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Wallentin, Jan

Wallentin, Jan

Titel: Wallentin, Jan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Strindbergs Stern
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...«
    Er
streckte seine Hand zu ihr hinunter.
    Eva löste
die Verschränkung ihrer Arme und machte zögernd einen Schritt vor. Don ergriff
ihre Handgelenke, so dass er sie aufs unterste Brett hochziehen konnte. Er
lehnte sich nach hinten und drückte sich mit den Stiefeln an der Außenseite des
Fensterrahmens ab. Sie war erstaunlich leicht; es kam ihm vor, als würde er
ein Kind anheben.
    Als Don
sie fast ganz nach oben gezogen hatte, hörte er Eva plötzlich aufschreien. Er
ließ augenblicklich ihre Hände los und sah, wie sie ruckartig mit einem Bein
ausschlug, als wäre sie irgendwo hängengeblieben. Dann gelang es ihr endlich,
sich zu befreien, woraufhin sie hinter ihm ins Gebüsch an der Hauswand kroch.
    Er sah,
wie sie eine Hand zum Bein ausstreckte, um nachzuspüren. Zeigte ihm dann ihre
Finger. In der Dunkelheit konnte er nichts erkennen, doch als Don ihre Hand
ergriff, stellte er fest, dass sie voller Blut war.
    »Ich hab
mich irgendwo geschnitten. Sie hätten vielleicht ...«
    Ihre Worte
gingen in einem Stöhnen unter, bevor sie weiterreden konnte:
    »Sie
hätten das Glas vielleicht etwas sorgfältiger entfernen müssen.«
    Don fiel
keine gescheite Antwort ein. Stattdessen nahm er eines seiner Handtücher und
presste es gegen die Stelle, auf die sie deutete: direkt unterhalb der
Kniekehle lief eine ungefähr zehn Zentimeter lange Schnittwunde schräg in
Richtung Wade hinunter.
    Sie hielt
sich mit Hilfe seines Armes aufrecht, und er spürte, wie ihr Griff angesichts
der Schmerzen fester wurde. Sie saßen ein paar Minuten so da, bis Don meinte,
ein leichtes Knirschen im Kies zu hören, das sich bald als herannahende
Schritte offenbarte.
    »Es kommt
jemand«, flüsterte er.
    Er spürte
ihre Bemühungen, die Luft anzuhalten; sie atmete flach durch die Nase ein, die
Lippen fest zusammengepresst.
    Don kroch
in hockender Position etwas nach vorne und bewegte einige Zweige zur Seite, um
besser sehen zu können. Dort auf der Terrasse stand der dünnhaarige Säpomann,
angestrahlt von der Fassadenbeleuchtung der Villa. Er hatte eine Zigarette
hervorgeholt, und kurz darauf konnte man in seiner gewölbten Hand eine Flamme
aufleuchten sehen. Die Zigarette glühte auf, als er einen ersten Zug nahm.
    Der
Dünnhaarige stand ungefähr zehn Meter vom Gebüsch entfernt, in dem sie durch
die Dunkelheit geschützt an der Hauswand kauerten. Don spürte den beißenden
Geruch des Rauchs. Ein Stück entfernt konnte er den metallicfarbenen Kombi auf
dem Wendeplatz erkennen.
    Der
Säpomann rauchte langsam zu Ende. Dann schüttelte er eine weitere Zigarette aus
dem Päckchen, hustete und steckte sie zwischen die Lippen.
    Don begann
in einer aussichtslosen Suche nach irgendeiner Art von Waffe in seiner Tasche
herumzufingern. Er hörte, wie Eva vorsichtig ihre Stellung änderte. Der Mann
konnte ihre Bewegung an der Wand unmöglich wahrgenommen haben, doch etwas in
der Haltung des Dünnhaarigen veränderte sich. Er nahm die Zigarette aus dem
Mund und warf sie zu Boden. Dann drehte er sich um, den Blick in ihre Richtung
gewandt.
    Als Don
dem Polizisten in die Augen blickte, war er sicher, entdeckt worden zu sein.
Doch als sich der Dünnhaarige mit langsamen Schritten auf das Gebüsch
zubewegte, wusste er, dass ihm noch Zeit blieb. Er schaute hinunter auf das
kleine Plastikröhrchen, das er aus der Schultertasche genommen hatte, und war
erstaunt, wie gut er sich in all ihren Winkeln und Fächern zurechtfand. Dann
versuchte er zu Eva zurückzukriechen, doch diese kleine Bewegung reichte aus,
um sich vor dem Dünnhaarigen zu verraten.
    Don
spürte, wie er am linken Arm hochgezogen und ins grelle Licht der Terrasse
gezerrt wurde. Unterwegs musste es ihm gelungen sein, dem
Sicherheitspolizisten mit seinen Dr. Martens-Stiefeln gegen das Bein zu treten,
denn dessen Griff löste sich, wenn auch nur ein wenig.
    Während
dieses kurzen Augenblicks gelang es Don, sich im Liegen so zu drehen, dass er
das Plastikröhrchen zum Mund führen konnte. Mit den Zähnen riss er die
Schutzfolie von der Kanüle und rammte dem Polizisten die lange Nadel auf gut
Glück in den Hals.
    Es bestand
kein Zweifel darüber, dass er getroffen hatte, und sie tief ins Fleisch
gedrungen war, denn der Dünnhaarige schrie auf und ließ ihn los. Doch als Don
vom Boden der Granitterrasse aufschaute, stimmte etwas nicht. Der
Sicherheitspolizist stand immer noch auf den Beinen.
    Erst
begriff Don nicht, was schiefgelaufen war, doch dann stellte er fest, dass der
Kolben der Spritze

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