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Warme Welten und Andere

Warme Welten und Andere

Titel: Warme Welten und Andere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Jr. Tiptree
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ich kann ihn kaum verstehen. Und er springt mich an!
    »Halt, Frim, halt!« schreie ich und weiche verwirrt zurück. Es ist doch warm – wie kann Frim nur so wild sein, so mordwild?
    »Bruder Frim!« rufe ich sanft, beschwichtigend. Aber irgend etwas läuft ganz furchtbar falsch. Meine Stimme bellt genauso! Ja, in der Wärme, und ich will ihn ja nur beruhigen, ich bin so voller Liebe – aber der Mord-Schrei gellt durch mich, auch ich schwell an, klappere, bäume mich hoch! Unbesiegbar! Zerschmettern… zerreißen…
    Oh, ich schäme mich.
    In den Trümmern von Frim kam ich wieder zu mir, Frim-Stücke überall, ganz durchnäßt bin ich von Frim. Aber ich habe ihn nicht gefressen! Habe ich nicht! Soll ich darüber froh sein? Habe ich dem Plan getrotzt? Aber die Kehle war mir zugesperrt. Nicht, weil es Frim war, sondern weil du da warst, Liebling. Du! Wo bist du? Die Lichtung ist leer! Oh, furchtbare Angst, ich habe dich erschreckt, du bist weggelaufen! Ich vergesse Frim. Ich vergesse alles außer dir, mein Herzfleisch, mein kostbares winziges Rot.
    Ich zerschmettere Bäume, kehre Felsen um, ich reiße die Schlucht auf! Oh, wo versteckst du dich? Plötzlich habe ich eine neue Angst: Hat meine wilde Suche dir Schaden getan?
    Ich zwinge mich, ruhig zu sein. Ich fange an, suchend Kreise zu ziehen, immer weitere Kreise über den Bäumen, kreise still wie eine Wolke und werfe Augen und Ohren hinab in jede Lichtung. Ein neues Summen füllt meine Kehle. Unnn, Un-uu, Kam-a-luli-luu, stöhne ich. Auf der Jagd, auf der Jagd nach dir.
    Einmal sehe ich was großes Schwarzes in weiter Ferne und schon reck ich mich auf in meiner ganzen Größe, brülle. Greif Schwarz an! War das ein anderer Bruder? Ich würde ihn umbringen, aber der Fremde zieht schon ab. Ich brülle noch einmal. Nein – es brüllt durch mich, die neue Kraft von Schwarz. Doch von tief drinnen sieht Ich-Moggadiet zu und hat Angst. Greif Schwarz an – selbst in der Wärme! Gibt es keine Sicherheit, sind wir wirklich wie die Fettkrabbler? Aber gleichzeitig fühlt es sich – oh, richtig an! Gut! Süß ist der Plan. Ich überlasse mich ganz der Suche nach dir, mein neues Lied lockt Uu-luu und Luli-ram a-luu-uu-luu.
    Und du hast geantwortet! Du!
    Du Winzige du, unter einem Blatt versteckt! Hast geschrillt Li!
    Li! Lililie! Getrillert hast du, mich erregt und gelockt – halb spöttisch, schon gebieterisch. Oh, wie ich herumwirble, stampfe, versuche, unter meine Füße zu schauen, erstarre aus Angst, das Lilili! Lie! zu zerquetschen. Rasender, sehnender, stöhnender Moggadiet.
    Und du kamst hervor, du kamst wirklich.
    Wenn ich deine kleinen Jagdklauen so aufgerichtet sehe, da schmilzt mir der Bauch, eine warme Flut geht durch mich hindurch. Ich bin ganz Zärtlich-Wabbliges. Zärtlich! Oh, zärtlichwild wie eine Mutter, glaub ich! Ist das nicht das Gefühl, das eine Mutter hat? Von meinen Kiefern rinnt Saft, das ist kein Hunger-Saft – ich würge an der Furcht, dich zu erschrecken oder deine Winzigkeit zu verletzen – ich sehne mich danach, dich zu nehmen und zu kneten, dich auf einmal zu verschlingen, dich in tausend kleinen Schlückchen…
    Oh, die Macht von Rot – der Alte hatte es mir gesagt! Und jetzt spüre ich meine besonderen Hände, meine zärtlichen Hände, die ich immer verborgen trage – jetzt kommen sie schwellend hervor, kommen stoßend auf meinen Kopf zu! Was? Was?
    Meine geheimen Hände fangen an, das Zeug zu kneten und zu rollen, das mir von den Kiefern rinnt.
    Ah, das erregt auch dich, mein Rotling, nicht wahr?
    Ja, ja, ich fühle – Qual – ich fühle deine heimliche Erregung! Wie gut sich dein Körper selbst jetzt noch unserer Liebesdämmerung erinnert, unserer allerersten MoggadietLieli-Augenblicke. Bevor ich Dich-Dich-selbst kennenlernte, bevor du mich kennenlerntest. Damals begann es, mein Herzling, unser Liebe-Kennen begann in jenem allerersten Augenblick, als dein Moggadiet wie ein platzendes Monster auf dich hinabblickte. Ich sah, wie neu du warst, wie hilflos!
    Ja, und während ich staunend über dir hing – während meine geheimen Hände dein Schicksal zogen und spannen – selbst da erinnerte ich mich traurig, daß ich vor langer Zeit, im Jahr zuvor, als ich ein Kind war, andere kleine Rote unter meinen Geschwistern gesehen hatte, bevor unsere Mutter sie vertrieb. Damals war ich ein dummes Baby; ich begriff nicht. Ich dachte, die wären anders und komisch geworden, so rot wie sie waren, und Mutter täte nur recht daran, sie

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