Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wallander 06 - Die fünfte Frau

Wallander 06 - Die fünfte Frau

Titel: Wallander 06 - Die fünfte Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
Vom Netzwerk:
wollte nur anrufen und sagen, daß alles in Ordnung ist.«
    »Was ist denn passiert? Warum bist du verschwunden?«
    »Das erkläre ich dir ein andermal.«
    »Bei wem bist du?«
    »Du kennst sie nicht.«
    »Leg nicht auf. Was hast du für eine Telefonnummer?«
    »Ich mach jetzt Schluß. Ich wollte nur anrufen, damit du dir keine Sorgen machst.«
    Die Mutter versuchte, noch etwas zu sagen, aber Katarina Taxell hatte aufgelegt. Der Dialog bestand aus fünfzehn Satzfolgen, von denen die letzte abgebrochen wurde.
    |473| Sie hörten sich das Band mindestens zwanzigmal an. Svedberg schrieb mit.
    »Der elfte Satz interessiert uns«, sagte Wallander. »›Du kennst sie nicht.‹ Was meint sie damit?«
    »Das, was sie sagt«, erwiderte Ann-Britt Höglund.
    »Ganz so meine ich es nicht«, verdeutlichte Wallander. »›Du kennst sie nicht‹ kann zwei Sachen bedeuten. Daß die Mutter ihr noch nicht begegnet ist. Oder daß die Mutter nicht verstanden hat, was sie für Katarina Taxell bedeutet.«
    »Das erste ist wohl das Wahrscheinlichere«, sagte Ann-Britt Höglund.
    »Ich hoffe, du irrst dich«, antwortete Wallander. »Das würde es uns in hohem Maß erleichtern, sie zu identifizieren.«
    Währenddessen saß Nyberg mit den Kopfhörern da und lauschte. Dem Geräusch, das heraussickerte, konnten sie entnehmen, daß er die Lautstärke voll aufgedreht hatte.
    »Man hört was im Hintergrund«, sagte Nyberg. »Da pocht etwas.«
    Wallander setzte die Kopfhörer auf. Nyberg hatte recht. Im Hintergrund waren dumpfe Stöße zu hören. Die anderen lauschten der Reihe nach. Keiner konnte mit Sicherheit sagen, was es war.
    »Wo ist sie?« fragte Wallander. »Sie ist irgendwo angekommen. Sie ist bei der Frau, die sie abgeholt hat. Und irgendwo im Hintergrund ist ein Pochen.«
    »Kann es in der Nähe eines Bauplatzes sein?« schlug Martinsson vor. Es war das erste, was er sagte, nachdem er sich entschlossen hatte, wieder zu arbeiten.
    »Das ist eine Möglichkeit«, sagte Wallander.
    Sie hörten es noch einmal. Das Pochen war eindeutig. Wallander faßte einen Beschluß.
    »Schick das Band nach Linköping hoch«, sagte er. »Bitte sie um eine Analyse. Wenn wir das Geräusch identifizieren können, hilft uns das vielleicht weiter.«
    »Wie viele Baustellen gibt es allein in Schonen?« fragte Hansson.
    »Es kann etwas anderes sein«, sagte Wallander. »Etwas, was uns eine Idee gibt, wo sie sich befindet.«
    |474| Nyberg verschwand mit dem Band. Sie blieben in Wallanders Zimmer zurück, an Schreibtisch und Wände gelehnt.
    »Von jetzt an gelten drei Dinge«, sagte Wallander. »Wir müssen Prioritäten setzen. Bestimmte Aspekte müssen wir vorläufig auf sich beruhen lassen. Wir müssen Katarina Taxells Leben noch genauer durchforsten. Wer ist sie? Wer ist sie gewesen? Ihre Freunde? Bewegungen in ihrem Leben. Das ist das erste. Und das zweite hängt damit zusammen: Bei wem ist sie?«
    Er machte eine kurze Pause, bevor er fortfuhr. »Wir warten ab, bis Hansson aus Lödinge zurück ist. Aber ich rechne damit, daß unsere dritte Aufgabe sein wird, draußen bei Holger Eriksson zu graben.«
    Keiner hatte Einwände, und sie trennten sich. Wallander wollte nach Lund fahren und Ann-Britt Höglund mitnehmen. Es war bereits spät am Nachmittag.
    »Paßt jemand auf deine Kinder auf?« fragte er, als sie allein im Zimmer waren.
    »Ja«, sagte sie. »Meine Nachbarin braucht im Moment Gott sei Dank Geld.«
    »Wie schaffst du das eigentlich?« fragte er. »So hoch ist dein Gehalt doch nicht.«
    »Ich könnte mir das nicht leisten«, sagte sie. »Aber mein Mann verdient gut. Das rettet uns. Das macht uns zu einer beneidenswerten Familie heutzutage.«
    Wallander rief Birch an und sagte, daß sie sich auf den Weg machten.
    Er ließ Ann-Britt Höglund fahren. Er traute seinem eigenen Wagen nicht mehr, trotz der teuren Reparatur.
    Die Landschaft versank langsam in der Dämmerung. Ein kalter Wind strich über die Äcker.
    »Wir fangen bei Katarina Taxells Mutter an«, sagte er. »Danach gehen wir noch einmal in ihre Wohnung.«
    »Was glaubst du denn da noch finden zu können? Du hast die Wohnung doch schon durchsucht. Und du bist meistens sehr genau.«
    »Vielleicht nichts Neues. Aber vielleicht einen Zusammenhang zwischen zwei Details, den ich bisher nicht gesehen habe.«
    |475| Sie fuhr schnell.
    »Startest du manchmal mit quietschenden Reifen?« fragte Wallander unvermittelt.
    Sie warf ihm einen Blick zu. »Es kommt schon mal vor«, sagte sie. »Warum fragst

Weitere Kostenlose Bücher