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Wallander 05 - Die falsche Fährte

Wallander 05 - Die falsche Fährte

Titel: Wallander 05 - Die falsche Fährte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Wetterstedt Justizminister. Carlman schrieb ihm einen Brief. Er prahlte damit. Als er entlassen wurde, traf er sich mit Wetterstedt. Worüber haben sie gesprochen? Was taten sie? Danach ging es Carlman gut. Er saß nicht mehr im Gefängnis. Und jetzt sind sie tot. Beide.‹ Habe ich es richtig gelesen?«
    »So habe ich es auch gelesen«, sagte sie.
    »Keine Unterschrift«, sagte Wallander. »Was will er eigentlich sagen? Wer ist der Mann? Wieso weiß er das? Stimmt das alles überhaupt?«
    »Ich weiß nicht«, antwortete sie. »Aber ich hatte das Gefühl, daß der Mann weiß, wovon er redet. Außerdem ist es ja kein Problem herauszufinden, ob Carlman im Frühjahr 1969 wirklich auf Långholmen saß. Daß Wetterstedt damals Justizminister war, ist ja bekannt.«
    »Hatten sie Långholmen damals nicht schon dichtgemacht?«
    |178| »Das war erst ein paar Jahre später. Ich glaube, 1975.   Das kann ich ja klären, wenn du willst.«
    Wallander wehrte ab. »Warum wollte er nur mit mir sprechen? Hat er eine Erklärung dafür genannt?«
    »Ich hatte das Gefühl, daß er von dir gehört hatte.«
    »Es war also keiner, der behauptete, mich zu kennen?«
    »Nein.«
    Wallander dachte nach. »Hoffen wir, daß es auch stimmt, was er schreibt«, sagte er. »Dann hätten wir jetzt einen Zusammenhang zwischen den beiden hergestellt.«
    »Es dürfte ja nicht schwerfallen herauszufinden, ob es stimmt«, meinte Ann-Britt Höglund. »Auch wenn Sonntag ist.«
    »Ja«, sagte Wallander. »Ich fahre zu Carlmans Witwe und rede mit ihr. Sie müßte es ja wissen, wenn ihr Mann im Gefängnis gesessen hat.«
    »Willst du, daß ich mitkomme?«
    »Nicht nötig.«
    Eine halbe Stunde später hatte Wallander seinen Wagen außerhalb der Absperrung in Bjäresjö geparkt. Ein gelangweilter Polizist saß in einem Auto und las Zeitung. Er riß sich zusammen, als er Wallander entdeckte.
    »Ist Nyberg hier denn nicht längst fertig?« fragte Wallander verwundert.
    »Ich habe keinen Techniker gesehen«, antwortete der Polizist.
    »Ruf in Ystad an und frag nach, warum die Absperrung noch nicht aufgehoben ist. Ist die Familie im Haus?«
    »Die Witwe ist drinnen«, sagte der Polizist. »Und die Tochter. Aber die Söhne sind vor ein paar Stunden in einem Wagen verschwunden.«
    Wallander betrat den Hof. Die Bank und der Tisch aus der Laube waren verschwunden. Bei dem schönen Sommerwetter kamen ihm die Ereignisse von vor ein paar Tagen vollkommen unwirklich vor. Er klopfte an die Tür. Arne Carlmans Witwe öffnete fast augenblicklich.
    »Es tut mir leid, falls ich störe«, sagte Wallander. »Aber ich habe einige Fragen, auf die ich dringend eine Antwort brauche.«
    Sie war noch immer sehr blaß. Als er an ihr vorüberging, nahm |179| er einen schwachen Alkoholgeruch wahr. Von irgendwoher rief Carlmans Tochter, wer denn gekommen sei. Wallander versuchte, sich in Erinnerung zu rufen, wie die Frau hieß, die vor ihm herging. Kannte er überhaupt ihren Namen? Dann fiel ihm ein, daß sie Anita hieß. Svedberg hatte den Namen während ihrer langen Sitzung am Mittsommertag mehrfach benutzt. Er setzte sich auf ein Sofa ihr gegenüber. Sie zündete sich eine Zigarette an und sah ihn an. Sie trug ein helles Sommerkleid. Ein Anflug von Mißbilligung huschte durch Wallanders Kopf. Wenn sie ihren Mann auch nicht geliebt hatte, so war er doch getötet worden. Hatten die Menschen keinen Respekt mehr vor dem Tod? Hätte sie nicht ein weniger farbenfrohes Kleid wählen können?
    Als nächstes wunderte er sich selbst darüber, wie konservativ seine Ansichten zuweilen waren. Trauer und Respekt ließen sich nicht an einer Farbskala ablesen.
    »Möchten Sie etwas trinken?« fragte sie.
    »Nein, danke«, antwortete Wallander. »Ich will mich kurz fassen.«
    Plötzlich merkte er, daß ihr Blick sich auf etwas hinter ihm richtete. Er wandte sich um. Die Tochter war lautlos ins Zimmer getreten und hatte sich auf einen Stuhl im Hintergrund gesetzt. Sie rauchte und schien nervös zu sein.
    »Macht es etwas aus, wenn ich zuhöre?« fragte sie mit einer Stimme, die Wallander sogleich als aggressiv empfand.
    »Überhaupt nicht«, sagte er. »Sie können gerne hier bei uns sitzen.«
    »Ich sitze gut hier«, erwiderte sie.
    Ihre Mutter schüttelte fast unmerklich den Kopf. Wallander deutete es als Zeichen der Resignation gegenüber ihrer Tochter.
    »Eigentlich bin ich gekommen, weil heute Sonntag ist«, begann er. »Deshalb ist es schwierig, aus Archiven und Registern Auskünfte zu bekommen. Weil

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