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Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Titel: Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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Sandsteinklippe zu dem sich fächerförmig ausbreitenden Abhang schlängelte. Das Braun des zerklüfteten Sandsteins, der das Tal wie eine Wand umschloß, reflektierte die zartrosa Tönungen der Morgendämmerung.
    Salbeisträucher und Rosengewächse hatten ihre sehnigen Wurzeln in die steinige Erde gekrallt und fristeten auf dem der Sonne ausgesetzten Südhang ein kärgliches Dasein.
    Um Kranker Bauchs durch den Traum ausgelöste innere Anspannung zu lockern, hatte ihn Weiße Esche lange in den Armen gehalten und besänftigt. Als sie ihn zu überreden versuchte, mit ihr darüber zu sprechen und Sorgen und Angst mit ihr zu teilen, hatte er hartnäckig den Kopf geschüttelt und stur darauf beharrt, »alles sei in bester Ordnung«.
    Schließlich war er in einen unruhigen Schlaf gesunken. Er hatte vor sich hin gemurmelt, die Worte blieben jedoch bis auf die wenigen Male, als er ihren Namen wimmerte, unverständlich.
    Irgendwann war ihr Kummer zu groß geworden. Als sie es nicht mehr länger aushalten konnte, machte sie sich von ihm frei und kroch lautlos unter den Decken hervor. Nur Plage hatte bemerkt, wie sie in die Kälte des Morgens hinausschlüpfte.
    Nun wanderte sie den Pfad entlang und versuchte, eine unabänderliche Wahrheit zu begreifen: Kranker Bauch hatte vor, sich der Laune einer Macht zu opfern.
    Und wenn das nur ein weiterer Trick ist? Sie blickte zum langsam blau werdenden Himmel hinauf und fragte laut: »Und wenn er sterben muß, weil er nur als Mittel zum Zweck zur Beeinflussung meines Schicksals diente? Wenn die Macht ihn nun, da er mir das Leben gerettet und damit seine Aufgabe erfüllt hat, fallenläßt?«
    Plötzlich sagte hinter ihr jemand: »Du beginnst, die Wege der Macht zu verstehen.«
    Keuchend wirbelte sie herum, helle Angst loderte in ihr auf.
    Singende Steine saß unbeweglich auf einer flachen Sandsteinplatte. Eingehüllt in seine Decke, schien er mit dem Braun und Grau des beginnenden Tageslichtes zu verschmelzen.
    »Singende Steine? Wie kommst du hierher? Ich dachte, du schläfst noch.« Sie legte eine Hand auf ihre Brust, um ihr heftig hämmerndes Herz zu beruhigen, und ging langsam auf ihn zu.
    Die Falten um den Mund des alten Mannes kräuselten sich. Lächelnd hob er seine knochige Hand.
    »Ich komme so oft wie möglich hierher und beobachte den Sonnenaufgang… und genieße das Große Eine. Das erste Tageslicht eignet sich hervorragend dazu, einfach nur dazusitzen und sich von allen Gedanken freizumachen. Zu dieser Jahreszeit ist die Morgendämmerung am friedlichsten, und es gelingt mir am besten, aus der Illusion herauszugleiten und in das Große Eine einzutreten.«
    Sie schüttelte den Kopf und kniff sich in den Nasenrücken. »Du sprichst vom Großen Einen… und Kranker Bauch redet sich ein, er müsse Selbstmord begehen und in einen Speer des Wolfsvolkes rennen. Beunruhigt es dich denn nicht, wenn ein Mann wie Kranker Bauch wegen irgendeines eigenartigen Auftrags drauf und dran ist, für ein merkwürdiges Machtbündel seinen Hals zu riskieren?«
    Seine Augen wurden schmal, und er bedachte sie mit einem kritischen Seitenblick. »Für eine Frau, die eine Träumerin sein wird, hast du wahrhaft sonderbare Vorstellungen vom mächtigsten Gegenstand der Welt. Vermutlich betrachtest du diese Angelegenheit aus dem Blickwinkel des Menschen. Der Mensch neigt dazu, sich, seine Gefühle und sein Leben höher zu bewerten als die Erde, die Tiere, die Luft oder das Wohl der gesamten Menschheit. Du hast noch einen langen Weg vor dir, bis du das Große Eine finden wirst, Mädchen.«
    Sie kreuzte die Arme vor der Brust und scharrte mit den Füßen auf dem gefroren Boden. »Du hast gesagt, ich müßte selbst wählen. Vielleicht entschließe ich mich ja, das Große Eine gar nicht zu suchen.«
    Prüfend sah er sie an; die schwarzen Augen brannten von einem inneren Feuer. »Das kannst du halten, wie du willst.« Er verstummte. Zögernd fuhr er fort: »Allerdings frage ich mich, was du hier draußen in der Kälte zu suchen hast und warum du dich so sehr damit beschäftigst, was die Macht mit Stilles Wasser vorhat. Eine Frau, die der Macht und der Zukunft den Rücken zugekehrt hat, würde sich keine Sorgen um einen unbedeutenden verkrüppelten Mann machen, der davon träumt, dem Wolfsbündel zu helfen.«
    Sie warf ihm ihren vernichtendsten Blick zu doch er zeigte keinerlei Reaktion. Mit seinen alles durchdringenden hypnotischen Augen schien er ihre Seele zu entblößen. »Ich verdanke ihm viel.«
    Er

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