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Was habe ich getan?

Was habe ich getan?

Titel: Was habe ich getan? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Prowse
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sie fest. Nach und nach entspannte Kate sich in seiner Umarmung, den Blick noch immer auf die Duschwand geheftet. Sie genoss das Gefühl, festgehalten, beschützt zu werden. Sie schloss die Augen und sprach zu dem starken Mann, dessen Gesicht sie nicht sehen konnte, dessen Arme sie aber umklammert hielten.
    »Mein Mann, Mark, hat mir immer Punkte gegeben, jede Nacht. Ich bekam Punkte, weil ich eine Arbeit nicht richtig erledigt hatte, weil ich nicht aufmerksam genug zugehört hatte, weil ich nicht die richtigen Fragen gestellt oder weil ich gelesen hatte, während ich hätte arbeiten sollen. Ich habe ständig etwas falsch gemacht. Wie ich abgeschnitten hatte, entschied darüber, wie tief die Wunde sein würde, die er mir zufügte. Zum Ritzen benutzte er eine Rasierklinge, die er in einem kleinen Stück Wachspapier in der Schublade seiner Kommode aufbewahrte. Du kannst dir nicht vorstellen, welche Angst ich hatte, wenn ich hörte, wie diese Schublade aufgezogen wurde. Wenn er mit dem Schneiden fertig war, und das konnte zwischen drei und etwa zehn Minuten dauern, hat er mich vergewaltigt. So habe ich viele, viele Jahre gelebt.«
    »Etwas so Trauriges habe ich noch nie gehört. Was für ein Mann sollte dich denn schneiden wollen?«, Simons Stimme wurde lauter und bebte.
    »Mich schneiden und dann vergewaltigen. Was für ein Mann so etwas tun sollte?« wiederholte sie langsam mit ausdrucksloser Stimme.
    »Warum hat er dir das angetan?«, flüsterte Simon in ihr feuchtes Haar.
    »Ich weiß nicht, wirklich. Das war die ultimative Möglichkeit, mich unter Kontrolle zu halten. Ich bin mir sicher, es war die Tat eines Wahnsinnigen. Ich glaube, er war wahnsinnig.«
    »Warum hat deine Familie ihn nicht gestoppt? Deine Kinder?«
    »Ach, ich habe es keiner Menschenseele erzählt. Selbst heutzutage spreche ich eigentlich nicht darüber. Er hat mich nie an Stellen geschnitten, an denen man es hätte sehen können, immer nur an der Rückseite meiner Oberschenkel und an meinem Po. Meinen Kindern gegenüber habe ich so getan, als wäre alles
in Ordnung. Mark schien jedenfalls ehrlich zu glauben, es wäre alles in Ordnung. Unter uns gesagt, wir haben allen etwas vorgemacht.«
    »Allerdings aus ganz unterschiedlichen Motiven, Kate. Die eine, um aus reiner Güte die Scharade aufrechtzuerhalten, der andere in böswilliger Absicht.«
    »Vermutlich.« Ihr gefiel seine einfache Logik, sie tröstete sie.
    Simon schüttelte den Kopf und hielt sie fester, als könne er dadurch ihren Schmerz in sich aufnehmen.
    »Darf ich mir deine Narben noch einmal anschauen, Kate?«
    Sie zuckte halbherzig mit den Schultern, weil sie sich nicht sicher war, ob ihr der Gedanke gefiel.
    Langsam löste Simon die Arme und trat zurück. Er starrte auf das geometrische Muster, das ihn an eine Verbrennung erinnerte. Entschlossen streckte er den Arm aus und fing an, mit der weichen Handfläche über ihren von der Dusche noch feuchten unteren Rücken, über ihren Po und die Rückseite ihrer Oberschenkel zu streichen, und spürte unter seinen Fingerspitzen die Linien und Dellen. Er war der einzige Mensch, der das je getan hatte. Sie wich nicht zurück, sondern spürte, dass eine angenehme Wärme ihren Körper durchflutete.
    »Das sind Kampfnarben, Kate. Das ist ein Kampf, den du gewinnen wirst. Das verspreche ich dir. Du bist schön.«
    Kates Schultern bebten, als ein tiefer Schluchzer ihren Körper erzittern ließ. Große salzige Tränen rannen ihr über das Gesicht. Sie konnte sich nicht erinnern, wann ihr jemand das letzte Mal gesagt hatte, dass sie schön sei. Sie wünschte, sie wäre stark genug, um auf die Gefühle zu reagieren, die diese Worte in ihr auslösten.
    Weder Kate noch Simon hörten, dass Matilda ins Badezimmer geschlichen kam. Das kleine Mädchen wollte wie immer wissen, wo sich ihr Beschützer aufhielt, und war von der freundlichen Dame fasziniert, der ihr Geschenk, die kleine Muschel, so gefallen hatte. Matilda duckte sich unter Simons Beinen hindurch und schob sich vorsichtig voran, bis sie zwischen ihnen stand, vor Simon und hinter Kate, die gerade versuchte, die Fassung wiederzugewinnen. Langsam streckte Matilda beide Hände aus und fuhr mit den Kuppen ihrer pummeligen Finger über die Rückseite von Kates Oberschenkel.
    »Aua! Arme Kate.«
    Simon lächelte und beugte sich hinab, um Matilda auf den Arm zu nehmen. Er warf sie vorsichtig in die von Dampf erfüllte Luft, dann fing er sie wieder auf und drückte sie fest an seine Brust.
    »Das stimmt,

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