Vorkosigan 17 Diplomatische Verwicklungen
Zärtlichkeiten aus, die niemanden etwas angingen außer sie selbst, und er beschrieb, was er als Ergebnis des Klatsches herausgefunden hatte, den sie über Solians Nasenbluten aufgeschnappt hatte, und das schien ihr sehr zu gefallen.
»Also, wo bist du jetzt und was hast du zum Frühstück gegessen?«, fragte sie.
»Das Frühstück ist aufgeschoben. Ich bin im Hauptquartier des Sicherheitsdienstes der Station.« Er zögerte. »Bel Thorne wird seit gestern Abend vermisst, und man bereitet gerade eine Suche nach ihm vor.«
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Das wurde mit einem kleinen Schweigen quittiert, und ihre Antwort war so sorgfältig neutral gehalten wie seine eigene Bemerkung. »Oh, das ist sehr Besorgnis erregend.«
»Ja.«
»Du behältst doch Roic die ganze Zeit bei dir. nicht wahr?«
»O ja. Die Quaddies lassen mich jetzt auch von bewaffneten Wachen begleiten.«
»Gut.« Sie atmete ein. »Gut.«
»Die Situation wird hier ziemlich undurchsichtig. Vielleicht muss ich dich am Ende noch nach Hause schicken.
Allerdings haben wir noch vier weitere Tage Zeit bis zu einer solchen Entscheidung.«
»Gut, nach vier weiteren Tagen können wir dann dar
über reden.«
Sein Wunsch, sie nicht weiter zu beunruhigen, und ihr Wunsch, ihn nicht ungebührlich abzulenken, ließ das Gespräch erlahmen, und er riss sich vom beruhigenden Klang ihrer Stimme los, damit sie gehen konnte, um sich zu baden und anzukleiden und ihr eigenes Frühstück einzunehmen.
Miles überlegte, ob er und Roic nicht Nicol heimbringen und danach vielleicht versuchen sollten, die Station in der Hoffnung auf eine zufällige Begegnung selbst abzusuchen.
Nun, das war der taktisch bankrotteste Plan, den er sich jemals ausgedacht hatte. Dieser Vorschlag würde bei Roic einen völlig zu rechtfertigenden, schmerzlich höflichen Anfall auslösen. Man würde sich einfach vorkommen wie in alten Zeiten. Aber mal angenommen, es gab einen Weg, dieses Vorhaben weniger willkürlich zu machen …
Die Stimme der Nachtschichtleiterin wehte vom Korri251
dor herein. Du lieber Himmel, würde die arme Frau nie nach Hause kommen, um zu schlafen? »Ja, sie sind hier, aber meinen Sie nicht, Sie sollten zuerst die MedTechs aufsuchen …«
»Ich muss Lord Vorkosigan sprechen!«
Miles wurde mit einem Ruck hellwach, als er erkannte, dass es sich bei der schneidenden, atemlosen weiblichen Stimme um Granat Fünf handelte, Die blonde Quaddie-Frau taumelte praktisch durch die runde Tür vom Korridor herein. Sie zitterte und wirkte abgehärmt, fast grünlich, in einem unangenehmen Kontrast zu ihrem zerknitterten karminroten Wams. Ihre Blicke aus den weit aufgerissenen und von dunklen Ringen umgebenen Augen überflogen das wartende Trio. »Nicol, o Nicol!« Sie floh zu ihrer Freundin und umarmte sie mit drei Armen, der geschiente vierte Arm schwankte leicht.
Nicol, die bestürzt dreinblickte, erwiderte die Umarmung, doch dann schob sie die Freundin von sich und fragte eindringlich: »Granat, hast du Bel gesehen?«
»Ja, nein. Ich bin mir nicht sicher. Das ist einfach Wahnsinn. Ich dachte, man hätte uns beide k.o. geschlagen, aber als ich wieder zu mir kam, war Bel nicht mehr da. Ich dachte, er sei vielleicht vor mir aufgewacht und gegangen, Hilfe zu holen, aber das Sicherheitsteam«, sie nickte in Richtung ihrer Begleiter, »sagte, nein. Hast du nicht etwas gehört?«
»Als du wieder zu dir kamst? Warte – wer hat euch k.o.
geschlagen? Wo? Bist du verletzt?«
»Ich habe schreckliches Kopfweh. Es war eine Art Drogennebel. Eiskalt. Es roch nach nichts, aber es schmeckte 252
bitter. Er sprühte es uns ins Gesicht. Bel schrie noch: ›Atme es nicht ein, Granat!’, aber natürlich musste er atmen, um schreien zu können. Ich spürte, wie Bel ganz schlaff wurde, und dann schwanden mir die Sinne. Als ich aufwachte, war mir so schlecht, dass ich mich fast übergeben musste, ääh!«
Nicol und Teris Drei verzogen mitfühlend das Gesicht.
Miles nahm an, dass die Frau von der Sicherheit diesen Bericht schon ein zweites Mal zu hören bekam, aber ihre Konzentration ließ nicht nach.
»Granat«, mischte sich Miles ein, »bitte, holen Sie tief Luft, beruhigen Sie sich und dann fangen Sie von vorne an.
Ein Polizist berichtete, dass er Sie und Bel gestern Abend irgendwo im Gelenk gesehen hat. Stimmt das?«
Granat Fünf rieb sich mit den oberen Händen das blasse Gesicht, holte Luft und blinzelte; etwas Farbe kehrte zurück und belebte ihre graugrünen Züge. »Ja, ich bin auf Bel gestoßen, als er von
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