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Walled Orchard 02: Der Garten hinter der Mauer

Walled Orchard 02: Der Garten hinter der Mauer

Titel: Walled Orchard 02: Der Garten hinter der Mauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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sterben, und alles, woran du denkst, ist Geld. Das ist vollkommen typisch für dich. Du denkst einfach nicht nach, stimmt’s?«
    Phaidra befreite sich aus meinen Armen, lief in den Innenraum und verriegelte wieder einmal hinter sich die Tür.

11. KAPITEL
     
    Das Schöne daran, wenn man zum Tode verurteilt wird, ist die Tatsache, daß man sich um die alltäglichen Dinge des Lebens keine Sorgen mehr macht; und wenn man wie ich dazu neigt, sich Sorgen zu machen, ist das äußerst vorteilhaft.
    Immer mit der Ruhe, Ihnen ist bestimmt keine Schriftrolle aus dem Buch gefallen – bis jetzt sind wir nämlich noch gar nicht beim Prozeß angelangt. Ich meinte das eben lediglich symbolisch, denn ich hatte damals bereits das Gefühl gehabt, zum Tode verurteilt worden zu sein. Nun werden Sie mir vorhalten, ich übertreibe mutwillig, nur um meiner Geschichte mehr Dramatik zu verleihen. Nun, vielleicht haben Sie sogar recht. Wir werden ja sehen.
    Am nächsten Morgen bin ich jedenfalls zu Aristophanes gegangen. Ich weiß selbst nicht, was ich damit eigentlich erreichen wollte, doch wäre es bestimmt einen Versuch wert gewesen, wenn ich ihn überhaupt zu Gesicht bekommen hätte. Allerdings sagte mir der Sklave, der mir die Tür öffnete, Aristophanes habe außerhalb der Stadt geschäftlich zu tun und sei frühestens in einer Woche zurück. Zunächst fragte ich mich, ob der Sohn des Philippos Angst bekommen hatte und geflohen war, zumal damit sämtliche Probleme gelöst gewesen wären, und ich verspürte allmählich sogar so etwas wie verhaltenen Optimismus in mir aufkommen. Um sicherzugehen, beauftragte ich meinen Sklaven Thrax, Aristophanes’ Haus zu bewachen. Wie befürchtet berichtete er mir schon kurz darauf, er habe gesehen, wie Aristophanes aus dem Haus gegangen und bereits eine halbe Stunde später mit zwei Rebhühnern, einem Seebarsch und einem Flußaal zurückgekehrt sei. Offenbar wirkte sich bei ihm die Aussicht, einen Menschen zu denunzieren, der ihm das Leben gerettet hatte, nicht schädlich auf den Appetit aus.
    Also ging ich noch einmal zu seinem Haus, und der Sklave behauptete erneut, Aristophanes sei nicht daheim. Von meinem ersten Besuch her konnte er sich nicht an mich erinnert haben, denn dieses Mal erzählte er mir, sein Herr habe sich für zwei Wochen auf die Festung Eleusis zurückgezogen, um sich mit den Mysterien zu beschäftigen. Ich fragte ihn, ob er sich dessen ganz sicher sei, und er antwortete: »Ja, warum nicht?« Daraufhin wollte ich von ihm wissen, ob er gern Seebarsch esse, und er antwortete mit Nein, und ich erkannte die Sinnlosigkeit meines Unterfangens.
    Als ich zu Hause eintraf, schlug Phaidra vor, ich solle Demeas aufsuchen und mit ihm ein doppeltes Spiel treiben, indem ich ihm verspräche, für ihn als Zeuge auszusagen, um dann, wenn er mich später während der Verhandlung anriefe, Stein und Bein zu schwören, daß Aristophanes unschuldig wie ein Lamm sei und mir Demeas Geld angeboten habe, um gegen den Angeklagten auszusagen. Wie allgemein behauptet wird, lieben die Athener den Verrat, verabscheuen aber die Verräter, und möglicherweise hätten sie das tatsächlich geschluckt und statt dessen Demeas getötet. Aber dazu war es wahrscheinlich schon zu spät, denn Aristophanes hatte sich offenbar mit Demeas längst geeinigt, und ich konnte Phaidra daraufhin lediglich antworten, daß es schade sei, nicht schon gestern auf diese Idee gekommen zu sein, da ich zu jenem Zeitpunkt vielleicht noch etwas damit hätte erreichen können. Natürlich stimmte das auch nicht ganz, denn Demeas war viel zu erfahren in solchen Dingen, um sich so einfach hinters Licht führen zu lassen, und hätte vermutlich für uns beide die Todesstrafe beantragt.
    Trotz Phaidras Protesten machte ich mich daran, zumindest einen Teil meines Geldes aus Athen wegzuschaffen. Dabei gab es zwei Probleme. Eins war, meinen persönlichen Besitz zu verflüssigen, und das andere, wohin ich das so erlangte Geld schaffen sollte. Es gab nicht den geringsten Grund, es an irgendeinen Ort im athenischen Reich zu schicken, da es vom Gerichtsvollzieher ohne Schwierigkeiten überall beschlagnahmt werden konnte. Gleichzeitig gab es aber auch keinerlei Veranlassung, es in Feindesland zu bringen, da Phaidra es niemals zurückbekommen hätte und es wahrscheinlich in die Hände der Spartaner gefallen wäre, die es für Kriegsschiffe und ähnlichen Unsinn vergeudet hätten. Während wir Phaidras Schmuck durchstöberten, stießen wir auf das goldene

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