Watersong - Wiegenlied: Band 2 (German Edition)
so flach wurde, dass ihr Schwanz zu kribbeln begann, bat sie ihn, aufzuhören.
» Du musst vorgehen und dich umdrehen«, sagte sie.
» Was? Wieso?«, fragte Alex alarmiert.
» Weil mein Schwanz sich in Beine, aber nicht in Bikinihosen zurückverwandelt«, erklärte Gemma.
» Oh.« Alex wurde rot, als er verstand, wovon sie sprach. Schnell drehte er sich um.
» Was gibt’s?«, fragte Harper. Sie stand so weit weg von ihnen, dass sie Gemmas Erklärung nicht gehört hatte.
» Dreht euch um«, sagte Alex, als er bei Harper und Daniel angekommen war. » Gemma ist nackt und muss ihre Bikinihose anziehen.«
» Oh, Mist«, sagte Daniel und drehte sich augenblicklich um.
Harper ließ sich mehr Zeit, als fürchte sie, Gemma werde in den Wellen verschwinden, sobald sie ihr den Rücken zukehrten. Aber das hatte sie nicht vor. Sie zog sich aus dem Wasser und befahl ihren Beinen lautlos, sich zu beeilen. Noch nie war ihr die Verwandlung von Fischschwanz in Beine so quälend langsam vorgekommen. Jetzt, da sie sich entschieden hatte, wollte sie nur noch so schnell wie möglich von hier weg.
Gemma stand bereits, bevor die Transformation restlos abgeschlossen war. Ihr linker Fuß glich noch immer einer Flosse, und sie stolperte auf den Sand, fing sich aber wieder. Schnell lief sie zu ihrer Bikinihose, und als sie sie übergezogen hatte, waren ihre Beine wieder menschlich.
» Okay«, sagte Gemma und rannte zu Alex. » Wir müssen sofort hier weg.«
Alex nahm Gemmas Hand und die vier rannten über den Strand. Sie mussten einen Umweg laufen, um an den Felsbrocken vorbeizukommen, die das Ufer säumten. Das Haus war zwischen die Felsen gebaut worden, also hätte der schnellste Weg direkt durch das Innere geführt, aber diese Route würden sie auf keinen Fall nehmen. Daniel hatte ungefähr 500 Meter vom Haus entfernt auf einer Wiese geparkt, und als sie endlich am Auto ankamen, holte Harper als Erstes einen alten Kapuzenpulli aus dem Kofferraum. Sie warf ihn Gemma zu, damit sie nicht im Bikini herumlaufen musste. Harper stand neben ihr, während sie ihn überzog, und sobald sie angezogen war, packte sie Gemma und umarmte sie.
» Ich bin so froh, dass du in Sicherheit bist«, sagte Harper und drückte ihre Schwester so fest an sich, dass es tatsächlich schmerzte.
» Danke«, sagte Gemma mit gepresster Stimme an Harpers Brust.
Dann löste Harper sich von ihr und schaute sie sehr ernst an. » Wenn du noch einmal abhaust, dann brauchst du dir um die Sirenen keine Sorgen mehr zu machen. Denn dann werde ich diejenige sein, die dich umbringt. Ist das klar?«
» Ja.« Gemma nickte zerknirscht. » Zu meiner Verteidigung möchte ich aber anführen, dass ich abgehauen bin, um dich zu schützen.«
» Ist mir egal, warum du es getan hast«, sagte Harper klar. » Mach es nicht noch mal.«
Sie ging zur Fahrertür, öffnete sie und stieg ein, während Gemma sich zu Alex auf den Rücksitz setzte und so nah wie möglich zu ihm rückte. Er legte den Arm um sie, und als Harper losraste, schmiegte sich Gemma an ihn. Sie war sich immer noch nicht ganz sicher, ob es die richtige Entscheidung gewesen war, mit ihnen zu gehen.
» Wie habt ihr mich gefunden?«, fragte Gemma.
» Durch einen Zeitungsartikel«, antwortete Daniel.
» Ein Artikel?«, fragte Gemma verständnislos.
Daniel reichte ihr die Zeitung und zeigte auf den Artikel über die ermordeten Jungs. Gemma überflog ihn schnell, und als sie zu dem Abschnitt über Jason Way kam, begann ihr Herz so heftig zu klopfen, dass sie fürchtete, gleich einen Herzinfarkt zu bekommen. Oder ohnmächtig zu werden. Oder sich zu übergeben.
Wussten die anderen, dass sie das gewesen war? Gemma zwang sich, langsam und ruhig zu atmen, und schaute stur nach unten. Sie konnten es nicht wissen. Sie hätten sie niemals gerettet, wenn sie wüssten, dass sie wirklich ein Monster war.
» Wir wussten, dass die Wunden, die die Leiche aufwies, das Markenzeichen der Sirenen sind«, erklärte Alex, als Gemma weiterhin schwieg. » Und wir dachten, wo sie sind, bist wahrscheinlich auch du.«
» Gut kombiniert.« Gemma nickte anerkennend. Sie zwang sich, ihn anzulächeln und die Panik zu verbergen, die sie gerade noch verspürt hatte.
Ihr einziger Trost war, dass Thea recht behalten hatte, was die Anziehungskraft der Sirenen auf Vergewaltiger anging. Dem Artikel nach zu urteilen war Jason Way wirklich ein verurteilter Vergewaltiger gewesen. Gemma hatte sich so etwas schon gedacht. Wenn sie nicht die Fähigkeit
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