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Was habe ich getan?

Was habe ich getan?

Titel: Was habe ich getan? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Prowse
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gelangen, wo immer sie hinwollten. Sie stießen sich mit den Schultern gegenseitig an, um den anderen vom Weg zu schubsen, was sie zum Lachen brachte. Wenn einer hinfallen würde, wäre das urkomisch gewesen. Die schmuddeligen, eselsohrigen Bücher in ihren Händen, die aus der Hose hängenden Hemden, die ein wenig zu locker um den Hals liegenden Krawatten und die hochgekrempelten Pulloverärmel sagten Kate alles. Sie wusste, als was die beiden sie betrachteten.
    Wäre Mark oder einer der strengeren Lehrer an diesem Morgen draußen gewesen, dann hätten sie die Hemden schnell in die Hosen gesteckt, die Bücher verborgen, die Ärmel heruntergerollt.
    Aber nicht ihretwegen, ihr brachte man diese Höflichkeit nicht entgegen.
    Sie lächelte die beiden an: zwei nette Jungs. Sie waren schon im Alter von acht oder neuen Jahren nach Mountbriers gekommen. Kathryn hatte sie zu Teenagern voller Leben, Freude und Verheißungen heranwachsen sehen. Wie immer durchflutete sie eine Woge unterschiedlicher Gefühle: Sie freute sich darüber, dass die beiden sie als weichherzig betrachteten und sich in ihrer Gegenwart entspannt fühlten. Gleichzeitig machte es sie traurig, dass sie sich herausnahmen, sich über sie lustig zu machen, indem sie sie mit Mrs Bedmaker ansprachen. Möglicherweise hielten sie sie für zu begriffsstutzig, es zu bemerken. Aber sie täuschten sich, sie merkte es immer. Jedes Mal.
    Sie nahm sich die Wäscheklammern aus dem Mund und lächelte, als wäre ihr nichts aufgefallen.
    »Guten Morgen, Jungs! Was für ein schöner Tag heute. Seid ihr auf dem Weg zum Unterricht?«
    Sie nickten.
    »Was habt ihr in der ersten Stunde, ein interessantes Fach?«
    »Altphilologie, leider! Wirklich langweilig«, antwortete Luca für beide.
    Keiner der drei hatte Mark auf seinen weichen Sohlen auf dem Kies auftreten gehört. Fast schlich er sich an die Wäscheleine heran, an der seine Frau beschäftigt war.
    »Langweilig, Mr Petronatti? Habe ich richtig gehört, dass du ein gutes und informatives Fach wie die Altphilologie als langweilig bezeichnest?«
    »Nein, Sir! Na ja, schon, Sir! Das ist es, aber nicht, wenn Sie den Unterricht halten.« Luca griff hastig zu Schmeicheleien als einer Art verbalem Rettungsanker.
    »Ich bin wirklich froh, das zu hören, Luca. Sehe ich das richtig, dass ihr beide zum Wohngebäude zurückgeht, um euch ordentlich anzuziehen? Ich bin mir nicht sicher, ob Mr Middy es gern hören würde, wenn Jungs von Peters House wegen unangemessener Kleidung Strafaufgaben bekommen. Zudem bin ich mir ganz sicher, dass er euch so schäbig nicht zum Schulhaus hätte gehen lassen. Wie habt ihr das geschafft? Habt ihr nach dem Frühstück abgewartet, bis er mit dem Aufrufen der Namen fertig war, und euch dann durch die Hintertür hinausgeschlichen?«
    Die Jungs kicherten hinter vorgehaltenen Händen. Genauso hatten sie es gemacht.
    »Das habe ich mir gedacht.« Mark nickte schmunzelnd.
    Wortlos machten die beiden auf dem Absatz kehrt. Hoch erhobenen Hauptes gingen sie den Weg zurück, den sie gerade gekommen waren.
    »Jungs, habt ihr das von dem Spiel gestern Abend mitbekommen?«, rief der Direktor ihnen nach.
    Sie blickten sich um, während sie ihren Weg fortsetzten.
    »Ja, Sir! Niederschmetternd. Man hat uns um den Sieg gebracht.«
    »Aha! Das zeigt doch nur, dass wir euch trotz eures schicken italienischen Schuhwerks schlagen können.«
    »Sie hatten Glück, Sir, das ist alles.«
    »Tatsächlich? Und übrigens, Jungs, wenn ihr schon versucht, Fußballerslang zu gebrauchen, dann sagt besser: Die haben uns beschissen. Um den Sieg gebracht – das hört sich eher an, als würdet ihr über ein vornehmes Kricketmatch reden. Verstanden?«
    Die beiden lachten noch lauter und beschleunigten ihre Schritte auf das Wohngebäude zu. Sie liebten Mark. Das taten alle Schüler.
    Mark ging an seiner Frau vorbei und schlenderte auf das Rosenbeet zu, das die hüfthohe Begrenzung ihres Privatgartens darstellte. Die Hände in die Hüften gestemmt, betrachtete er die Szene vor sich. Das Haus bildete einen separaten Flügel am Oberstufengebäude. Davor erstreckte sich ein großes makelloses Rasenstück, von dem aus man die weitläufigen Sportanlagen überblickte.
    Die Schule war zum Teil im gotischen Stil erbaut, wies aber im Wesentlichen georgianische Architektur auf. Das Verwaltungsgebäude mit seinen vier großen, symmetrisch angeordneten quadratischen Fenstern und der holzgetäfelten Eingangstür mit dem Türklopfer in Form eines

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