Voodoo Holmes Romane (German Edition)
„untrügliche Zeichen“ vorgelegen, dass es sich um „Vertreter der Arbeiterbewegung aus angelsächsischen Ländern“ gehandelt habe, denen es an der „Unterhöhlung monarchischer Staatsmacht“ gelegen sei.
Holmes schlug den Aktendeckel mit einem Knall zu, ohne ein Wort zu sagen und hielt es Professor Beckstein mit einem Ausdruck der Abscheu hin. Ich sah, wie jener das Elaborat in seiner Diplomatentasche verstaute.
„ Sehen Sie“, sagte er dabei, „Sie werden dringend gebraucht, und wenn seither ein Jahr vergangen sein sollte.“
Weitere Einzelheiten des Falls, der uns nach Bamberg führen sollten, erfuhren wir in dieser Nacht nicht mehr. Holmes sagte seine Hilfe zu, sodaß wir in Salzburg den Zug verließen, um mit der Königlich-Bayerischen Reichsbahn nach München und von dort im Schlafwagen nach Nürnberg überzusetzen, wo wir dann im Morgengrauen Richtung Bamberg rollten. Von Professor Beckstein hörten wir noch, daß seine Tarnexistenz Lateinlehrer an einem Bamberger Gymnasium war, das man das Aufseesianum nannte. Übrigens schrieb ich dies in frühen Versionen dieses Manuskriptes noch „Aufsässianum“, weil dort, wie den Berichten Professor Becksteins zu entnehmen war, nur widerborstige Buben unterrichtet wurden (was vielleicht die umständliche Beharrlichkeit der Ausführungen Professor Becksteins erklärte, er legte, sobald er von seiner Arbeit sprach, seine Gedanken vorsichtig und methodisch und mit einem Nachdruck dar, als müsse er Haarwirbel mit einer Bürste glatt kämmen, und das mit Resignation, denn sie stellten sich jedes Mal wieder in gleicher Weise auf. So geht es, wenn man geborenen Spionen Lehrerexistenzen zumutet). Von Bamberg vernahmen wir noch, daß sie durch den Hopfenhandel aufgeblüht war und in den letzten Jahren einige prächtige Villen im Stadtzentrum erhalten hatte, die Villa Wassermann, die Dessauer-Villa und viele andere Bauten mehr, sodaß sich das Stadtzentrum etwas in die Richtung des rechten Regnitzarms hin verlagert hatte, wo südlich vom Wilhelmsplatz ein eindrucksvolles bürgerliches Viertel entstand. So hatte auch seine eigene Etagenwohnung Wohnung in einer winzigen Gasse, die von der Promenade abführte, im Wert so stark zugenommen, daß er sie nach seiner Pensionierung zu verkaufen gedachte, um in das alte Haus seiner Großmutter umzusiedeln, daß unbewohnt in der Nähe des Zentralfriedhofs lag. Dieser Verkauf würde insofern therapeutisch sein, als daß die Wohnung zufällig in der Rosengasse lag.
„ Ich habe mir das nicht ausgesucht, ich merkte es erst, als ich dort eingezogen war“, beteuerte Professor Beckstein, nachdem Holmes über die neuerliche Erwähnung des Wortes Rose aufgelacht hatte. Ich war zu dem Zeitpunkt schon zu müde, um am Gespräch noch teilzunehmen. Der Zug erreichte bereits die Bischofsstadt. Man sah in der Ferne im ersten Licht des Morgens einen Turm von einem Hügel grüßte, den der Professor sogleich als „Altenburg“ identifizierte, um dann stolz hinzufügen: „Man sieht sie aus allen Richtungen, wenn man nach Bamberg kommt, es ist das eine der vielen Schönheiten dieser Stadt, dieser mittelalterliche, ritterliche Bau über allem anderen.“ Ich konnte kaum mehr die Augen offen halten. Der Bahnhof und der Bahnhofsvorplatz mit den zahlreichen Droschken hinterließ nur mehr einen verwischten Eindruck in meinem Gedächtnis. Die Fahrt dauerte wenige Minuten und führte die prächtige Luitpoldstraße hinab über eine Stahlbrücke, die sich über die Regnitz spannte, und zwar den rechten Arm, der sich einige Kilometer stromabwärts wieder mit dem linken Arm vereinigen würde, wodurch der Stadtteil, durch den
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