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Walled Orchard 02: Der Garten hinter der Mauer

Walled Orchard 02: Der Garten hinter der Mauer

Titel: Walled Orchard 02: Der Garten hinter der Mauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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leiseste Ahnung hatte, was ich tun sollte. Natürlich gab es einen entscheidenden Unterschied: Aristophanes war ein schlechter Mensch und zudem schuldig und ich ein guter und unschuldig. Dennoch entdeckte ich erschreckend viele Parallelen, so daß ich versucht war, Sokrates in seinem Haus aufzusuchen und von ihm auf der Stelle die Rückerstattung der drei Obolen zu fordern.
    »Wer ist das eben gewesen?« wollte Phaidra wissen, die in der Tür zum Innenraum stand. »Einer deiner Zechbrüder aus dem Theater? Ich hoffe, er hat nirgendwo hingekotzt.«
    »Nein, aber mir ist zum Kotzen. Wir stecken bis zum Hals in Schwierigkeiten, meine Liebe.«
    »Was meinst du mit wir?«
    »Wir heißt, daß man mich zum Tode verurteilen wird und du mittellos dastehen wirst, wenn man mein gesamtes Hab und Gut beschlagnahmt, um den Spitzel zu bezahlen.«
    »Du meine Güte! Was hast du denn bloß verbrochen?«
    »Ich habe gar nichts verbrochen, das ist ja das Ärgerliche daran.«
    Phaidra kam zu mir herüber und setzte sich neben mich. »Und was wirft man dir vor?«
    »Statuen umgerissen zu haben.«
    »Ach, das ist doch Unsinn«, seufzte Phaidra, wobei man ihr die Erleichterung anmerken konnte, daß ich mir über nichts Schlimmeres Gedanken machte. »Ich kann jederzeit bezeugen, daß du mit mir im Bett warst.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, daß das reichen wird, um die Geschworenen von meiner Unschuld zu überzeugen. Wenn ich allerdings beweisen könnte, daß ich mit dem Ankläger, dem Vorsitzenden Richter und dem gesamten Rat im Bett gewesen bin, könnte ich gute Aussichten haben. Aber mit dir? Nein.«
    »Aber das entspricht doch der Wahrheit!« empörte sich Phaidra. »Glaubst du, irgend jemand kommt ernsthaft auf den Gedanken, daß ich einen Meineid leisten würde, nur um dich zu schützen?«
    »Du würdest dich wundern. Nein, es gibt für mich nur einen einzigen Weg, um aus diesem Schlamassel herauszukommen, und den werde ich auch gehen.«
    »Was meinst du damit?«
    »Frag mich lieber nicht.«
    »Jetzt stell dich nicht so dämlich an und sag mir endlich, was los ist.«
    »Na gut. Dieser Mann, der eben hier war, das war dieser Spitzel Demeas. Kennst du ihn?«
    »Ich habe schon mal von ihm gehört. Er stand hinter dem Prozeß, den man gegen diese Leute führte, die von Korinth aus Duftwasser geschmuggelt hatten. Dabei stammte das Zeug gar nicht aus Korinth, das hätte dir jede Frau sagen können. Das war dieses billige Zeug, das unten an der Küste hergestellt und dann in kleine Flaschen abgefüllt wird.«
    »Höchst interessant. Jedenfalls hat Demeas etwas gegen mich und auch gegen Aristophanes, da wir ihn beide in einem unserer Stücke erwähnt haben und zudem noch leben. Und jetzt will er einen von uns beiden bei seiner nächsten Inszenierung präsentieren.«
    »Und weiter?«
    »Und den anderen wünscht er sich natürlich als Hauptzeugen. Deshalb war er eben hier: Er hat mir praktisch die freie Wahl gelassen, welche Rolle ich übernehmen will.«
    »Du kannst dich frei entscheiden?«
    »Ja.«
    »Du hast doch gesagt, wir stecken bis zum Hals in Schwierigkeiten.«
    Ich runzelte die Stirn. »Das tun wir auch. Soweit ich weiß, bist du doch unserer Sprache mächtig, oder etwa nicht? Schwierigkeiten. Probleme. Uns droht ernste Gefahr. Unser Leben und gesamter Besitz stehen auf dem Spiel.«
    »Ich verstehe dich trotzdem nicht. Ich meine, du haßt Aristophanes doch. Ich hätte erwartet, du wärst außer dir vor Freude.«
    »Du meinst, ich sollte ihn denunzieren?«
    »Ja.«
    »Das ist aber gerade das Problem«, seufzte ich und warf eine Handvoll Holzkohle ins Feuer. »Hör mal, Phaidra, du kennst mich doch. Normalerweise würde ich keine Sekunde lang damit zögern. Ich würde meinen Vater ans Messer liefern, wenn ich dadurch den eigenen Hals retten könnte, und das weißt du auch. Aber bei Aristophanes kann ich das einfach nicht.«
    »Aber du haßt ihn zutiefst«, wandte Phaidra ein. »Auf der ganzen Welt ist er dein schlimmster Feind. Er hat mit deiner Frau geschlafen und mit allen Mitteln versucht, die Arbeit an einem deiner Stück zu behindern. Du meine Güte, er ist für dieses verdammte Verbrechen wirklich verantwortlich!« erinnerte sie sich aufgebracht.
    »Ich weiß.«
    »Und wenn du dir einbildest, daß er nur eine Minute lang zögern würde, dich zu denunzieren, nur weil du ihm in Sizilien das Leben gerettet hast, dann…«
    »Woher weißt du das überhaupt?« warf ich verdutzt ein.
    »… dann bist du noch dümmer,

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