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Vorkosigan 13 Komarr

Vorkosigan 13 Komarr

Titel: Vorkosigan 13 Komarr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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würde es dauern, bis der versprochene Jemand kam, um sie zu holen? Ein paar
    Tage? Einen kaiserlichen Auditor mitten in der Ermittlung eines Falles zu ermorden galt als ein Akt des Verrats, der schlimmer war als die Ermordung eines herrschenden
    Distriktsgrafen und nur weniger schlimm als ein Attentat auf den Kaiser selbst. Nichts hätte sicherer kalkuliert werden können, um komplette Einsatzkräfte des KBS zu hektischer Verfolgung der fliehenden Veruntreuer auszuschicken, und das mit einer unversöhnlichen Konzentration, die potenziell über Raum und Zeit und diplomatische Schranken hinausreichte. Eine solche Tat war selbstmörderisch oder unglaublich tollkühn. »Wie viel haben Sie noch?«
    Vorsoisson wackelte mit seinem Kinn und versuchte
    über seine Nase hinweg in die dunklen Tiefen seiner Jacke hinabzuspähen, um einen Blick auf die Oberseite des dort angegurteten Atemeinsatzes zu werfen. »O Gott, ich
    glaube, es ist schon bei null.«
    »Diese Dinger haben immer einen Sicherheitsspielraum.
    Halten Sie still, Mann! Bemühen Sie sich um etwas Selbstbeherrschung!«
    Stattdessen begann Vorsoisson noch verzweifelter zu zappeln. Er warf sich mit ganzer Kraft vor und zurück und versuchte das Geländer zu durchbrechen. Blut tropfte von der wund gescheuerten Haut seiner Handgelenke, das
    Geländer vibrierte und bog sich, aber es brach nicht. Er zog seine Knie hoch und warf sich dann durch den meterweiten Zwischenraum zwischen den Pfosten, wobei er versuchte, 268
    sein volles Körpergewicht gegen die Ketten zu schleudern.
    Sie hielten, und dann konnten seine rückwärts strampeln-den Beine nicht mehr den Gehweg erreichen. Seine
    Stiefelabsätze schabten und scharrten an der Wand. Sein benommenes Würgen führte schließlich dazu, dass er sich in seine Sauerstoffmaske erbrach. Als sie wahrend seiner letzten Zuckungen auf seinen Hals hinabrutschte, schien dies fast eine Gnade zu sein, nur wurde auf diese Weise sein verzerrtes, purpurn anlaufendes Gesicht enthüllt. Doch das Geschrei und Gejammer verstummte, dann hörte das Keuchen und Würgen auf. Die um sich schlagenden Beine zuckten und hingen schließlich schlaff herab.
    Miles hatte Recht gehabt. Vorsoisson hätte vielleicht volle zwanzig oder dreißig Minuten Sauerstoff mehr
    gehabt, wenn er sich reglos zusammengekauert hätte. Miles stand völlig still und atmete sehr flach. Er zitterte in der Kälte. Zittern, so erinnerte er sich undeutlich, verbrauchte mehr Sauerstoff, aber er konnte es nicht unterdrücken. Das Schweigen war tief, nur unterbrochen vom Zischen von Miles’ Regulatoren und Filtern, und vom Pochen des
    Blutes in seinen Ohren. Er hatte viele Menschen sterben sehen, sich selbst eingeschlossen, aber dies war sicherlich eine der hässlichsten Todesarten. Die schockartigen Schauder wanderten über seinen Körper hinauf und hinab, und seine Gedanken drehten sich nutzlos im Kreis. Sie kamen immer wieder zu der nur vermeintlich gelassenen Feststellung zurück, dass für ihn im Augenblick ein ganzes Fass Schnell-Penta verdammt noch mal völlig nutzlos wäre.
    Falls er einen Krampfanfall bekäme und dabei seine
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    Sauerstoffmaske verschöbe, dann konnte er schon ein gutes Stück dem Erstickungstod näher sein, bevor er wieder zu Bewusstsein käme. Der KBS würde ihn da neben Vorsoisson hängend vorfinden, ebenfalls an seinem eigenen Erbrochenen erstickt. Und durch nichts wurde einer seiner Anfälle wahrscheinlicher ausgelöst als durch Stress.
    Miles beobachtete, wie auf dem Gesicht der zusammengesackten Leiche der Schleim zu frieren begann, dann suchte er den dunklen Himmel in der falschen Richtung ab und wartete.
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    Ekaterin stellte ihre Koffer im Flur
    neben denen von Lord Vorkosigan ab und wandte sich zu einer letzten automatischen Kontrolle der Wohnung um, zur allerletzten Runde durch ihr altes Leben. Alle Lichter waren gelöscht, alle Fenster geschlossen, alle Apparate ausgeschaltet… die KomKonsole summte genau in dem
    Augenblick, als sie die Küche verließ.
    Sie zögerte. Lass los! Lass alles los! Aber dann überlegte sie, es könnte Tuomonen oder jemand anderer sein, der Lord Vorkosigan zu erreichen wünschte. Oder Onkel Vorthys. Allerdings war sie sich nicht sicher, ob sie zu diesem Zeitpunkt überhaupt mit ihm sprechen wollte.
    Sie kehrte zu dem Gerät zurück, doch ihre Hand zögerte erneut bei dem Gedanken, es könnte Tien sein. In dem Fall schalte ich einfach ab. Falls es Tien war, der es mit irgendeiner neuen Bitte oder Drohung oder

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