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Voyager 012 - Der Garten

Voyager 012 - Der Garten

Titel: Voyager 012 - Der Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Scott
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meiner sehr bewegten beruflichen Laufbahn
    gelernt: Stolz ist unwichtig, wenn es ums Essen geht. Er hob das kleine Gerät, und Graurose nahm es entgegen, wölbte die Finger
    um die Kontrollen. Es war ganz offensichtlich für eine Kirse-
    Hand konzipiert – bei Graurose befanden sich alle Tasten und
    Schieberegler genau an der richtigen Stelle.
    Der Roboter setzte sich wieder in Bewegung, und die Leine,
    die ihn mit dem Karren verband, straffte sich langsam, ohne daß
    es zu einem plötzlichen Ruck kam. Paris seufzte, beeindruckt
    und auch ein wenig neidisch, beobachtete dann, wie das
    restliche Korn geerntet wurde. Diese Roboter ähnelten kaum
    jenen Maschinen, mit denen er in der Föderation gearbeitet
    hatte. Sie wiesen eine unnötige humanoide Form auf: Über der
    Mähöffnung ragte ein Kirse-Oberkörper mit mehreren Armen
    auf, die den Eindruck erweckten, erst nachträglich hinzugefügt
    worden zu sein. Die äußere Beschaffenheit von vergleichbaren
    Apparaten in der Föderation wurde allein vom Zweck bestimmt;
    ästhetische Gesichtspunkte spielten dabei nur eine
    untergeordnete Rolle. Ich versuche gerade, mich vom
    eigentlichen Problem abzulenken, dachte Paris und wandte sich Graurose zu.
    »Glauben Sie persönlich, daß die Andirrim beabsichtigen, mit
    Ihnen Handel zu treiben? Oder halten Sie einen Angriff für
    wahrscheinlicher?«
    Die Kirse bewegte kurz ihre Flügel und behielt auch weiterhin
    den Roboter im Auge. »Sie haben schon einmal angegriffen,
    nachdem sie behaupteten, Geschäfte mit uns abschließen zu
    wollen. Ich kann ihre Gedanken nicht lesen.«
    »Verzeihung«, sagte Paris überrascht.
    Graurose warf ihm einen entschuldigenden Blick zu. »Es tut
    mir leid. Ich wollte sagen: Es fällt mir nicht leicht, die Absichten der Andirrim zu ergründen. Das Verhalten von Tieren ist schwer
    zu verstehen.«
    Sie bewegte einen kleinen Hebel, woraufhin sich der Roboter
    im Feld vor ihnen drehte und mit der nächsten Reihe begann.
    »Haben Sie die Andirrim ebenso auf die Probe gestellt wie
    uns?« fragte Paris.
    »Ja.« Graurose beobachtete die kleine Maschine, lenkte sie mit
    großem Geschick.
    »Und… aßen sie von den angebotenen Speisen?« erkundigte
    sich Paris. »Ich meine das Bankett im Saal…«
    »Sie fielen über die Gärten her«, sagte Graurose, und deutliche
    Bitterkeit erklang in ihrer Stimme. »Sie kamen nicht einmal bis
    zur Zitadelle.« Sie versuchte, ihre Gefühle zu beherrschen.
    »Aber das war vor langer Zeit.«
    Der Ernteroboter beendete seine Aufgabe und kehrte zu ihnen
    zurück. Paris blickte aufs Chronometer des Tricorders. Noch
    zwanzig Minuten, wenn Laek die notwendige Zeit richtig
    geschätzt hatte – dann konnten sie damit beginnen, der Voyager
    neue Vorräte zu liefern. Er sah zu den anderen Maschinen und
    versuchte abzuschätzen, wieviel es noch zu ernten galt.
    Erneut piepte sein Insignienkommunikator.
    »Chakotay an Paris.«
    »Hier Paris.« Aus dem Augenwinkel bemerkte er, daß
    Graurose einen Schritt zur Seite trat. Ein höfliches,
    rücksichtsvolles Gebaren – obgleich sie in Hörweite blieb.
    »Wir haben den Anflugvektor der Andirrim analysiert, und das
    Ergebnis läßt keinen klaren Rückschluß auf ihre tatsächlichen
    Absichten zu. Der Captain möchte, daß Ihre Gruppe an Bord
    zurückkehrt, bevor die Schiffe den Orbit erreichen.«
    »Wieviel Zeit bleibt uns?« fragte Paris.
    »Zwei Stunden. Maximal drei.«
    Zwei Stunden. Paris lächelte, drehte sich um die eigene Achse und sah dabei über die Felder hinweg. In zwei Stunden ließ sich
    ein großer Teil der geplanten Ernte einbringen. Sie würden eben
    darauf verzichten, auch jene Dinge zu sammeln, die mehr Zeit
    erforderten: Beeren, die von den Zweigen geschüttelt werden
    mußten, ohne daß die Pflanzen dabei Schaden nahmen; Knollen,
    die es von bestimmten Wurzeln abzuschneiden und dann
    auszugraben galt. Das heben wir uns für später auf, dachte Paris. Vorausgesetzt natürlich, daß es ein Später gab. Nun, die
    Kirse waren freundlich, und bisher hatten sie alle Angriffe der
    Andirrim überstanden.
    »Gut, Commander«, sagte er und sprach dabei ganz ruhig.
    »Ich möchte die Ernte bis zur letzten Minute fortsetzen.«
    »Captain Janeway hat von zwei Stunden gesprochen«, betonte
    Chakotay noch einmal. »Und sie meint es auch so, Mr. Paris.«
    »Bestätigung. Paris Ende.« Erneut blickte er über die Felder
    und fragte sich, auf welche Weise sich die Roboter am
    effizientesten nutzen ließen.
    »Gute Nachrichten?«

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