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Was habe ich getan?

Was habe ich getan?

Titel: Was habe ich getan? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Prowse
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und zugeschaut, wie er verblutet ist. Ich bin nur dagesessen und habe zugesehen, bis er gurgelnd seinen letzten Atemzug gemacht hat. Er hat versucht, um Hilfe zu bitten, versucht zu flehen, aber ich habe auf seine Bitten nicht gehört und ihm schon gar nicht geholfen.«
    Kate versuchte, Eindruck zu schinden.
    »Warum hast du das getan?«
    Das Mädchen war ganz Ohr. Bingo!
    Kate beugte sich über den Tisch und flüsterte verschwörerisch: »Er war nicht sehr nett zu mir, Janeece.«
    Darauf wusste Janeece keine Antwort.
    Kate begann zu lesen.
    Für Waldbewohner hat beinahe jede Baumart ihre eigene Stimme wie auch ihre besonderen Merkmale. Bei jedem Windhauch seufzen und ächzen die Tannen nicht weniger deutlich wie sie schwanken; die Stechpalme pfeift, wenn sie mit sich selbst kämpft; die Esche zischt, wenn sie erbebt; die Buche raschelt, wenn sich ihre flachen Äste heben und senken. Und der Winter, der den Ton jener Bäume, die ihr Laub abwerfen, abwandelt, verändert nichts an der Unterschiedlichkeit dieser Töne.
    Die Erinnerung an den Tag, an dem sie Janeece mit der Welt des Lesens bekannt machte, erfüllte Kate stets mit einem leichten Anflug von Stolz. Ja, sie war im Gefängnis. Ihre Haut wurde durch den Mangel an Frischluft und gesundem Gemüse allmählich grau, aber das spielte alles in allem keine Rolle. Was eine Rolle spielte, das waren die kleinen Veränderungen, die sie im Leben anderer herbeiführen konnte.
    Ihre Zellentür stand halb offen, und Kate bemerkte, dass jemand davor stand. Die riesenhafte Gestalt von Janeece, ein Blatt Papier in der Hand, sperrte auf einmal das Licht aus.
    »Ist alles in Ordnung, meine Liebe?«
    Das Mädchen kam nur selten in Kates Zelle. Sie trafen sich gewöhnlich im Leseraum oder im Klassenzimmer. Kate konnte ihre Miene nicht recht deuten.
    »Ich hab es geschafft, Kate! Ich hab es geschafft, verdammt!«
    Tränen blockierten Janeece’ Nase und Kehle. Sie hatte seit Jahren nicht geweint. Ihre Kindheit hatte sie gelehrt, dass das Weinen zwecklos war. Doch dieses Mal war es anders, dieses Mal waren es Freudentränen.
    Kate sprang auf, weil sie sofort wusste, wovon sie sprach.
    »Und? Wie hast du abgeschnitten?«
    Die Begeisterung sprudelte aus ihr heraus.
    »Ich habe eine Eins plus in Englisch und eine Eins in Französisch und eine Zwei in Mathe. Ich hab es geschafft, Kate. Ich kann es nicht fassen, aber ich hab es geschafft, verdammt!«
    Kate eilte zu ihr und schloss das Mädchen in die Arme, hielt die massige Gestalt fest, so gut sie konnte. Sie sprach in die Haare hinein.
    »Ich bin so stolz auf dich, Janeece. Ehrlich.«
    »Ich finde es anstrengend, aber das hält mich nicht davon ab. Ich gebe mein Bestes, auch wenn es nicht leicht ist.«
    »Nichts, was etwas wert ist, ist je einfach, meine Liebe. Wenn du hier rauskommst, dann liegt eine großartige Zukunft vor dir, Janeece. Es ist, wie du gesagt hast: Wenn man sich anstrengt, kann man werden, was auch immer man werden will. Es liegt nur an dir. Die vielen Stunden, die du gelernt hast, werden sich alle auszahlen. Den schwierigsten Teil hast du hinter dir, nämlich an dich selbst zu glauben. Schau nur, wie sehr du dich verändert hast, wie weit du gekommen bist. Der Rest sollte ein Spaziergang werden, und du wirst dabei nicht allein sein. Ich bin für dich da.«
    »Das alles habe ich dir zu verdanken, Kate. Du hast mein Leben verändert, das warst nur du. Ich hatte nichts, und jetzt habe ich etwas. Ich werde auf die Universität gehen und jemand sein, und alles nur dank dir.«
    Sie flüsterte an die Schulter ihrer Lehrerin, sodass niemand sonst ihre Worte hören konnte, aber Kate vernahm sie, laut und deutlich.

Vor zehn Jahren
    »Morgen, Mrs Brooker.«
    »Guten Morgen, Mrs Bedmaker.«
    Die beiden Jungen sprachen gleichzeitig – nur ein geübtes Ohr konnte die beiden Begrüßungen unterscheiden und den zweiten Namen heraushören, der auf besondere Fähigkeiten anspielte, die Zimmermädchen nachgesagt wurden. Beide Internatsschüler lächelten unter ihren modisch langen Haaren hervor. Kathryn hätte es viel lieber gesehen, wenn die Bestimmungen es vorgeschrieben hätten, dass die Haare von Jungen nur bis zum Kragen reichen durften und über den Ohren zu enden hatten. Sie war der Meinung, dass dies die Schüler besser auf die Konformität der Arbeitswelt vorbereitet hätte. Aber sie kannte sich mit Teenagern gut genug aus, um solche Gedanken für sich zu behalten.
    Die beiden schlenderten ohne Eile vorbei, um dahin zu

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