Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Was die Nacht verheißt

Titel: Was die Nacht verheißt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
Vom Netzwerk:
Seehabicht setzte ihre Reise nach Osten fort, und ein Tag verschwomm mit dem nächsten. Doch statt dass sie aus seinen Gedanken verschwunden wäre, stellte Marcus fest, dass er immer öfter an die Frau dachte, die seine Kajüte geteilt hatte. Manchmal war ihm, als wäre ihr Geist geblieben.
    Verdammt! Im Laufe der Tage wichen seine Gedanken immer mehr von seinen Pflichten ab. Er konnte sie noch lächeln sehen, wie sie in der dampfenden Kombüse gearbeitet oder sich über einen der kranken Männer gebeugt hatte. Wenn die Männer ein fröhliches Matrosenlied sangen, konnte er noch ihr Lachen hören. Nachts träumte er davon, wie sie nackt und erregt unter ihm lag, sein Schaft warm in ihrem Inneren vergraben. Nacht um Nacht erwachte er hart und vor Begehren nach ihr drängend, sein Körper schweißgebadet.
    Selbst der Ärger, der ihn in London erwartet hatte, nämlich noch mehr Schwierigkeiten mit der Hawksmoor Schifffahrtsgesellschaft - Verzögerungen, die Schäden an der Peregrine, die ihn einen wichtigen Vertrag gekostet hatten -, selbst das konnte sie nicht ganz aus seinen Gedanken vertreiben.
    Genauso wenig wie der Sturm, der jetzt gerade sein Schiff beutelte. Er war plötzlich aus dem Nichts aufgetaucht, der Wind peitschte die Segel, und das Deck kippte in gefährliche Schräglagen. Als er wieder ein paar Befehle bellte und die Männer sich daranmachten, sie auszuführen, schien Brianne neben ihm zu stehen.
    Manchmal hasste er sie für den Zauber, den sie über ihn geworfen zu haben schien.
    Das Schiff sank in ein Wellental, Holz knirschte, und eine riesige Welle überschwemmte den Bug. »Toppsegel reffen!«, rief er. »Vorsegel reffen!« Die Männer rannten, um seinen Befehl zu befolgen. »Kümmert euch um das Hauptsegel!«, rief er. »Seht zu, dass es gut gesichert ist!« Doch der Sturm wuchs weiter, sodass er eine Stunde später anordnete, das Toppsegel einzuholen, und bald darauf auch das Vorsegel. Doch immer noch schlug das Wasser hoch bis zu den Wanten, und das Schiff fuhr mit großer Geschwindigkeit.
    »Mir gefällt das nicht«, sagte Hamish, als er ins Steuerhaus kam. »Das ist ’n übler Sturm. Übel wie sonst nur Nordostwinde, die der Hades schickt.«
    »Die Seehabicht wird schon durchhalten. Der Rumpf ist stark, und die Segel sind stabil. Sie wird ohne Schwierigkeiten den Sturm überstehen.«
    Doch Hamish wirkte immer noch besorgt, die dichten grauen Augenbrauen über müden blauen Augen zusammengezogen, die gebogene Pfeife längst erloschen zwischen seinen schwieligen Fingern.
    Es vergingen weitere vier Stunden, und der Sturm ließ nicht nach. Die Seehabicht tauchte von einem Wellental ins nächste, hob sich hoch auf eine riesige Welle und krachte in ein scheinbar bodenloses Loch auf der anderen Seite. Während der ganzen Zeit kämpfte die müde Besatzung unaufhörlich darum, sie auf Kurs zu halten.
    Marcus, der am Fuß des riesigen Tannenmastes stand, sah hinaus in den gnadenlosen Orkan, und sein scharfer Blick folgte den wilden Wellen mit den weißen Kämmen. Vor Steuerbord erhob sich eine Wand von Wasser wie aus dem Nichts, und das große Schiff kippte zur Seite. Von irgendwo aus dem Sturm glaubte er das laute Knacken von Holz zu hören, und Schreck durchfuhr ihn.
    »Achtung, über Euch, Kapitän!«, durchdrang Brig Butlers junge Stimme den kreischenden Wind, und Marcus sah mit einem Ruck nach oben, erkannte die Gefahr, doch es war schon zu spät.
    Marcus spürte das erdrückende Gewicht des Quermastes wie den Schlag eines Schmiedehammers gegen seinen Körper.
    »Kapitän!« Brig Butler raste auf ihn zu, während Marcus unter einem Haufen von Segeln und Seil und nassem, schwerem Holz begraben wurde.
    Schmerz durchfuhr seinen Körper, der so durchdringend war, dass er dachte, er würde sich erbrechen. Sein Kopf fühlte sich an, als wäre er gespalten worden, und seine Knochen wie zermalmt. Das Letzte, was er sah, war Hamish Bass’ bleiches, angstvolles Gesicht, als der ältere Mann sich über ihn beugte, wilde Befehle schreiend, ihm sanft über die Stirn strich und seinen Namen sagte.
    Der Tod von Big Jake hing über dem Wirtshaus Weißes Pferd wie die Rauchwolke, die sonst über den Tischen waberte. Zwei Wochen waren vergangen seit dem tödlichen Unfall, der ihn unter den Rädern eines Wagens begraben hatte, ein großes, schweres Fahrzeug, voll beladen mit Fracht, das alles in seinem Weg niedergemacht und Big Jake fast auf der Stelle getötet hatte.
    Zwei Wochen. So lange brauchte Brandy, um zu

Weitere Kostenlose Bücher