Vorkosigan 02 03 Cordelia's Ehre
Barrayar für das gefürchtet, was es seinen Söhnen antat. Kein Wunder, dass sie Schwierigkeiten haben, jemanden zu bekommen, der die Tests besteht. »So, Sie haben also Waffenausbildung gehabt. Ausgezeichnet. Sie können mich heute auf meiner Einkaufsfahrt begleiten.«
Ein leichter Schatten zog über Droushnakovis Gesicht.
»Jawohl, Mylady. Welche Art von Kleidung wollen Sie
anschauen?«, fragte sie höflich und konnte dabei eine dumpfe Enttäuschung über die Interessen ihrer wirklichen Soldatin nicht ganz verbergen.
»Wohin würden Sie in dieser Stadt gehen, um einen wirklich guten Stockdegen zu kaufen?«
Der Schatten verschwand. »Oh. ich kenne nur die Adresse,
wo die Offiziere der Vor hingehen, und die Grafen, um ihre Livrierten auszurüsten. Das heißt Ich war nie innen drin. Meine Familie gehört nicht zu den Vor, und deshalb dürfen wir natürlich keine persönlichen Waffen besitzen. Nur Dienstwaffen. Aber man sagt von diesem Laden, er sei der beste.«
Einer von Graf Vorkosigans livrierten Wächtern chauffierte sie zu dem Laden. Cordelia entspannte sich und genoss den Blick auf die vorüberziehende Stadt. Droushnakovi, ganz im Dienst, blieb wachsam; ihre Blicke glitten unablässig prüfend über all die Menschenmengen rundum. Cordelia hatte das Gefühl, dass ihr kaum etwas entging. Immer wieder wanderte ihre Hand prüfend zu der Betäubungswaffe, die sie an der Innenseite ihres bestickten Bolero verborgen trug.
Sie bogen in einen sauberen, engen Straßenzug von älteren
Gebäuden mit gemeißelten Steinfassaden ein. Das
Waffengeschäft war nur durch seinen Namen gekennzeichnet,
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Siegling in diskreten Goldbuchstaben. Offensichtlich sollten nur die Eingeweihten wissen, wo sie sich hier befanden. Der Livrierte wartete draußen, während Cordelia und Droushnakovi den Laden betraten, einen Raum mit dicken Teppichen und Holztäfelung und etwas von dem Geruch nach Waffenkammer, an den sich Cordelia von ihrem Raumschiff her erinnerte, ein seltsam heimatlicher Hauch an einem fremden Ort. Sie staunte heimlich über die Holztäfelung und schätzte in Gedanken ihren Wert in betanischen Dollar. Eine ganze Menge betanischer Dollar. Aber Holz schien hier fast so gewöhnlich wie Plastik zu sein, und ebenso gering geachtet. Jene persönlichen Waffen, deren Besitz für die oberen Klassen legal war, waren in Vitrinen und an den Wänden elegant zur Schau gestellt. Außer Betäubungs-und Jagdwaffen gab es eine beachtliche Menge von Schwertern und Dolchen; die strengen kaiserlichen Edikte gegen das Duellieren untersagten offensichtlich nur ihren Gebrauch, nicht ihren Besitz.
Der Verkäufer, ein leiser älterer Mann mit
zusammengekniffenen Augen, trat an sie heran. »Was kann ich für die Damen tun?«, fragte er freundlich genug. Cordelia vermutete, dass Frauen aus der Klasse der Vor gelegentlich hierher kamen, um Geschenke für ihre männlichen Verwandten zu kaufen. Aber er könnte in genau dem gleichen Ton gesagt haben: Was kann ich für euch Kinder tun? Herabsetzung durch Körpersprache? Ach, lass es nur.
»Ich suche einen Stockdegen, für einen Mann von etwa ein
Meter neunzig. Sollte ungefähr, ja, so lang sein«, sie rief sich Koudelkas Arm-und Beinlänge in Erinnerung, schätzte sie ab und zeigte sie mit einer Geste in der Höhe ihrer Hüfte an. »Mit einer Scheide mit Sprungfeder, vermutlich.«
»Jawohl, Madame.« Der Angestellte verschwand und kehrte
dann mit einem Exemplar zurück, das in kunstvoll
geschnitztem hellem Holz gehalten war.
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»Das wirkt ein bisschen… ich weiß nicht.« Protzig. »Wie funktioniert es?«
Der Verkäufer demonstrierte den Federmechanismus. Die
hölzerne Scheide fiel ab und enthüllte eine lange, dünne
Klinge. Cordelia streckte ihre Hand aus, und der Angestellte reichte ihr, ziemlich widerstrebend, die Klinge zur Prüfung.
Sie drehte sie ein wenig, schaute daran entlang und gab sie dann an ihre Leibwächterin weiter. »Was denken Sie darüber?«
Droushnakovi lächelte zuerst, dann runzelte sie zweifelnd
die Stirn. »Sie ist nicht ganz ausgewogen.« Sie blickte unsicher zu dem Verkäufer. »Denken Sie daran, dass Sie für mich arbeiten, nicht für ihn«, sagte Cordelia. die richtig erkannt hatte, dass hier Klassenbewusstsein am Werk war.
»Ich glaube nicht, dass das eine sehr gute Klinge ist.«
»Das ist ausgezeichnete Darkoi-Qualität, Madame«,
rechtfertigte sich der Verkäufer kühl.
Lächelnd nahm Cordelia die Klinge zurück. »Dann wollen
wir Ihre
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