Was du nicht weißt: Roman (German Edition)
so gut es ging, doch Conway hatte den Eindruck, als sei sie diesmal nervöser als sonst. Selbst als er darauf drängte, die Leiche von Debbies Kind exhumieren zu lassen, um die Gerichtsmedizin nach Spuren eines Verbrechens suchen zu lassen, wirkte sie seltsam fahrig und blickte ständig auf die Uhr. Aber immerhin half sie ihm, seinen Vorschlag durchzusetzen. Noch vom Sitzungszimmer aus wurde die Pathologie über die Entscheidung informiert.
Der Einzige, der fehlte, war Edgar MacDonald. Er stieß erst mit Verspätung zu ihnen, dafür brachte er aber auch entscheidende Neuigkeiten mit. Die Liste der Zulassungsstelle mit allen dunklen Pick-ups war endlich überprüft worden. Jeden einzelnen Fahrzeugbesitzer hatte man befragt. Und MacDonald hatte sogar aus jedem Wageninneren Fingerabdrücke und Faserproben entnommen. Leider passten keine der Abdrücke zu denen, die man vom Doppelmörder besaß.
Wieder ein Rückschlag.
MacDonald sah, dass seine Kollegen ein langes Gesicht machten. »Moment, Freunde! In einem Punkt ist die Messe noch lange nicht gelesen«, sagte er. »Unsere Befragungen mussten sehr schnell gehen, viel zu schnell. Kein Alibi konnte richtig überprüft werden. Auch wenn wir keine verräterischen Fingerabdrücke gefunden haben, heißt das noch lange nicht, dass wir nicht weiterkommen. Ich würde eher sagen, jetzt geht es sogar erst richtig los!«
Jane Waterhouse nickte. »Das sehe ich genauso. Mich würde mal interessieren, was das für Leute sind, die einen Pick-up fahren.«
»Nun, wir waren selbst ziemlich überrascht«, antwortete MacDonald. »Es sind erheblich weniger Bauern, Fischer und Handwerker, als wir dachten, und viel mehr Privatleute, als man vermuten könnte. Unter den Fischern gibt es erstaunlicherweise sogar nur einen einzigen, der einen solchen Wagen fährt.« Er grinste. »Und das ist der alte Jeremias, mein Nachbar, mit seiner Rostlaube.«
»Jemand Bekanntes unter den Landwirten?«, fragte Conway.
MacDonald warf einen kurzen Blick auf seine Liste. »Im bäuerlichen Umfeld sind insgesamt fünf Pick-ups gemeldet. Vier davon gehören kleinen Nebenerwerbsbauern. Nur ein einziger Name fällt in diesem Zusammenhang auf.« Er schaute fast genüsslich in die Runde. »Seigneur Trevor de Sagan.«
»Ach, du Scheiße!«, murmelte Pommy Pomfield, ein bebrillter junger Mitarbeiter von Jane Waterhouse, der bis gestern mit einem anderen Fall befasst gewesen war. Strafend blickte seine Chefin ihn an. Betreten malte er Kringel auf sein Papier.
Sie wandte sich an MacDonald.
»Was sagt Mr. de Sagan zu dem Wagen?«
»Angeblich wird dieses Auto nur von seinem Jagdverwalter gefahren. Die Spuren im Wageninneren haben wir gesichert – negativ. Vorhandene Blutspuren auf der Ladefläche stammen laut de Sagan von der Jagd. Das prüfen wir gerade nach.«
»Was ist mit Alibis?«
»Trevor de Sagan selbst war bis vor ein paar Tagen auf den Bermudas, sein Jagdverwalter war in beiden Tatnächten mit Jagdgästen unterwegs. Aber der Wagen könnte natürlich jederzeit von anderen Mitarbeitern auf dem Landsitz gefahren worden sein. Wird auch gerade übergeprüft.«
»Gut. Sie halten uns bitte auf dem Laufenden …«
Erst um sieben Uhr abends war die Sitzung beendet. Als Conway das Hauptquartier in St. Helier verließ und zu seinem Wagen ging, wirkte sein Gesicht noch hagerer als sonst. Müde schloss er das Auto auf und warf seine Aktentasche auf den Rücksitz.
»Einen Moment bitte, Mr. Conway!«
Hinter ihm stand Detective Inspector Waterhouse. Er drehte sich um. Sie sah wütend aus.
»Ja?«
»Warum haben Sie mir nicht gesagt, dass Sie beim Bailiff gegen mich interveniert haben?«
Conway war überrascht. Sein Brief hatte also doch etwas bewirkt.
»Ich habe nicht gegen Sie interveniert, sondern für die Unterstützung von Scotland Yard. Das ist ein Unterschied«, sagte er betont sachlich und ließ die Autotür wieder zufallen. »Soweit ich mich erinnere, wollten Sie sich heute Morgen damit abfinden, dass durch den Besuch des amerikanischen Außenministers unsere Ermittlungen ins Stocken geraten.«
Jane Waterhouse sah merkwürdig bleich aus. Er vermutete, dass sie hinter ihrer kühlen Fassade viel empfindsamer war, als sie immer tat. Er hätte sich gewünscht, dass sie ihm das nur ein einziges Mal auf andere Weise gezeigt hätte.
»Dann gratuliere ich Ihnen«, sagte sie mit scharfer Stimme. »Ich habe eben in meinem Büro eine Nachricht vom Bailiff vorgefunden. Er hat die Sache selbst in die Hand genommen.
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