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Wallentin, Jan

Wallentin, Jan

Titel: Wallentin, Jan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Strindbergs Stern
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höflichen Einladung gleich.
     
    Unser
Stern gegen Ihre Freundin Alter Hof, Wewelsburg, Mittwochmittag 12 Uhr
     
    Doch der
freundliche deutsche Ton besaß einen falschen Beiklang, denn derjenige, der die
Nachricht hinterlassen hatte, war auf dem besten Wege, Hex' Server zu
okkupieren und ihre Festplatte zu zerstören.
    Als es der
Schwester endlich gelungen war, wieder die Kontrolle über ihren Computer zu
erlangen, schickte sie den beschädigten Code an einen ihrer Freunde im Netz,
der einen zentralen Posten in der Abteilung für Cybersicherheit bei der NSA in
Maryland, USA innehatte.
    Der Freund
erachtete allein schon das Design des Codes als interessant und versprach sich
zu melden, sobald er mehr in Erfahrung gebracht hätte. Zugleich wusste er
nicht, wie viel er eigentlich sagen durfte, denn er konnte bereits bei einem
ersten kurzen Blick ins Programm Spuren eines bekannten und freundlich
gesonnenen deutschen Nachrichtendienstes erkennen.
    Hex hatte
den größten Teil wertvoller Daten auf ihrem Server retten können, inklusive des
Zugangs zum Logistiksystem von Green Cargo. Der Güterwaggon entfernte sich
bereits vom Ieper Vrachtterminal. Aus Sicherheitsgründen hatte sie außerdem
seine Zifferfolge geändert, indem sie sich mehrere Stunden mit einem simplen,
aber nervenaufreibenden Job herumschlug, um die lückenhaft erstellte, mit
verwaltungstechnischen Daten versehene Routinedatei umzuschreiben. Der Waggon
würde noch am selben Abend in Mechelen eintreffen.
     
    Don selbst
saß jedoch leicht durchgeschüttelt in dem elfenbeinfarbenen Taxi, das auf der
Autobahn in Richtung einer Stadt unterwegs war, von der er nie angenommen
hätte, dass er jemals die Kraft besitzen würde, sie noch einmal zu besuchen.
    Als er
anfänglich den abstoßenden Namen gelesen hatte, dachte er, Hex erlaubte sich
einen Scherz. Doch sie hatte ziemlich sauer reagiert und gemeint, dass das
Ganze verdammt noch mal kein Witz sei. Sie würde nämlich gezwungen sein,
sämtliche Adressen auszutauschen und das gesamte Computersystem umzustellen.
Und wenn er vorhätte, nach Wewelsburg zu reisen und sich auf den guten Willen
der Deutschen zu verlassen, wäre das die blödsinnigste Idee, von der sie je
gehört hatte.
    Als er
daraufhin versuchte, ihr zu erklären, dass er die Rechtsanwältin nicht im
Stich lassen könne und es möglicherweise das Beste für alle Beteiligten sei,
wenn der Stern in die richtigen Hände gelangte, hatte sie ihm zuerst überhaupt
nicht geantwortet. Mehrere Stunden lang tat sich auf seinem dunklen Bildschirm
nichts, bis sie ihm plötzlich einen simplen Vorschlag unterbreitete.
     
    Don rückte
vorsichtig den Karton zurecht und hoffte, dass das letzte Stück Landstraße von
Salzkotten bis nach Wewelsburg nicht ganz so stark mit Schlaglöchern gespickt
sein würde, wie er es in Erinnerung hatte. Er betrachtete sich selbst nicht als
besonders nachgiebige Person, doch die Überredungskunst der Schwester war schon
immer beeindruckend gewesen, besonders wenn sie aufgebracht war. Als sie dann
ihre detaillierten Anweisungen per Mail schickte, hatte ihre Laune wahrhaftig
einen Tiefpunkt erreicht.
    »Blut und
Boden«, hörte er eine Stimme vom Fahrersitz aus sagen.
    Im
Rückspiegel konnte er die rot geränderten Augen erkennen, die dem Taxifahrer
von der Nachtfahrt zum Saint Charles de Potyze gehörten. Don hatte die Nummer
auf der Visitenkarte angerufen, die er an besagtem Abend vor dem Friedhof im
strömenden Regen entgegengenommen hatte.
    Im Augenblick
konnte er sich nicht so recht erinnern, was in seinem Kopf vorgegangen war;
vermutlich wollte er auf dem Weg nach Deutschland ein bekanntes Gesicht
dabeihaben. Wie er jedoch den halsbrecherischen Fahrstil des Belgiers hatte
verdrängen können, schien ihm weniger nachvollziehbar.
    »Blut und
Boden«, wiederholte der Fahrer. »Hinein ins Herz des Ungeheuers.«
    Die Nummer
auf der Karte anzurufen, war in der Tat keine gute Idee gewesen.
    »Verwandte
hier in Westfalen?«, fragte der Fahrer.
    »Eher
unwahrscheinlich«, antwortete Don und schaute durch die mit Dreck bespritzte
Seitenscheibe hinaus.
     
    Über
Wewelsburg hingen tiefe dunkle Wolken, doch noch regnete es nicht. Die kleine
Stadt war genau so, wie er sie in Erinnerung hatte. Erst passierten sie
vereinzelte Ziegelhäuser im Stil der 50er Jahre, wo die Zerstörung am
schlimmsten gewesen war. Dann fuhr das Taxi in den ländlichen Stadtkern hinein,
wo Fachwerkhäuser und mittelalterliche Gebäude standen, die weniger

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