Was soll denn aus ihr werden?
und mit den Vettern unten ist's ja nichts,das wißt Ihr, da muß doch jemand etwas tun.« Niki Sami sprach ganz beredt.
Der Pate Niklaus lächelte schlau. »Nur zu«, sagte er kopfnickend, »du kannst sie ja auch einmal heraufbringen, so kann man sehen, wie das aussieht.«
Niki Sami fuhr ab. Die Rosse zogen lustig aus mit dem leichten Schlitten und die vielen Schellen klingelten so laut durch das Tal, als käme eine ganze Schar von Schlitten dahergefahren. Das gefiel dem Niki Sami. Behaglich zog er seine Decke über die Knie und knallte mit der Peitsche, damit die Rosse noch etwas höher sprangen und die Köpfe schüttelten. Es war überall still in Schuls, als er mit lautem Schellen einzog. Beim Haus an der Halde sprang er hinaus und wollte schnell die Tür aufreißen, sie war geschlossen. Er klopfte, es kam niemand. Er klopfte lauter, noch mehr, immer lauter, drinnen blieb alles still.
Jetzt öffnete am nächsten Hause drüben eine alte Frau ein Fensterchen. »Es ist niemand daheim«, rief sie hinüber, »sie gehen alle Sonntage in die Kirche.«
»Kann der denn nicht schneller machen an einem so schönen Tag«, herrschte Niki Sami die Frau an, als wäre sie schuld an seinem Mißgeschick.
»Wer?« fragte sie gutmütig.
»Pah, der alte Pfarrer dort oben, denk' ich«, rief er erbost zurück. »Wie lang macht er noch?«
»Eine halbe Stunde geht's noch. Es ist aber gar kein alter Pfarrer, ein junger ist's«, berichtigte die Frau, noch ehe sie das Fenster zumachte.
»Desto schlimmer, wenn der alt ist, wird er gar nicht mehr fertig!« rief Niki Sami ihr noch zu, dann fuhr er peitschenknallend davon, gegen Sint hinunter. Nach einer halben Stunde kehrte er zurück. Eben wollten Dorothea und ihre Tochter ins Haus eintreten, als sie die Schellen klingeln hörten und den Schlitten herankommen sahen. Von weitem schon machte Niki Sami deutliche Zeichen mit der Peitsche, daß er bei ihnen anhalten wollte. Sieblieben beide stehen, bis er da war. Nun sprang er aus dem Schlitten, die Decke hatte er schon zurückgelegt. »Nun gleich eingestiegen, Base Dori«, sagte er, auf den Schlitten deutend, »angezogen bist du und eine Decke ist da, die hält uns beide warm genug. Ich war schon einmal da, es ist nicht mehr zu früh, wir fahren nach Zernez hinauf, da kommt eine lustige Gesellschaft zusammen, gegen zwanzig Schlitten, da kannst du einmal Bekanntschaften machen und die Schlittenbahn ist heute so, daß es eine Freude ist auszufahren. Steig doch einmal ein«, drängte Niki Sami.
»Nein, Vetter, ich danke dir, ich will lieber daheimbleiben«, sagte Dori einfach.
»Was?« schrie Niki Sami. »Das ist ja sicher nicht wahr. Hat dir's der Pfarrer verboten? Wenn ich den einmal erwische«, und Niki Sami hob seine Faust so drohend auf, daß der Herr Pfarrer hätte erschrecken müssen, wenn er sie gesehen hätte.
Dori sagte ohne Schrecken: »Erbos dich doch nicht gegen jemand, der von allem nichts weiß, der Herr Pfarrer hat mir nichts verboten, ich sage dir's ja, wie es ist, ich bleibe lieber daheim.«
Aber Niki Sami blieb keinen Augenblick im Zweifel, daß ein so unnatürlicher Ausspruch, wie dieser für ihn war, der jungen Base von jemand eingegeben worden war, und das mußte der Pfarrer sein. Noch einmal brach sein Zorn über seinen Widersacher los.
Aber Dorothea hielt ihn an und suchte den Aufgebrachten zu beschwichtigen. Sie meinte, wenn dann der Frühling komme, werde es anders sein, da gehe man dann an den schönen Sonntagen spazieren zusammen, das tue Dori auch über alles gern.
Aber der Trost lag für den Vetter zu weit weg. »Komm du lieber jetzt mit, Base Dori, und lauf dann dem Pfarrer im Frühling nach«, schlug er noch einmal vor.
»Ich habe dir's bestimmt gesagt, ich danke dir und wünsche dir eine glückliche Fahrt«, gab Dori zurück undging ins Haus hinein. Niki Sami fuhr zähneknirschend davon.
Wenige Tage nachher lief Niki Sami mit großen Schritten dem Hause der Nonna zu. Schon von weitem konnte man ihm den treibenden Eifer ansehen. Als Marie Lene von ihrem Fenster aus den Herankommenden sah, stand sie schnell auf, um auch hinüber zu gehen, machte auch im Vorbeiweg eilig die Tür der Frau Katharine auf und rief hinein: »Komm zur Nonna hinauf, da hat's etwas gegeben.«
Kathrine folgte dem Ruf. Gleich hinter Niki Sami traten die beiden Basen bei der Nonna ein. Er meinte, das treffe sich gut, daß sie auch gerade eintreffen, er habe etwas zu sagen, wobei sie auch mitreden können. Er komme expreß her, um
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