Was die Nacht verheißt
sanfte Wärme. Es war ihr peinlich festzustellen, dass sie enttäuscht war.
»Wir werden glücklich sein, Brianne, das verspreche ich dir.«
Sie zwang sich zu einem Lächeln. Erinnerungen an Marcus erschienen flüchtig vor ihrem inneren Auge, aber sie verdrängte sie gnadenlos. »Das glaube ich auch.«
»Ich möchte keine lange Verlobungszeit.« Er drückte ihre Hand. »Es sei denn, du wünschst es, natürlich.«
Ihre Mundwinkel hoben sich nur leicht. »Ich möchte, was immer du möchtest, Richard.«
Er beugte sich vor und küsste sie auf die Wange. »Braves Mädchen. Morgen werden wir es meinen Eltern sagen. Und sobald es anständigerweise arrangiert werden kann, werden wir heiraten.« Richard legte ihre Hand wieder auf seinen Arm und begann, sie den Weg zurückzugeleiten, den sie gekommen waren.
Brandy sagte nichts auf dem Rückweg zum Pavillon. Sie konnte nur daran denken, dass sie bald verheiratet sein würde. So beunruhigt, wie sie war, begann der Gedanke mit jedem Schritt angenehmer zu werden. Mit Richard würde sie Kinder haben. Und einen Freund, der die Freude, sie beim Wachsen zu beobachten, mit ihr teilen würde.
Sie würde sich keine Gedanken zu machen brauchen, ob er sie womöglich eines Tages verlassen würde. Und sie würde den kommenden Jahren nicht allein entgegensehen müssen.
Marcus stand an der Reling der Seehabicht und starrte hinaus aufs windgepeitschte Meer. Die Segel über seinem Kopf waren straff gespannt, um dem Wind zu trotzen, und das Schiff lag leicht schräg im Wasser.
Marcus fühlte die Kälte durch seine Kleider dringen, aber er war mit den Gedanken nicht beim Wetter. Auch nicht beim Meer - nicht einmal bei seinem Schiff. Stattdessen klammerten sich seine Gedanken an die Vergangenheit, an Tage, in denen sein Herz voll gewesen war, gewärmt von der Gegenwart einer Frau.
Jetzt waren diese Tage vorüber, und ihn verzehrte die Einsamkeit, ließ ihm keine Ruhe. Er war noch nie zuvor einsam gewesen in all den Jahren, die er zur See fuhr. Noch in keinem Hafen oder sonst wo - bis er Brianne begegnet war.
In den Monaten, seit er sie verlassen hatte, hatte er sich tausendmal eingeredet, dass es dumm war, auch nur an sie zu denken. Sie war fort aus seinem Leben, genau so, wie er es gewollt hatte. Er hatte ihr ganz klar zu verstehen gegeben, dass es in seiner Welt keinen Platz für sie gab und dass sie ihr eigenes Leben ohne ihn gestalten sollte. Er war sicher gewesen, dass seine Sehnsucht nach ihr mit der Zeit aus seinen Gedanken und seinem Herzen verschwinden würde.
Stattdessen verzehrte er sich nach ihr, Woche um Woche, Monat um Monat. Egal, wie viel Mühe er sich gab, egal, wie hart er arbeitete, er konnte sie nicht vergessen.
Ein Geräusch oben in den Wanten zog seine Aufmerksamkeit auf die Matrosen, die über ihm arbeiteten. Hamish Bass kam von der anderen Seite des Decks her auf ihn zu und zog seine geschwungene Pfeife aus dem Mund. »In ein oder zwei Tagen kommen wir nach Port of Spain, wenn das Wetter so bleibt.«
Marcus nickte. Sie waren auf dem Weg nach Trinidad, in den südlichen Westindischen Inseln. Port of Spain war der größte Hafen dort. »Wir löschen Ladung und nehmen neue Vorräte an Bord, was eigentlich nicht länger als eine Woche dauern dürfte.«
»Soweit ich mich erinnern kann, habt Ihr dort auch eine Freundin.«
Er hob eine Augenbraue. »Du meinst die Lehrerin?«
»War es nicht Mrs. Reynolds, die Witwe? Goldenes Haar und ein hübsches Gesicht. Sie freut sich immer auf Euch, wenn Ihr im Hafen seid.«
»Ich habe die Frau seit mehr als einem Jahr nicht gesehen. Wahrscheinlich ist sie inzwischen verheiratet.«
Hamish stützte sich an die Reling. »Dann wollt Ihr sie nicht besuchen?«
Marcus zuckte die Schultern. Er hatte nicht den geringsten Wunsch, die Frau zu sehen, und konnte sich auch nicht vorstellen, wie er ein Bett mit ihr teilen sollte, so wie er es früher getan hatte. Er konnte sich kaum an ihr Gesicht erinnern.
Hamish klemmte die Pfeife zwischen die Zähne, paffte einmal, zweimal. »Es sind Monate vergangen, seit ihr von zu Hause abgefahren seid. Ich dachte, Ihr hättet es überwunden. Ich hatte wirklich geglaubt, dass Ihr es mit der Zeit schaffen würdet.«
Marcus runzelte die Stirn. »Worüber redest du, zum Teufel?«
»Das Mädel, mein Freund. Ihr sehnt Euch nach ihr, wie es nur ein Verliebter tut. Ihr vermisst sie Tag und Nacht. Es gibt keine Gelegenheit, wo sie nicht in Euren Gedanken ist - oder irgendwo in der Nähe davon.«
Er wollte
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