Voyager 008 - Cybersong
und müßte nicht dauernd an das Stechen in meiner Seite
denken. Und ich könnte mir heiße Zwiebelsoße für dieses Ding
holen. Haben Sie die Möglichkeit, mir eine scharfe Soße fürs
Abendessen zu beschaffen?«
Kes überlegte. »Wenn Sie sich jetzt hinlegen und einige
Stunden schlafen… Dann versuche ich, eine scharfe Soße
aufzutreiben. Oder zumindest irgendeine Soße.«
Harry Kim dachte darüber nach, seufzte, stand auf und kehrte
zu seinem Medo-Bett mit alle den Sensoren und Displays
zurück. Er mußte zugeben, daß er müde war. Das Sitzen erwies
sich als ziemlich große Anstrengung. Eigentlich kein Wunder:
Er hatte das Bett zum erstenmal verlassen dürfen.
Doch sein Stolz verbot ihm, der Ocampa seine Erschöpfung
einzugestehen. Und die Langeweile setzte ihm tatsächlich arg
zu.
Im Halbschlaf lag er unter der Decke und wußte nicht, wieviel
Zeit verstrichen war, als jemand neben dem Bett flüsterte: »He,
Harry, alter Knabe, wachen Sie auf. Sonst werde ich erwischt
und rausgeworfen.«
»Schon wieder?« erwiderte Kim mit undeutlicher Stimme. Er
entsann sich an einen seltsamen Traum, in dem er zusammen
mit B’Elanna das fremde Schiff besucht hatte. Einige andere
Erinnerungsfragmente zeigten ihm Tom Paris, Tuvok und
Captain Janeway. Jetzt fragte er sich, ob jene Szenen wirklich
auf einen Traum zurückgingen oder vielleicht in der
Wirklichkeit wurzelten.
»Ich habe Ihnen etwas mitgebracht«, flüsterte die Stimme.
Langsam öffnete Harry die Augen, und es dauerte einige
Sekunden, bis er Tom Paris erkannte. Der Besucher hob einen in
Folie gewickelten Gegenstand.
»Hier, nehmen Sie, bevor uns der Doktor erwischt«, raunte
Paris. »Das sind heiße Maderlion-Knödel mit Tla-Soße und
einer doppelten Portion vulkanischem Mokka, besonders süß.«
Harry riß die Augen auf und fühlte sich plötzlich hellwach.
»Vulkanischer Mokka? Maderlion-Knödel?« brachte er hervor.
Er hoffte inständig, daß dies kein Traum war, daß er nicht
erwachte, um von Kes zu hören, es gäbe keine pikante Soße.
Seit Monaten hatte er keine Maderlion-Knödel mehr gegessen,
seit der Entscheidung, seine Replikatorrationen für nützlichere
Dinge zu verwenden, beziehungsweise für Speisen, die weniger
Replikatorenergie verbrauchten. »Woher haben Sie das?«
Paris lächelte. »Ich dachte mir, Sie könnten vielleicht eine
kleine Aufmunterung vertragen, etwas, das Ihre Rekonvaleszenz
beschleunigt. Damit Sie dabei helfen können, die Sache mit dem
Computer in Ordnung zu bringen. An Bord der Voyager gibt es nur zwei Personen, die sich gut genug mit Betriebssystemen
auskennen, um diese Aufgabe zu erledigen: Sie und die
komische Daphne Mandel.«
»Eine schwierige Sache«, kommentierte Kim. »Aber Mandel
kommt damit gut zurecht. Ab und zu habe ich Gelegenheit, ihr
bei der Arbeit zuzusehen.«
»Ja, sie kommt tatsächlich gut zurecht, aber ›gut‹ allein genügt nicht. Und es dauert zu lange. Der Captain hat eine Besprechung
anberaumt, die in zwei Stunden beginnt. Dabei erörtern wir das
Logbuch, das Sie vor der Explosion in Ihren Tricorder kopiert
haben. Erinnern Sie sich?«
»Natürlich erinnere ich mich.«
»Nun, ich dachte, Sie sind vielleicht an dem Inhalt jenes
Logbuchs interessiert. Wenn Sie möchten, gebe ich Ihnen einen
Überblick – während Sie die Knödel essen.«
»Aber…«, begann Harry.
»Sie können die Dinger nicht verstecken«, sagte Paris.
»Man würde sie Ihnen wegnehmen. Und das wäre wirklich
schade, weil ich zwei Tagesrationen verwendet habe, um sie zu
replizieren.«
Kim zögerte nicht mehr, öffnete das Paket und starrte auf die
warmen Knödel in der dicken Soße hinab. Zwei oder drei
Sekunden lang hielt er vergeblich nach einer Gabel Ausschau.
Es widerstrebte ihm, mit den Fingern zu essen, aber in diesem
Fall blieb ihm keine Wahl – er war viel zu hungrig.
»Uns steht jetzt eine Textversion des Logbuchs zur
Verfügung«, erläuterte Paris, während Kim aß. »Im großen und
ganzen läuft es auf folgendes hinaus: Das Schiff, dem wir einen
Besuch abstatteten, hatte die gleichen Probleme wie wir. Die
Lebensmittel der Fremden verdarben immer schneller, und der
Antrieb funktionierte nicht mehr. Darüber hinaus ignorierte der
Computer alle Navigationsdaten. Die besten Programmierer
wurden auf das Problem angesetzt und gewannen den Eindruck,
es mit einer Art Computervirus zu tun zu haben. Aber sie
konnten sich nicht erklären, wie ein fremdes Etwas, das
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