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Vorkosigan 13 Komarr

Vorkosigan 13 Komarr

Titel: Vorkosigan 13 Komarr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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einmal Solstice besucht?«
    Die Hauptstadt des Planeten. »Natürlich.«
    Venier schaute in die Ferne, vorbei an den Betonsäulen und der trüben Beleuchtung, und lächelte schwach. »Haben Sie dort auch einmal den Schrein zur Erinnerung an das Massaker besucht?«
    Ein Komarraner von der verdammt unverschämten Art.
    das ist er. Das Massaker von Solstice war berüchtigt als der hässlichste Vorfall während der Eroberung des Planeten durch die Barrayaraner. Die zweihundert komarranischen Ratsmitglieder, der damals regierende Senat, hatte sich unter gewissen Bedingungen ergeben – und war
    daraufhin in einer Turnhalle von barrayaranischen Sicherheitskräften zusammengeschossen worden. Die politischen Folgen waren katastophal gewesen. Miles’ Lächeln wurde etwas starr. »Natürlich. Wie könnte ich nicht?«
    »Alle Barrayaraner sollten diese Wallfahrt machen.
    Meiner Meinung nach.«
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    »Ich bin mit einem engen Freund hingegangen. Um ihm zu helfen, ein Brandopfer für seine Tante darzubringen.«
    »Der Verwandte eines Märtyrers ist ein Freund von
    Ihnen?« Veniers Augen weiteten sich in einem Moment echter Überraschung in dem ansonsten – nach Miles’
    Empfindung – höchst vorgeplanten Gespräch. Wie lange hatte Venier diese Sätze in seinem Kopf geübt, erpicht auf eine Chance, sie an den Mann zu bringen?
    »Ja.« Miles blickte ihn herausfordernd an.
    Venier spürte anscheinend das Gewicht von Miles’
    Blick, denn er trat unbehaglich von einem Bein aufs andere und meinte: »Als Sohn Ihres Vaters, da überrascht mich das schon ein wenig.«
    Was denn – dass ich komarranische Freunde habe?1
    »Besonders, da ich der Sohn meines Vaters bin. sollte Sie das nicht überraschen.«
    Venier zog die Augenbrauen hoch. »Nun … es gibt eine Theorie, dass das Massaker von Kaiser Ezar ohne Admiral Vorkosigans Wissen angezettelt wurde. Ezar war gewiss skrupellos genug.«
    »Skrupellos schon, aber nicht dumm genug. Es war die kluge Idee des obersten Politischen Offiziers der Barrayaranischen Expeditionsstreitkräfte. Mein Vater ließ ihn dafür mit seinem Leben zahlen, was allerdings nach vollbrachter Tat niemandem viel genützt hat. Wenn man einmal alle moralischen Erwägungen beiseite lässt, so war das Massaker eine äußerst dumme Tat. Mein Vater ist vieler Dinge bezichtigt worden, aber die Dummheit hat meines Wissens nie dazu gehört.« Seine Stimme bekam 93
    einen gefährlich schneidenden Klang.
    »Vermutlich werden wir nie die gesamte Wahrheit
    erfahren«, erwiderte Venier.
    Sollte das ein Zugeständnis sein? »Man kann die ganze Wahrheit den ganzen Tag lang gesagt bekommen, aber
    wenn man sie nicht glauben mag, dann wird man sie vermutlich niemals erfahren.« Er entblößte seine Zähne, ohne zu lächeln. Nein, beherrsche dich; warum diesem komarranischen Burschen zeigen, dass er dich getroffen hat?
    Die Tür eines Aufzugs in der Nähe öffnete sich, und Miles’ Aufmerksamkeit ließ abrupt von Venier ab. als Madame Vorsoisson und Nikolai herauskamen. Sie hatte dieselbe langweilig braune Kleidung wie am Morgen an und trug einen Stapel schwerer Jacken im Arm. Sie winkte und trat schnell zu ihnen. »Bin ich sehr spät dran?«, fragte sie etwas außer Atem. »Guten Tag. Venier.«
    Miles unterdrückte den ersten blöden Spruch, der ihm über die Lippen wollte. Für Sie ist jeder Zeitpunkt richtig.
    Mylady. Stattdessen sagte er: »Nun, guten Tag, Madame Vorsoisson, Nikolai. Ich habe Sie nicht erwartet. Wollen Sie uns begleiten?« Hoffentlich? »Ihr Herr Gemahl ist gerade gegangen, einen Luftwagen zu holen.«
    »Ja, Onkel Vorthys war der Meinung, es könnte für
    Nikolai lehrreich sein. Und ich hatte bisher kaum Gelegenheit, mich außerhalb der Kuppeln umzuschauen. Deshalb habe ich die Einladung gern angenommen.« Sie lächelte, und als sie eine Strähne dunklen Haars zurückstrich, die sich gelöst hatte, hätte sie fast ihr Bündel fallen lassen.
    »Ich war mir nicht sicher, ob wir irgendwo landen und zu 94
    Fuß aussteigen würden, aber auf jeden Fall habe ich für alle eine Jacke mitgebracht.«
    Ein großer geschlossener Luftwagen mit zwei Abteilen kam zischend um die Ecke und sank seufzend auf das
    Pflaster neben ihnen nieder. Das vordere Verdeck öffnete sich, Vorsoisson kletterte heraus und begrüßte seine Frau und seinen Sohn. Vom Vordersitz beobachtete der
    Professor leicht amüsiert, wie Nikolai die Frage löste, in welcher Aufteilung die sechs Passagiere auf die zwei Abteile verteilt werden sollten: der

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