Voyager 012 - Der Garten
deutlich daran erinnert. Ich muß mich der
Notwendigkeit stellen. Erneut sah sie auf den Datenblock, der Torres’ letzten Bericht zeigte. Die knappen Diagramme und
Gleichungen vermittelten eine klare, unmißverständliche
Botschaft. Sie konnten die notwendigen Metallteile entbehren,
vorausgesetzt, die Kirse waren fähig und bereit, sie durch
Kopien aus Kunststoff und Keramik zu ersetzen. Mit anderen
Worten: Die Voyager konnte jenen Proviant kaufen, den die Crew fürs Überleben brauchte. Die sonderbaren Aspekte der
Kirse traten einer solch einfachen Tatsache gegenüber in den
Hintergrund. Diese Erkenntnis hatte Janeway inneren Halt
gegeben, als sie vor drei Stunden die endgültige Vereinbarung
mit Unnachgiebig traf. Die Voyager würde den neuen Proviant zu einem Preis bekommen, den sie sich leisten konnte – darin
mußte die erste Priorität bestehen.
Die Verhandlungen hatten erstaunlich wenig Zeit in Anspruch
genommen. Die Kirse erklärten sich sofort einverstanden,
Kunststoffkopien der isolinearen Chips herzustellen und die
metallenen Komponenten für eine Modifizierung ihres
Transporters zu verwenden. Unnachgiebig erklärte sich sogar
bereit, einer Landegruppe das Sammeln der ersten
Nahrungsmittel zu erlauben. Janeway schickte daraufhin sofort
eine entsprechende Landegruppe unter dem Kommando von
Lieutenant Paris in den Einsatz. Eine zweite, kleinere Gruppe,
angeführt von Tuvok und Torres, beamte sich in die Zitadelle,
um den Kirse bei der Konstruktion ihres neuen Systems zu
helfen.
Nun, inzwischen lag das alles schon einige Stunden zurück,
und Janeway richtete einen ungeduldigen Blick auf den Schirm.
Der erste Schritt bestand darin festzustellen, ob die Kirse
tatsächlich imstande waren, isolineare Chips zu kopieren. Bisher
fehlte ein Bericht vom Planeten.
Die Kommandantin aktivierte ihren Kommunikator. »Janeway
an Brücke. Haben Sie etwas von Tuvok gehört?«
Chakotays Gesicht erschien auf dem Schirm. »Nein, Captain.
In spätestens einer Stunde erwarten wir einen Bericht von ihm.«
»Danke. Janeway Ende.« Sie unterbrach die Verbindung,
lehnte sich zurück und runzelte die Stirn. Zwar galt ihr Blick
auch weiterhin dem Bildschirm, aber sie nahm seine
Darstellungen gar nicht bewußt wahr. Eigentlich hatte sie auch
gar nicht mit einer Nachricht gerechnet – Chakotay würde sie
sofort informieren, wenn es etwas Neues gab. Ich lasse mich nur von meiner Ungeduld leiten, dachte Janeway mit angemessener Selbstkritik. Nun, wenigstens bin ich nicht auf der Brücke. Sie dachte an ihre Zeit als Erster Offizier zurück: Wie oft war sie
damals verärgert gewesen, wenn ein ungeduldiger Captain ihr
auf der Brücke dauernd über die Schulter sah und sich immer
wieder nach dem Status der Dinge erkundigte? Damals hatte sie
sich vorgenommen, ihren Offizieren nie mit einem derartigen
Verhalten auf die Nerven zu fallen, wenn sie selbst Captain war.
Nur sehr selten ließ sie sich dazu hinreißen, gegen diesen
Vorsatz zu verstoßen. Heute weiß ich, wie meine Vorgesetzten
damals empfanden, dachte sie mit einem schiefen Lächeln.
»Chakotay an Captain Janeway.«
Die Kommandantin unterbrach ihre Überlegungen, und aus
dem Lächeln wurde fast ein Grinsen. Offenbar war Tuvok mit
seinen Analysen früher als erwartet fertig geworden. »Hier
Janeway.«
»Am Rand unserer Sensorreichweite haben wir eine
ungewöhnliche Subraumwelle geortet, Captain. Ich glaube
kaum, daß sie von einem Raumschiff verursacht wurde, aber wir
können nicht sicher sein. Wie dem auch sei: Eine klare
Identifizierung konnte bisher nicht vorgenommen werden.«
»Ich bin unterwegs«, sagte Janeway. Alle Gedanken an die
Vergangenheit und Tuvoks Mission verloren sich in einem
plötzlichen Adrenalinschub.
Als sie die Brücke erreichte, zeigte der Hauptschirm das
Diagramm der Wellenanalyse. Janeway runzelte die Stirn, als
sie im Kommandosessel Platz nahm – ein solches Muster sah sie
jetzt zum erstenmal. »Fernbereichsensoren?«
»Für eine visuelle Erfassung und die nichtenergetischen
Sensoren ist die Entfernung noch zu groß«, erwiderte Kim.
»Mehr als die Wellenform können wir derzeit nicht erwarten.«
Seine Hände huschten über die Kontrollen, doch Janeway
vermutete, daß der junge Fähnrich gar nicht hoffte, neue
Informationen zu gewinnen – wahrscheinlich wollte er sich nur
irgendwie beschäftigen.
Die Kommandantin betrachtete das Diagramm noch einige
Sekunden lang und schüttelte den
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