Wasserläufer (Aqua Stellata) (German Edition)

Titel: Wasserläufer (Aqua Stellata) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B. C. Bolt

Vom Netzwerk:

genähte Wunde an der linken Schläfe.
    „Wie sind denn die Verhörmethoden so?“
    Lace lächelte humorlos.
    „Äußerst human. Man ist so verständnisvoll und einfühlsam, dass es kaum zum Aushalten ist. Ich freue mich über deinen Besuch, Alisander! Aber lieber wäre es mir, du wärst fort geblieben!“
    Das hörte sich so aggressiv an, dass Alisander einen Moment lang überlegte, ob Lace tatsächlich die Fassung verloren haben könnte. Dann sagte er: „Tja, ich wusste ja gar nicht, was genau passiert war. Ich sah nur dein Bild in den Nachrichten, hörte etwas von Vorwürfen und Kaution und kam direkt her.“
    „Keine Kaution“, sagte Lace. „Cornelsen hat versucht, sie für mich zu hinterlegen, aber der Haftrichter war eisern. Bis zur Vorverhandlung darf ich nicht entlassen werden.“
    „So, so. Cornelsen wollte eine Kaution für dich stellen?“
    Lace nickte.
    Alisander beobachtete ihn genau. Er sah Erschöpfung und mühsam im Zaum gehaltene Wut.
    „Kann ich irgendetwas tun?“
    Lace starrte ihn aus seinen verquollenen Augen an.
    „Ja. Fliege heim und vergiss die Sache! Ich möchte keinen von euch sehen! Schon gar nicht Antoia! Du kannst sie bitte anrufen und ihr sagen, das sich sie hier nicht sehen will!“
    Alisander schwieg eine volle Minute lang.
    „Möchtest du mir nicht mehr sagen?“, fragte er dann.
    Er sah die rot unterlaufenen Augen kurz dahin gehen, wo wahrscheinlich eine Kamera war.
    „Nein“, sagte Lace dann fest. „Ich wäre dir äußerst verbunden, wenn du zu deiner Arbeit zurückkehren würdest! Beschäftige dich mit deinen eigenen Angelegenheiten und nur damit!“
    „Wie du meinst“, sagte Alisander. „Trotzdem werde ich dich wieder besuchen, um zu sehen, ob es dir gut geht. Jemand wird dir einen Anwalt besorgen müssen ... “
    „Habe schon einen “, sagte Lace. „Von Staats wegen.“
    Alisander stand auf.
    „Ich gehe also. Wir sehen uns!“
    „Wenn es sein muss “, sagte Lace patzig. Er stand auf und sofort kam ein Bewaffneter und führte ihn davon.
    Alisander sprach kurz mit Inspektor Hawk und verließ den Justizpalast durch einen Seitenausgang, den ihm der Inspektor freundlicherweise zeigte. Deprimiert lief er eine Weile lang herum, bis ihn Antoias Anruf erreichte.
    Er verabredete sich mit ihr und traf sie vier Stunden später am Raumhafen. Antoia trug Zivil und führte ihn direkt in eine Tanzbar, wo die Musik dröhnte, dass es kaum zum Aushalten war.
    „Und?“, brüllte sie ihm ins Ohr.
    „Schlimm“, schrie er zurück. „Es geht ihm nicht gut. Er will uns fernhalten. Offenbar hat er Angst, wir könnten hineingezogen werden. Oder andere Schwierigkeiten bekommen.“
    Mit erhobener Stimme berichtete er alles, was er hatte in Erfahrung bringen können. Die Bässe hämmerten unbarmherzig.
    „Also ist es ernst.“ Antoia bestellte zwei Glowing Coffee, deren Namen sich von viel Alkohol ableitete, mit dem das Getränk flambiert wurde und schnarrte im besten Offizierston: „Wir müssen jetzt schnell sein! Lace war ganz nah dran! Wir müssen die Spur weiterverfolgen!“
    Alisander überlegte, ob es nicht klüger war, jetzt langsam einen Rückz ieher zu machen. Er dachte an Lace.
    „Und wie?“, rief er dicht an Antoias Ohr.
    „Wir müssen zusammen vorgehen. Sie können uns nicht alle kriegen!“
    „Doch! Alle zusammen! Bei einem Unfall zum Beispiel!“
    „Ich meine gleichzeitig!“
    Alisander schrie: „Ja! Aber wir müssen an einem leiseren Ort reden! Ich kann mich hier nicht konzentrieren!“ Er verbannte sich die Zunge an dem heißen, stark gesüßten Kaffee.
    „Dann komm!“
    Sie ließen ihren Glowing Coffee stehen und Alisander stöhnte, als Antoia am Automaten Karten für die Touristenrundfahrt zog.
    Er kletterte hinter ihr die schmale Treppe hinauf, die in den Flugwagen der Touristik-Gesellschaft von Morning Glow führte. Antoia sicherte ihnen zwei Plätze über dem Triebwerk, denn diese Sitze lagen etwas abgesondert und hatten kleinere Fenster, weswegen sie weniger begehrt waren.
    „So “, sagte sie. „Jetzt haben wir eine Stunde lang Zeit, uns zu beraten. Es gibt reichlich Neuigkeiten.“
    „Unerfreuliche Neuigkeiten! Wer weiß, ob wir Lace da überhaupt wieder herausholen können.“
    „Vorerst ist er dort vielleicht sogar sicherer als draußen“, sagte Antoia. „Er ist derjenige von uns, der bisher am meisten Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat. Aber wenn wir die Sache nun aufrollen möchten, werden wir zwangsläufig auch ins Rampenlicht geraten. Ab