Voyager 008 - Cybersong
gar
keine Kenntnisse von ihrem Betriebssystem haben konnte, zu
entsprechenden Manipulationen imstande war.
Sie begannen mit internen Untersuchungen, da sie Sabotage
vermuteten. Und die ganze Zeit über empfingen sie Botschaften
und ›Visionen‹ von Geschöpfen, die sie für ihre Götter oder
Abbilder davon hielten.«
»Klingt ganz nach unseren ›Engeln‹«, sagte Harry zwischen
zwei Bissen. Es war nur noch ein Knödel übrig, und den wollte
er richtig genießen. Er hatte ganz vergessen, wie köstlich sie
schmeckten; sie boten genau die richtige Mischung aus scharf
und herb. Er leckte sich die Soße von den Fingern.
»Ja. Aber wie können unsere Engel die Götter der Fremden
gewesen sein?«
»Vielleicht sind sie miteinander identisch«, spekulierte Kim.
»Vielleicht sind jene Wesen durch die ganze Galaxis gereist.
Vielleicht stehen sie mit dem Beschützer in Zusammenhang und
können noch viel weiter reisen.«
»Genau.« In Paris’ Augen leuchtete es. »Das Volk des
Beschützers. Wenn wir es finden, wenn es uns gelingt, mit dem
Wesen Kontakt aufzunehmen, das für diese Angelegenheit
verantwortlich ist… Dann können wir vielleicht nach Hause
zurückkehren.«
»Wenn«, wiederholte Kim. »Ich möchte mir keine allzu
großen Hoffnungen machen – um zu vermeiden, später
enttäuscht zu werden. Sie haben nicht zufällig auch ein Dessert
mitgebracht, oder?«
Captain Janeway und die Führungsoffiziere der Voyager hatten sich im Bereitschaftsraum eingefunden, um sich mit dem
Logbuch des fremden Schiffes zu befassen. Chakotay war froh,
halbwegs wach zu sein, nach nur fünf Stunden Schlaf. Es wäre
ihm lieber gewesen, noch etwas länger zu schlafen, aber die
Ruhepause hatte zumindest einen Teil seines inneren
Gleichgewichts wiederhergestellt.
Vage erinnerte er sich an einen Traum. Einzelheiten blieben
ihm verborgen, aber er wußte, daß ihn sein Seelenfreund und
Schutzgeist besucht hatte. Er war selbst hier bei ihm, so weit
von der Heimat seiner Vorfahren entfernt. Der Traum hinterließ
ein Gefühl der Zuversicht. Chakotay ahnte, daß er erfahren
hatte, worauf es ankam, was es zu unternehmen galt. Zwar
konnte er sich jetzt nicht daran erinnern, aber das Wissen
wohnte tief in ihm, war nun Teil seines ›Instinkts‹. Es würde
sich ihm offenbaren, wenn er es brauchte. Viele Personen
›erlebten‹ im Schlaf solche Kontakte mit der Geisterwelt, aber
nachher vergaßen sie alles. Chakotay hingegen stammte aus
einer Kultur, in der man solchen Dingen große Beachtung
schenkte. Er wußte, daß ihm Hilfe zuteil geworden war, und
diese Erkenntnis gab ihm Frieden.
»Ich glaube, auch Kes sollte an dieser Besprechung
teilnehmen«, sagte er. »Sie kam mit mir, um Sie zu retten,
schien zu spüren, daß Gefahr drohte. Wenn eine Art
empathischer Kommunikation stattfindet, so ist Kes davon
betroffen. Ihre Meinungen könnten uns zusätzlichen Aufschluß
gewähren.«
Captain Janeway nickte. »Wenn sie zu einem telepathischen
Kontakt fähig ist, kann sie die Fremden vielleicht identifizieren.
Beziehungsweise ihre Hologramme. Ich bin mit diesen
speziellen Talenten nicht vertraut genug, um irgend etwas
auszuschließen. Bestellen Sie Kes hierher, damit wir anfangen
können.«
Chakotay kam der Aufforderung nach.
»Wieso halten Sie es für möglich, daß eine empathische
Kommunikation zwischen Kes und den Fremden stattfindet?«
fragte Janeway.
Chakotay wandte den Blick vom Captain und Tuvok ab. Er
beugte sich vor und wählte seine Worte mit besonderer Sorgfalt,
als er von der Entscheidung berichtete, zu einer Rettungsmission aufzubrechen, obwohl nichts auf eine Notlage der Einsatzgruppe
hindeutete. Anschließend lehnte er sich zurück, wartete auf
Tuvoks und Janeways Reaktion.
Stille herrschte im Bereitschaftsraum, und es dauerte eine
Weile, bis die Kommandantin das Schweigen beendete. »Sie
flogen vor der Explosion mit dem Shuttle zum fremden Schiff?«
Chakotay erwiderte ihren Blick. »Ja. Ich kann es nicht
erklären, aber irgendwie wußte ich, daß Sie Hilfe brauchten.
Obwohl zu jenem Zeitpunkt kein Anlaß zu einer solchen
Vermutung bestand. Kes und ich flogen los, und wir waren
genau zum richtigen Zeitpunkt zur Stelle.«
Der Captain und Tom Paris musterten ihn. Schließlich
räusperte sich Janeway und fragte sanft: »Haben Sie an die
Möglichkeit gedacht, daß es nicht nur bei Kes zu einem
empathischen Kontakt kam?«
Chakotay atmete tief durch. »Ja, an diese
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