Vorkosigan 15 Ein friedlicher Angriffsplan
hinüber. Sie berieten sich kurz. Der Blick des Lordwächters wanderte durch den Raum. Er kam herüber zu Ivan.
»Lord Vorpatril.« Er nickte höflich. »Es ist Zeit, das Plenum zu verlassen. Kaiser Gregor wird gleich zur Abstimmung auffordern. Sofern Sie nicht als Zeuge aufgerufen werden, müssen Sie jetzt auf der Galerie Platz nehmen.«
»Ganz recht«, erwiderte Ivan freundlich. Miles machte René mit dem Daumen nach oben ein ermutigendes Zeichen und eilte wieder zu seinem Pult. Ivan wandte sich zur Tür.
Er ging langsam am Pult des Vorrutyer-Distrikts vorbei, wo Dono gerade fröhlich zu Richars sagte: »Rutsch rüber, Sportsfreund. Deine Schläger haben heute Nacht versagt.
Wenn diese Abstimmung vorbei ist, wird Lord Vorbohns
Stadtwache an der Tür mit offenen Armen auf dich
warten.«
Mit äußerstem Widerwillen rutschte Richars zum
anderen Ende der Bank. Dono ließ sich niedersinken und schlug die gestiefelten Beine übereinander – an den Fußknöcheln, wie Ivan bemerkte – und streckte bequem die Ellbogen aus.
»Das wünschst du dir vielleicht«, knurrte Richars leise.
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»Aber Vorbohn wird keine Jurisdiktion über mich haben, wenn ich den Grafentitel bekomme. Und Vorkosigans Partei wird so über seine Verbrechen erschüttert sein, dass sie keine Chance mehr haben, Steine auf mich zu werfen.«
»Steine. Richars, Liebling?«, erwiderte Dono schnurrend. »So viel Glück solltest du haben. Ich sehe einen Erdrutsch voraus – und du wirst darunter liegen.«
Ivan ließ das Vorrutyer'sche Familientreffen hinter sich und begab sich zu der Doppeltür, die die Wachen für ihn öffneten. Gute Arbeit, bei Gott. Er blickte über die Schulter, als er die Tür erreicht hatte, und sah, dass der Kaiser zu ihm herblickte. Gregor schenkte ihm ein leichtes Lächeln und die Andeutung eines Kopfnickens.
Die Folge war nicht, dass er sich befriedigt fühlte. Er fühlte sich nackt. Zu spät erinnerte er sich an Miles'
Ausspruch, dass als Belohnung für gut geleistete Arbeit für gewöhnlich eine noch schwerere Aufgabe kam. In der Vorhalle der Ratskammer erwog er einen Moment lang den Impuls, sich nach rechts zum Gartenausgang zu wenden, anstatt nach links zu der Treppe zur Galerie. Aber den Ausgang dieses Dramas wollte er um nichts in der Welt verpassen. Also stieg er die Treppe hinauf.
»Feuer!«, schrie Kareen.
Zwei Fässchen mit Käferbutter flogen im hohen Bogen
durch den Korridor. Kareen erwartete, dass sie mit einem dumpfen Aufprall auf ihre Ziele auftreffen würden, wie Steine, nur ein wenig elastischer. Doch alle Fässchen in den obersten Reihen der Stapel stammten aus Marks neuen - 766 -
preisgünstigen Lieferungen, die er irgendwo im
Sonderangebot eingekauft hatte. Das billigere, dünnere Plastik besaß nicht die Festigkeit der früheren Fässchen.
Sie trafen nicht auf wie Steine, sondern wie Granaten.
Beim Aufprall auf Munos Schultern und auf Gustioz'
Hinterkopf spieen die platzenden Fässchen Käferbutter auf die Wände, die Decke, den Boden und nebenbei auch auf die Ziele. Da die zweite Salve schon in der Luft war, bevor die erste noch landete, drehten sich die überraschten Escobaraner gerade rechtzeitig um, um die nächsten Käferbutterbomben voll auf die Brust zu bekommen.
Munos Reflexe waren schnell genug, um ein drittes
Fässchen abzuwehren, das dann auf dem Boden platzte und die ganze Gesellschaft bis zu den Knien mit weißer, triefender Käferbutter bespritzte.
Martya, heftig erregt, heulte jetzt wie eine Berserkerin und feuerte noch mehr Fässchen den Korridor hinab, so schnell sie sie nur packen konnte.
Doch die Fässchen platzten nicht alle auf; fluchend
wehrte Muno noch ein paar ab, ließ sich jedoch dazu
verleiten, Enrique lange genug loszulassen, ein paar
Fässchen von den Stapeln an seinem Ende des Korridors zu schnappen und sie auf die Koudelka-Schwestern zurückzuschleudern. Martya duckte sich vor dem Fässchen, das auf sie gezielt war; das zweite explodierte vor Kareens Füßen. Munos Versuch, dem Rückzug seiner Gruppe Feuerschutz zu geben, schlug fehl, als Enrique sich auf die Knie fallen ließ und hastig zurück durch den Korridor in Richtung seiner walkürenhaften Beschützerinnen kroch.
»Zurück ins Labor«, schrie Kareen, »und sperr die Tür
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ab! Wir können von dort aus Hilfe herbeirufen!«
Die Tür am anderen Ende des Korridors, jenseits der
escobaranischen Eindringlinge, wurde aufgerissen. Kareen hüpfte das Herz vor Freude, als Gefolgsmann Roic
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