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Vorhang

Vorhang

Titel: Vorhang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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seine Bedenken.
    »War es etwas – Wichtiges?«, fragte ich.
    »Es könnte wichtig sein«, antwortete er langsam. »Das ist es eben. Ich weiß es nicht.«
    »Hat es etwas mit Mrs Franklins Tod zu tun?«
    Er fuhr zusammen. »Seltsam, dass Sie das fragen.«
    »Dann hat es also etwas damit zu tun?«
    »Nein – jedenfalls nicht direkt. Aber es könnte damit zusammenhängen. Es würde auf bestimmte Dinge ein anderes Licht werfen. Es würde bedeuten, dass – ach, verdammt, ich weiß nicht, was ich machen soll!«
    Ich war in einer Zwickmühle. Ich brannte vor Neugierde zu erfahren, was Norton entdeckt hatte, andererseits konnte ich sein Zögern verstehen. Mir wäre es an seiner Stelle ähnlich ergangen. Es ist immer unangenehm, eine Information weiterzugeben, an die man, wie Außenstehende glauben könnten, auf zweifelhafte Weise gelangt ist.
    Dann kam mir ein Gedanke.
    »Warum sprechen Sie nicht mit Poirot?«
    »Poirot?« Norton schien Zweifel zu haben.
    »Ja, fragen Sie doch ihn um Rat!«
    »Nun, das ist eine Idee«, meinte Norton zögernd. »Aber er ist Ausländer – « Er hielt verwirrt inne.
    Ich wusste, was er meinte. Poirots beißende Bemerkungen, wenn man sich an die Spielregeln halten und mit ehrlichen Mitteln kämpfen wollte, waren mir nur allzu vertraut. Ich fragte mich allerdings, weshalb Poirot nicht selbst schon auf den Gedanken gekommen war, sich eines Fernglases zu bedienen! Er hätte bestimmt nicht gezögert, es zu benutzen.
    »Er wird Ihr Vertrauen respektieren«, drängte ich. »Sie brauchen seinen Rat ja nicht zu befolgen, wenn Sie nicht wollen!«
    »Das stimmt«, meinte Norton erleichtert. »Wissen Sie was, Hastings? Ich glaube, ich werde zu ihm gehen.«
    Ich war erstaunt, wie heftig Poirot auf meinen Bericht reagierte.
    »Was sagen Sie da, Hastings?«
    Das Toastbrot, das er gerade zum Mund führen wollte, fiel ihm aus der Hand. Er beugte sich vor.
    »Erzählen Sie! Erzählen Sie rasch!«
    Ich wiederholte meine Geschichte.
    »Er hat an jenem Tag etwas durch sein Fernglas beobachtet«, sagte Poirot nachdenklich, »das er Ihnen nicht verraten will.« Seine Hand schoss vor und packte meinen Arm. »Hat er es sonst noch jemand erzählt?«
    »Ich glaube nicht. Ja, ich bin absolut sicher!«
    »Seien Sie sehr vorsichtig, Hastings! Es ist äußerst wichtig, dass er niemand davon erzählt – nicht einmal andeutungsweise. Das könnte gefährlich sein.«
    »Gefährlich?«
    »Sehr gefährlich!«
    Poirots Gesicht war ernst. »Verabreden Sie mit ihm, mon ami, dass er heute Abend zu mir heraufkommt. Ein ganz gewöhnlicher freundschaftlicher Besuch, verstehen Sie? Niemand darf Verdacht schöpfen, dass es einen besonderen Grund gibt. Und seien Sie vorsichtig, Hastings, seien Sie sehr, sehr vorsichtig! Wer, sagten Sie, war damals noch dabei?«
    »Elizabeth Cole.«
    »Ist ihr an Nortons Benehmen etwas aufgefallen?«
    Ich versuchte mich zu erinnern. »Ich weiß nicht. Es ist möglich. Soll ich sie fragen, ob – «
    »Sie werden sie nichts fragen, Hastings – gar nichts!«

16
     
    I ch übermittelte Norton Poirots Einladung.
    Er sagte: »Gewiss, ich werde ihn aufsuchen. Mir liegt sehr daran. Wissen Sie, Hastings, es tut mir fast leid, dass ich überhaupt davon angefangen habe.«
    »Übrigens«, sagte ich, »Sie haben doch mit niemand sonst darüber gesprochen, oder?«
    »Nein – das heißt – nein, natürlich nicht.«
    »Sind Sie ganz sicher?«
    »Ja, ja!«
    »Sehr schön! Reden Sie erst einmal mit Poirot über die Geschichte.«
    Ich hatte sein leichtes Zögern bei der Beantwortung meiner ersten Frage bemerkt, auf die Zweite hatte seine Antwort aber ganz bestimmt geklungen. Später sollte ich mich jedoch an sein Zögern noch erinnern.
     
    Ich ging noch einmal zu dem Grashügel, auf dem wir an jenem Tag gewesen waren. Dort hatte sich schon vor mir jemand eingefunden: Elizabeth Cole. Sie wandte den Kopf, als ich den Hang hinaufstieg.
    »Sie sehen sehr aufgeregt aus, Captain Hastings«, rief sie. »Ist irgendetwas passiert?«
    Ich versuchte, mich zu fassen.
    »Nein, gar nichts. Ich bin nur etwas außer Atem durch das schnelle Gehen. Es wird regnen«, fügte ich in gelassenem Ton hinzu.
    Sie blickte zum Himmel auf. »Ja, das glaube ich auch.«
    Wir standen eine Weile schweigend da. Miss Cole hatte etwas sehr Sympathisches an sich. Seit sie mir von ihrer wahren Identität und der Tragödie ihres Lebens erzählt hatte, fühlte ich mich zu ihr hingezogen. Leid kann zwei Menschen verbinden. Doch für sie gab es – so

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