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Wachen! Wachen!

Wachen! Wachen!

Titel: Wachen! Wachen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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daran, daß er ganz offen seine Meinung sagt. Selbst dem Patrizier gegenüber. Wie ich hörte, ist er einmal zu offen gewesen. Hat die Diebesgilde als einen Haufen Diebe bezeichnet oder so. Deshalb gehört er jetzt zur Nachtwache. Tja.« Nobby starrte nachdenklich zu Boden und fragte dann: »Wo wohnst du, Junge?«
    »Nun, es gibt da eine freundliche Dame namens Frau Palm…«, begann Karotte.
    Nobby verschluckte sich am Zigarettenqualm, hustete und schwankte ein wenig.
    »In den Schatten?« schnaufte er. »Du wohnst in den Schatten?«
    »O ja.«
    »Jeden
Abend?«
    »Nun, äh, jeden Tag. Ja.«
    »Und du bist hergekommen, um zu einem Mann zu werden?«
    »Ja!«
    »Ich glaube, in deiner Heimat gefiele es mir nicht«, sagte Nobby.
    Karotte begriff nicht, was der Korporal damit meinte. »Ich bin hier, weil Herr Varneschi meinte, es gebe nichts Ehrenvolleres, als das Gesetz zu hüten. Das stimmt doch, oder?«
    »Tja, äh«, erwiderte Nobby, »wenn du’s unbedingt wissen willst… Ich meine, wenn’s darum geht, das Gesetz zu hüten und so… Ich meine, früher kann das vielleicht ehrenvoll gewesen sein, als es noch nicht die Gilden gab. Äh. Heute allerdings… Eigentlich läutet man nur die Glocke und versucht, nicht zuviel Aufsehen zu erregen.«
    Nobby seufzte. Dann brummte er, löste die Sanduhr vom Gürtel und stellte fest, daß sich der größte Teil ihres Inhalts in der unteren Hälfte gesammelt hatte. Er steckte sie wieder ein, zog den Lederdämpfer vom Klöppel und schüttelte die Glocke kurz, wobei er darauf achtete, daß sie nicht zu laut läutete.
    »Zwölf Uhr«, murmelte er, »und alles, wirklich alles ist gut.«
    »Und das genügt?« fragte Karotte, als das leise Echo verklang.
    »Im großen und ganzen, ja, im großen und ganzen.« Nobby klemmte sich den Stummel zwischen die Lippen.
    »Es finden keine Verfolgungsjagden im Mondschein statt?« Es klang enttäuscht. »Und es wird nie notwendig, sich an hohen Kronleuchtern hin und her zu schwingen?«
    »Ich glaube nicht«, sagte Nobby mit einem gewissen Nachdruck. »In meiner beruflichen Laufbahn sind solche Zwischenfälle bisher ausgeblieben. Niemand hat etwas ähnliches von mir verlangt.« Er nahm einen Zug von der Zigarette. »Wer sich an hohen Kronleuchtern hin und her schwingt, könnte fallen und sich etwas brechen, weißt du. Ich begnüge mich mit der Glocke, wenn du nichts dagegen hast.«
    »Darf ich sie mal ausprobieren?« fragte Karotte.
    Nobby erlitt einen seltsamen Anfall väterlicher Großzügigkeit. Sonst wäre es ihm bestimmt nie in den Sinn gekommen, Karotte die Glocke zu geben.
    Der Junge betrachtete sie einige Sekunden lang, bevor er sie kräftig über dem Kopf schüttelte.
    »Zwölf Uhr!«
donnerte er.
»Und alles ist guuuut!«
    Die Echos tanzten außerordentlich lebhaft durch die Straße und erlagen schließlich einer schrecklichen, bedrückenden Stille. Irgendwo in der Nacht bellten einige Hunde. Ein Kind begann zu weinen.
    »Pscht!« zischte Nobby.
    »Nun, es
ist
doch alles gut, oder?« entgegnete Karotte.
    »Es wird alles
schlecht,
wenn du weiterhin mit der Glocke läutest! Her damit!«
    »Ich verstehe das nicht«, sagte Karotte. »Weißt du, ich habe in dem Buch gelesen, das mir Herr Varneschi geschenkt hat…« Er holte die Gesetze und Verordnungen hervor.
    Nobby warf einen kurzen Blick darauf und hob die Schultern. »Noch wie was davon gehört. Sei jetzt still! Wenn du weiterhin solchen Lärm machst, könnten irgendwelche… Leute auf uns aufmerksam werden. Komm, hier entlang!«
    Er griff nach Karottes Arm und zog ihn mit sich.
    »Was für Leute?« fragte der Junge neugierig, gab dem fremden und ziemlich entschlossenen Bewegungsmoment nach und trat übers feuchte Pflaster.
    »
Üble
Leute«, antwortete Nobby.
    »Aber wir sind die
Wache!«
    »Da hast du verdammt recht! Und deshalb wollen wir niemandem auf den Schlips treten, klar? Denk nur daran, was dem armen Humpel zugestoßen ist!«
    »Ich habe wirklich keine Ahnung, was dem armen Humpel zugestoßen ist«, erwiderte der völlig verwirrte Karotte. »Ich kenne den armen Humpel überhaupt nicht.«
    »Vor deiner Zeit«, murmelte Nobby. Er ließ ein wenig die Schultern hängen. »Der arme Humpel war ein armer Kerl. Ach, es hätte jedem von uns passieren können!« Er hob den Kopf und bedachte Karotte mit einem finsteren Blick. »Hör jetzt auf damit, in Ordnung? Es geht mir allmählich auf die Nerven. Verfolgungsjagden im Mondschein.
Meine
Güte!«
    Er wankte über die Straße. Nobbys

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