Vorsicht Nachsicht (German Edition)
er mir noch zu und zwinkert verschwörerisch.
Ich lächle und nicke. »Mach ich.«
»Wird Zeit, dass du einen Schlüssel bekommst. Was meinst du?«
»Keine Ahnung.«
»Ich finde es praktisch. Aber wenn dir das zu schnell geht...«
»Tut es nicht...«, beteuere ich und muss lächeln.
»Gut«, haucht er. Nach einem letzten Kuss verlässt er das Café und ich mache mich wieder an die Arbeit. Zum Glück ist es niemandem aufgefallen. Außer Viktor. Das Hochgefühl wegen Kilians Schlüssel verblasst. Gibt es einen Grund für diesen stechenden Blick? Da mir keiner einfällt, außer die lose Verabredung nach meiner Schicht, gehe ich zu ihm, um ihn aufzuklären.
»Hey. Ich gehe im Anschluss zu Kilian. Vielleicht kommen wir noch ins ‚Vía‘ .«
»Na, auf den kann ich verzichten«, entgegnet Viktor und schnaubt.
Das ist natürlich verständlich. Dumm von mir. Vitali ist nicht da. Das bedeutet wohl, das es die Woche mit den beiden nicht so gut gemeint hat, wie mit Kilian und mir. Ich zucke nur mit den Schultern.
»Wie du meinst.«
»Ernsthaft, Ruben«, bittet Viktor und mustert mich sachlich von oben bis unten. »Du könntest etwas Besseres bekommen als diesen Typen. Wieso lässt du dich auf so einen ein? Der kann seinen Schwanz doch nie bei sich behalten.«
»Das ist meine Sache«, entgegne ich und versuche ebenso sachlich zu klingen. Etwas Besseres als Kilian? Ich dachte, Batman gibt es nur in Comics. Spontan fällt mir niemand ein, der sonst mit Kilian mithalten könnte.
»Na, ich lasse es mir jedenfalls nicht gefallen«, erklärt er. »Hab‘ Vitali rausgeschmissen.«
»Und das ist deine Sache«, brumme ich und zucke mit den Schultern. »Kommt immer drauf an, was man vereinbart hat. Kilian hat gegen keine Regel in unserer Beziehung verstoßen.«
»Also darfst du auch fremdvögeln?« Seine grauen Augen blicken mich scharf an.
»Ich darf alles, was Kilian auch darf.« Und Fremdvögeln gehört zurzeit nicht dazu. Viktors kühle Art irritiert mich. Ich mag es nicht, wenn er mich so verurteilt, nur weil ich mich nicht so verhalte, wie er es erwartet. »Sorry, ich muss weiterarbeiten.«
Seine Hand greift nach meinem Arm. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass du so bist. Sonst hätte ich dich schon häufiger gesehen und gewusst, dass du schwul bist.«
»Nur weil ich kein Partylöwe bin, heißt das nicht, dass ich an monogame Beziehungen glaube«, entgegne ich und befreie meinen Arm aus seinem Griff. »Und wenn ich genug von Kilians Untreue habe, werde ich mich schon wehren, okay?«
»Ich frage mich echt, ob du wirklich so gleichgültig bist oder nur so cool tust«, sagt Viktor kritisch. Sein Blick wird mir nun wirklich unangenehm. Statt einer Antwort schüttle ich nur den Kopf und mache mich wieder an die Arbeit.
Es ist Hochbetrieb. Viktors Gruppe nähere ich mich nicht noch einmal. Dennoch bin ich geistig und körperlich ziemlich zermürbt, als ich endlich Feierabend habe. Viktors letzte Worte verfolgen mich immer noch. Ich war noch nie gut darin, einzuschätzen, wie ich auf andere wirke. Es ist mir unangenehm, wenn sie in mich hineinblicken können. Wenn sie wüssten, wie armselig ich bin, dann würden sie doch erst recht nichts mehr mit mir zu tun haben wollen. Also versuche ich, so wenig wie möglich nach außen dringen zu lassen. Das mache ich schon so lange. Ich kann gar nicht mehr anders. Aber allmählich frage ich mich, ob es die beste Strategie ist.
Kilian scheint nicht geschlafen zu haben. Er öffnet mir unmittelbar nach meinem ersten Klingeln und zieht mich sogleich in seine Arme. Ich erwidere seinen Kuss, schiebe ihn dann aber von mir. »Kann ich duschen?«
»Nein«, brummelt Kilian und zieht mich wieder zurück. »Du riechst nicht schlimm. So spät ist die Küche doch kaum noch in Betrieb bei euch.«
»Aber ich bin verschwitzt und ziemlich k.o.«, erkläre ich leise. »Ich denke, eine Dusche könnte helfen.«
»Sehr müde?«, erkundigt er sich behutsam. »Also magst du nicht mehr ausgehen?«
»Kann ich das nach der Dusche entscheiden?«
»Klar.« Er gibt mich nun freiwillig frei. »Aber wegen mir müssen wir nicht unbedingt noch los. So fit bin ich auch nicht mehr.«
»Hm«, murmle ich unbestimmt. Ich weiß noch nicht, was ich will. Auf keinen Fall will ich noch einmal Viktor in die Arme laufen. Der fängt sonst am Ende noch einen Streit mit Kilian an, so wie er drauf ist. Aber ich möchte auch nicht, dass sich Kilian mit mir langweilt.
»Och, Kätzchen, so müde?« Er lacht leise und
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