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Wassermanns Zorn (German Edition)

Wassermanns Zorn (German Edition)

Titel: Wassermanns Zorn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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keine Freundschaften zu schließen, einsam zu sein. Bei Lavinia hatte er das Gefühl gehabt, als sei sie Extreme gewöhnt und könne damit umgehen. Sie hatte diesen besonderen Blick. Schmerz und Enttäuschung lagen darin, aber auch Hoffnung. Sie war ihm von der ersten Sekunde an wie eine Seelenverwandte vorgekommen, und selbst wenn sie ihn nicht in Unterwäsche an der Tür empfangen hätte, wenn sie die ganze Nacht nur geredet hätten, wäre er der glücklichste Mann auf Erden gewesen.
    Sie hätte ihm wenigstens gegenübertreten und ihm sagen können, dass er sich zum Teufel scheren solle.
    Der Polizist hatte natürlich recht. Lavinia hatte ihn versetzt und es dabei so eilig gehabt, dass sie nicht einmal die Zeit gefunden hatte, ihre Einkäufe auszupacken. Es gab keine Entführungsgeschichte, keinen eifersüchtigen Ehemann. So etwas gab es nur im Film. Dies war das wahre Leben, und darin war er wieder einmal verarscht worden.
    «Du bist und bleibst eine einsame Sau, find dich damit ab», sagte Frank zu sich selbst, drückte eine Taste und ließ das Musikstück noch einmal von vorn beginnen. Er liebte es. Es öffnete seine Seele und passte perfekt zu seiner Stimmung.
    Die Freisprechanlage des Wagens brach das Stück abrupt ab, als ein Anruf einging. An der Nummer erkannte Frank die Zentrale. Bevor er zu Lavinia gefahren war, hatte er sich für heute abgemeldet, es musste also schon etwas Dringendes sein, sonst würde Barbara ihn nicht anrufen. Gerade in der Nachtschicht kam es häufig vor, dass einer der Ersatzfahrer ausfiel. Wenn man nur fünf Euro die Stunde verdiente, fiel es einem leicht, unzuverlässig zu sein.
    Na ja, ihm sollte es recht sein. Heute würde er sich gern die Nacht um die Ohren schlagen. Alles war besser, als nach Hause zu fahren und wieder im Sessel vor dem Fernseher zu landen, so wie jeden Tag.
    «Du bist noch unterwegs?», fragte Barbara erstaunt.
    «Ja. Ich hatte etwas Privates zu erledigen. Warum rufst du an? Ist jemand ausgefallen?»
    «Nee. Ich habe eine Fahrt für dich.»
    «Wieso für mich?»
    «Jemand möchte ausschließlich von dir abgeholt werden.»
    «Wer?»
    «Keine Ahnung. Du sollst zum Flughafen kommen. Abflugterminal. Die Frau hat ihren Namen nicht genannt, aber ausdrücklich dich verlangt.»
    «Ich fahr hin», sagte Frank.
    «Hast du was am Laufen?», fragte Barbara.
    «Nicht, dass ich wüsste.»
    «Würde mich aber freuen.»
    «Ja, ja, bis später.»
    Frank beendete das Gespräch, bevor sie ihn noch weiter ausfragen konnte.
    Sofort setzte die Musik wieder ein, laut und eindringlich, aber jetzt störte sie ihn plötzlich, und Frank stellte das Radio ab. Er war viel zu aufgeregt, um dem Stück noch folgen zu können. Bis zum Flughafen würde er circa zwölf Minuten brauchen, zehn, wenn er das Tempo beibehielt – und das hatte er vor.
    Auf dem Zubringer waren siebzig Stundenkilometer erlaubt, er fuhr neunzig. Er kannte die Stellen, an denen hin und wieder geblitzt wurde, und auch die beiden Radarfallen, von denen immer nur eine in Betrieb war. Als er die erste erreichte, verringerte er das Tempo und gab dann wieder Gas.
    Eine Frau am Flughafen, die nur von ihm gefahren werden wollte.
    Das konnte nur Lavinia sein!
    Seit er sie vor ihrem Haus abgesetzt hatte, musste irgendwas passiert sein. Sie hatte ihn gar nicht versetzt. Sie war einfach nur verhindert gewesen.
    Frank spürte seinen Puls rasen. Er musste sich unbedingt beruhigen. Euphorie hatte das Gefühl von Enttäuschung abgelöst, und dieses Wechselbad der Gefühle konnte ganz schnell einen Anfall auslösen.
    Als er die zweite Radarfalle erreichte, drosselte Frank die Geschwindigkeit und fuhr so weiter. Wenn man es eilig hatte, sollte man sich Zeit lassen, hatte er mal irgendwo gelesen. Es fiel ihm schwer, aber er hielt sich den Rest der Strecke daran.
    Auf seinen Puls hatte das leider keine Auswirkung.
    Auf dem Gelände des Flughafens mit seinen Hotels, Parkgaragen, Bürogebäuden und den schmalen Straßen war sogar nur Tempo dreißig erlaubt, und das kostete ihn den letzten Nerv. Wenigstens waren aber auf dem Taxistreifen vor der Abflughalle einige Plätze frei. Frank parkte rasant ein, riss sein Handy aus der Halterung, sprang aus dem Wagen und verriegelte ihn.
    Zwei Kollegen standen im Weg.
    «Na, alte Schlafmütze», begrüßte ihn der eine und grinste.
    Niemand wusste von seiner Erkrankung, aber beinahe jeder hatte ihn schon mal irgendwo schlafen sehen, an den unmöglichsten Stellen oder zu Zeiten, in denen gerade

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