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Was sich kusst das liebt sich

Was sich kusst das liebt sich

Titel: Was sich kusst das liebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manning Sarra
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Leben zu schreiben. Sie ließ Philip, Chloe und Rose jedes neue Kapitel durchlesen und erhielt es dann mit zahlreichen roten Randbemerkungen versehen zurück.
    Neve blickte ängstlich über den Tisch hinweg zu Philip, der bereits begonnen hatte, die erste Seite des neuen Kapitels zu überfliegen. » Du sollst es doch nicht jetzt gleich lesen«, schalt sie ihn. » Nicht, während ich hier sitze.«
    » Entschuldige, wie unhöflich von mir«, murmelte Philip, ohne den Blick von der Seite zu wenden, ehe er sie in die Plastikmappe zurückgesteckt hatte. Mit einem Seufzer verstaute er die Mappe in seiner Aktentasche und schenkte Neve ein gewinnendes Lächeln. » Schaffst du’s in einer Woche?«
    Neve starrte ihn an, ohne zu blinzeln oder eine Miene zu verziehen.
    Philip wand sich. » Zwei Wochen?«
    » Sagen wir drei.«
    » Okay, drei.« Er nickte bekümmert. » Und bitte keine Randnotizen. Deine Handschrift ist völlig unleserlich.«
    Ein halbe Stunde später saß Neve hinter dem Empfangstresen im Lesesaal des Archivs. Eigentlich hätte sie mit ihrer völlig unleserlichen Handschrift Indexkärtchen beschriften sollen, stattdessen studierte sie eingehend Williams Brief. Sie las zwischen den Zeilen, suchte nach unterschwelligen Botschaften, analysierte jeden i-Punkt (einer in der zweiten Zeile des dritten Absatzes glich ein wenig einem Herz), jeden T-Querstrich, jede Y-Schleife. Es war sehr zeitaufwendig.
    William begann mit einem kurzen Wetterbericht und der Bitte, sie möge ihm eine große Schachtel Teebeutel von Sainsbury’s ( » Red Label«) sowie eine Schachtel Carr’s Cracker schicken. Die ersten Zeilen überflog sie ungeduldig, um schneller zum interessanten Teil zu kommen. Dann zwang sie sich, langsamer zu lesen und jedes Wort zu genießen.
    Ich fand es sehr schön, neulich mit dir zu telefonieren. Der Klang deiner Stimme weckt in mir immer nostalgische Erinnerungen an die langen Nachmittage in Oxford, an denen wir am Fluss saßen und uns über unsere Lieblingsbücher unterhielten. In meiner Erinnerung hat die Sonne immer diesen sanften goldenen Glanz, aber das kann wohl nicht stimmen, denn ich erinnere mich auch an jede Menge Regen und daran, dass du mir ein paar Tupperware-Schüsseln geschenkt hast, als es durch mein löchriges Dach hereingeregnet hat. Erinnerst du dich noch an unser leidenschaftliches Streitgespräch zum Thema Jane Austen versus die Geschwister Brontë? Ich glaube, das war das einzige Mal, dass ich dich richtig aufgebracht erlebt habe. » Noch ein Wort gegen Jane Austen und es gibt Ärger«, hast du gefaucht, wenn mich meine Erinnerung nicht trügt.
    In Kalifornien scheint stets die Sonne – das ist immer gleich. Aber hier gibt es keine Flüsse und keine Neve, mit der ich am Ufer sitzen und mich über Literatur, Philosophie oder andere interessante Themen unterhalten könnte.
    Hier musste Neve innehalten, um hingerissen zu seufzen. Es gab– natürlich– Momente voller Selbstzweifel, in denen sie sich fragte, ob sie sich etwas vormachte und eine riesige Enttäuschung erleben würde, wenn William zurückkam. Aber er würde ihr doch nicht solche Briefe schreiben, wenn er nicht dasselbe empfände wie sie: diesen Schmerz in der Brust, als würde es ihr Herz ständig zu ihm hinziehen, über den verdammten Atlantik hinweg.
    Ich denke gerade an all die langen Nachmittage am Fluss, weil die Studenten, die ich derzeit unterrichte, kaum einen Roman – sei er von Austen oder von Brontë – beim Namen nennen, geschweige denn analysieren können. Ein Mädchen in meiner Gruppe aus dem zweiten Studienjahr mimte in einer großen Hollywoodadaption von Stolz und Vorurteil , die in New York spielte (Ich kann förmlich hören, wie du nach Luft schnappst!), die Lydia Bennett. Sie ist recht sympatisch, manche würden sie vermutlich sogar hübsch nennen, aber sie ist dumm wie Bohnenstroh. Wenn sie ab und zu am Campus auftaucht, dann nur, weil ihr Agent sie als Intellektuelle vermarkten will und die Universität sich über die Publicity freut. Ach ja, und in meiner Erstsemestergruppe sind zwei Models, und der Rektor hat mich gebeten, ein Auge zuzudrücken, wenn sie ihre Hausarbeiten nicht rechtzeitig abliefern, weil sie mal wieder als Bikinimodels arbeiten oder nach New York zu einem Casting fliegen müssen.
    Mein Leben in Oxford kommt mir schon richtig unwirklich vor.
    Neve warf entsetzt den Brief auf den Tisch. Hollywood-Schauspielerinnen? Models? Sie hatte sich schon genug Sorgen wegen all der braun

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