höre.“
Adrian blickte ihr mit einem beklemmenden Gefühl hinterher, ohne ihrem nackten Körper Beachtung zu schenken. Elvira verbarg etwas vor ihm und das machte ihn nervös.
Als sie die Badezimmertür hinter sich schloss, stand Adrian auf, zog sich seine Boxershorts über und holte unsicher eine Flasche Sekt aus dem Kühlschrank. Sein Instinkt sagte ihm, dass er schnellstens verschwinden sollte, doch er schüttelte über sich selbst den Kopf. Seine Gefühle waren lächerlich. Diese zierliche, anmutige Frau konnte ihm unmöglich gefährlich werden, denn schließlich war er viel stärker als sie. Was also sollte ihm passieren?
***
Rachel setzte sich auf einen Sessel gegenüber dem Sofa und musterte das Gesicht ihres Sohnes. Als ihr Blick schließlich hinunter zu Niklas Rippen wanderte, hob dieser abwehrend eine Hand und meinte:
„Ich weiß, dass du jetzt am liebsten nach meiner Verletzung sehen würdest, aber mir geht es wirklich gut, Mum. Martin hat mich ausgezeichnet verarztet und ich bin schon genug von ihm und Sarah bemuttert worden.“
Rachel zog ein wenig belustigt ihre Augenbrauen hoch und meinte:
„Wenn das so ist, kannst du mir jetzt ja erzählen, was du mir am Telefon verschwiegen hast.“
„Gibt es eine Chance, das Gespräch auf morgen zu verschieben?“
„Nein, zumal du mir selbst bestätigt hast, dass es dir gut geht … ist es denn so schlimm für dich, darüber zu sprechen?“
Niklas schüttelte seinen Kopf und erklärte:
„Ich mache mir eher Sorgen um dich.“
„Um mich?“, fragte Rachel erstaunt und lehnte sich zurück. Sie starrte ihren Sohn eine Weile an und schließlich wollte sie wissen:
„Wem bist du begegnet, Niklas?“
Der Gefragte rutschte unruhig auf dem Sofa hin und her, bis er schließlich tief durchatmete und den Namen des vierhundert Jahre alten Vampirs ausstieß:
„Lyonel!“
Rachels Augen weiteten sich ungläubig und sie schlug ihre Hand vor den Mund. Sie starrte Niklas an, als sei er ein Geist und sprang plötzlich auf, da sie nicht mehr still sitzen bleiben konnte. Sie eilte zur Balkontür, öffnete diese und trat nach draußen, um tief die frische Nachtluft einzuatmen.
Lyonel! Rachel hätte nicht gedacht, jemals wieder von ihm zu hören. Wie oft hatte sie heimlich den Ring, den er ihr geschenkt hatte, hervorgeholt und an ihn gedacht; von ihm geträumt und jedes Mal ein schlechtes Gewissen ihrem Mann gegenüber gehabt - den sie geliebt hatte. Genauso wie Lyonel, doch ihre Gefühle für den Vampir hatte sie tief in sich verschlossen, oder zumindest hatte sie es versucht. Sie hatte sich für Marcel entschieden und nicht für Lyonel, weil dieser ein Wesen der Nacht war und sie Angst vor einer Beziehung mit ihm gehabt hatte … und noch immer hatte.
Niklas blickte durch die Balkontür zu seiner Mutter, blieb allerdings, wo er war. Er konnte gut nachvollziehen, dass sie einen Moment für sich benötigte, und wartete geduldig, bis sie wieder hereinkam.
Rachel war blass und in ihren moosgrünen Augen lag eine Unruhe, die sich auf ihren ganzen Körper übertrug. Sie setzte sich und griff mit zitternden Händen nach ihrer Teetasse. Sie starrte auf das rötliche Gebräu und bat Niklas mit zittriger Stimme:
„Erzählst du mir alles von Anfang an?“
„Natürlich“, meinte dieser und begann ausführlich, seine Erlebnisse in
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