Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Titel: Voodoo Holmes Romane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Rieger
Vom Netzwerk:
„untrüg­li­che Zei­chen“ vor­ge­le­gen, dass es sich um „Ver­tre­ter der Ar­bei­ter­be­we­gung aus an­gel­säch­si­schen Län­dern“ ge­han­delt habe, de­nen es an der „Unter­höh­lung mon­ar­chi­scher Staats­macht“ ge­le­gen sei.
    Hol­mes schlug den Ak­ten­deckel mit ei­nem Knall zu, ohne ein Wort zu sa­gen und hielt es Pro­fes­sor Becks­tein mit ei­nem Aus­druck der Ab­scheu hin. Ich sah, wie je­ner das Ela­bo­rat in sei­ner Di­plo­ma­ten­ta­sche ver­stau­te.
    „ Se­hen Sie“, sag­te er da­bei, „Sie wer­den drin­gend ge­braucht, und wenn seit­her ein Jahr ver­gan­gen sein soll­te.“
     
    Wei­te­re Ein­zel­hei­ten des Falls, der uns nach Bam­berg führen soll­ten, er­fuh­ren wir in die­ser Nacht nicht mehr. Hol­mes sag­te sei­ne Hil­fe zu, so­daß wir in Salz­burg den Zug ver­lie­ßen, um mit der Kö­nig­lich-Baye­ri­schen Reichs­bahn nach Mün­chen und von dort im Schlaf­wa­gen nach Nürn­berg über­zu­set­zen, wo wir dann im Mor­gen­grau­en Rich­tung Bam­berg roll­ten. Von Pro­fes­sor Becks­tein hör­ten wir noch, daß sei­ne Tarnexis­tenz La­tein­leh­rer an ei­nem Bam­ber­ger Gym­na­si­um war, das man das Auf­see­sia­num nann­te. Üb­ri­gens schrieb ich dies in frühen Ver­sio­nen die­ses Ma­nu­skrip­tes noch „Auf­säs­sia­num“, weil dort, wie den Be­rich­ten Pro­fes­sor Becks­teins zu ent­neh­men war, nur wi­der­bors­ti­ge Bu­ben un­ter­rich­tet wur­den (was viel­leicht die um­ständ­li­che Be­harr­lich­keit der Aus­führun­gen Pro­fes­sor Becks­teins er­klär­te, er leg­te, so­bald er von sei­ner Ar­beit sprach, sei­ne Ge­dan­ken vor­sich­tig und me­tho­disch und mit ei­nem Nach­druck dar, als müs­se er Haar­wir­bel mit ei­ner Bürs­te glatt käm­men, und das mit Re­si­gna­ti­on, denn sie stell­ten sich je­des Mal wie­der in glei­cher Wei­se auf. So geht es, wenn man ge­bo­re­nen Spio­nen Leh­rer­exis­ten­zen zu­mu­tet). Von Bam­berg ver­nah­men wir noch, daß sie durch den Hop­fen­han­del auf­ge­blüht war und in den letzten Jah­ren ei­ni­ge präch­ti­ge Vil­len im Stadt­zen­trum er­hal­ten hat­te, die Vil­la Was­ser­mann, die Des­sau­er-Vil­la und vie­le an­de­re Bau­ten mehr, so­daß sich das Stadt­zen­trum et­was in die Rich­tung des rech­ten Reg­nitz­arms hin ver­la­gert hat­te, wo süd­lich vom Wil­helms­platz ein ein­drucks­vol­les bür­ger­li­ches Vier­tel ent­stand. So hat­te auch sei­ne ei­ge­ne Eta­gen­woh­nung Woh­nung in ei­ner win­zi­gen Gas­se, die von der Pro­me­na­de ab­führ­te, im Wert so stark zu­ge­nom­men, daß er sie nach sei­ner Pen­sio­nie­rung zu ver­kau­fen ge­dach­te, um in das alte Haus sei­ner Großmut­ter um­zu­sie­deln, daß un­be­wohnt in der Nähe des Zen­tral­fried­hofs lag. Die­ser Ver­kauf wür­de in­so­fern the­ra­peu­tisch sein, als daß die Woh­nung zu­fäl­lig in der Ro­sen­gas­se lag.
    „ Ich habe mir das nicht aus­ge­sucht, ich merk­te es erst, als ich dort ein­ge­zogen war“, be­teu­er­te Pro­fes­sor Becks­tein, nach­dem Hol­mes über die neu­er­li­che Er­wäh­nung des Wor­tes Rose auf­ge­lacht hat­te. Ich war zu dem Zeit­punkt schon zu müde, um am Ge­spräch noch teilzu­neh­men. Der Zug er­reich­te be­reits die Bi­schofs­stadt. Man sah in der Fer­ne im ers­ten Licht des Mor­gens einen Turm von ei­nem Hü­gel grüßte, den der Pro­fes­sor so­gleich als „Al­ten­burg“ iden­ti­fi­zier­te, um dann stolz hin­zu­fü­gen: „Man sieht sie aus al­len Rich­tun­gen, wenn man nach Bam­berg kommt, es ist das eine der vie­len Schön­hei­ten die­ser Stadt, die­ser mit­tel­al­ter­li­che, rit­ter­li­che Bau über al­lem an­de­ren.“ Ich konn­te kaum mehr die Au­gen of­fen hal­ten. Der Bahn­hof und der Bahn­hofs­vor­platz mit den zahl­rei­chen Drosch­ken hin­ter­ließ nur mehr einen ver­wisch­ten Ein­druck in mei­nem Ge­dächt­nis. Die Fahrt dau­er­te we­ni­ge Mi­nu­ten und führ­te die präch­ti­ge Lu­it­pold­straße hin­ab über eine Stahl­brücke, die sich über die Reg­nitz spann­te, und zwar den rech­ten Arm, der sich ei­ni­ge Ki­lo­me­ter strom­ab­wärts wie­der mit dem lin­ken Arm ver­ei­ni­gen wür­de, wo­durch der Stadt­teil, durch den

Weitere Kostenlose Bücher