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Weber David - Schwerter des Zorns - 2

Weber David - Schwerter des Zorns - 2

Titel: Weber David - Schwerter des Zorns - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Kriegsgott
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Offiziere kämpften mit dem Mut der Ver
zweiflung, denn sie waren sich sehr wohl bewusst, welches Schick
sal ihrer bei einer Niederlage harrte. Bisher hatten sie die schlimms
ten Fehler, die sie bei dem letzten Feldzug begangen hatten, weitge
hend vermieden. Sie hatten sogar darauf verzichtet, sich wie beim
letzten Mal kopflos auf den Feind zu stürzen, sondern verteidigten
stur mit allem was sie hatten, kämpften um jeden Hügelkamm und
um jeden Fluss, der durch das Schmelzwasser angeschwollen war.
Sie verloren zwar ständig an Boden, hatten jedoch den Vormarsch
ihres Feindes erheblich verlangsamt. Bahnak hinkte fast zwei Wo
chen hinter seinem Zeitplan her, und seine Verluste waren höher,
als er erwartet hatte. Wenn auch weit niedriger, als er befürchtet ha
ben mochte. Dennoch trugen die Verluste Leid und Trauer in viele
Familien der Pferdediebe.
    Im Augenblick jedoch fürchtete Marglyth nicht um Jarthûls Leben
oder um das ihres Vaters und Bruders. Sie hatte Angst, weil sie ihr
nicht zur Seite stehen konnten – sehr viel Angst. Jarthûl war immer
stolz auf sie gewesen, weil sie nach ihrem Vater den zweithöchsten
Rang in Hurgrum bekleidete. Im Lauf der Jahre hatte sich Marglyth
angewöhnt, ihren Gemahl als Sprachrohr einzusetzen, so, wie ihr
Vater sie selbst häufig benutzte, wenn schwer wiegende Entschei
dungen verkündet werden mussten. Jarthûl war immer an ihrer Sei
te gewesen, wenn sie ihn brauchte, zurückhaltend und hilfreich.
Jetzt war er nicht da und sie empfand seine Abwesenheit wie eine
Wunde. Zum ersten Mal seit vielen Jahren fühlte sie sich verletzlich
und allein der Verantwortung ausgesetzt. Und sie sehnte sich nach
seiner tröstenden Umarmung.
    Marglyth fuhr sich ein letztes Mal mit der Bürste durchs Haar und
warf sie dann klappernd auf den Frisiertisch. Das muss reichen!, be
schloss sie, stand auf und blickte dann den Diener an, der in der Tür
wartete.
    »Ich wäre dir dankbar, wenn du dem Kurier ausrichtetest, dass ich
ihn in der Ratskammer erwarte«, sagte sie. Niemand hätte aus ihrer
Stimme geschlossen, wie verängstigt sie sich fühlte.
    Prinzessin Arthanal wartete bereits in der Ratskammer, als
Marglyth eintrat. Arthanal nahm keine offizielle Stellung im Rat ein,
aber Marglyth wusste, wie häufig ihr Ratschlag Bahnak bei wichti
gen Entscheidungen geholfen hatte. Das aufmunternde Lächeln ih
rer Mutter schien die Last auf ihren Schultern ein wenig zu schmä
lern. Sie ging um den Tisch herum, setzte sich auf den Platz der Ers
ten Ratgeberin und ihr Herz pochte heftig, als sich die Tür erneut
öffnete. Sie schaute hoch. Es war nicht der Kurier, noch nicht, und
ihr Pulsschlag sank ein wenig, als Bahzell und Hurthang eintraten.
    »Danke, dass ihr gekommen seid«, sagte sie leise. Sie meinte ihre
Worte von ganzem Herzen. Bahzell zuckte nur mit den Schultern,
umarmte sie und baute sich dann an der Wand hinter ihrem Stuhl
auf, wie ein Leibwächter hinter seiner Herrin. Hurthang stellte sich
neben ihn. An sich hatten die beiden hier genauso wenig zu suchen
wie Arthanal, aber Marglyth wusste, dass sie Rat brauchen würde.
Sie hätte in der kurzen Zeit unmöglich eine reguläre Sitzung des Ra
tes einberufen können, selbst wenn es nicht mitten in der Nacht ge
wesen wäre. Die meisten männlichen Ratsmitglieder waren mit
Bahnak an der Front – und die weiblichen waren über ganz Hur
grum verstreut, um neben ihren eigenen Pflichten auch die ihrer ab
wesenden männlichen Kollegen zu erfüllen. Außerdem war das eine
der Bürden, die ihr Amt als Erste Ratgeberin mit sich brachte. In Ab
wesenheit ihres Vaters oblag es Marglyth, Hurgrum zu verwalten,
und solange sie nicht die vollständige Nachricht des Boten kannte,
war es sinnlos, eine beschlussfähige Versammlung einzuberufen.
    Jemand klopfte an die Tür, und Marglyth lehnte sich mit gezwun
gener Gelassenheit auf ihrem Stuhl zurück, als der erschöpfte,
schlammbespritzte Pferdedieb hereingeführt wurde. Er ging zwi
schen der U-förmigen Öffnung des Tisches in die Knie und
Marglyth schluckte.
    »Kriecht hier nicht auf Euren Knien herum, Mann!« sagte sie ge
reizt. »Steht auf und spuckt aus, was Ihr zu sagen habt!«
»Aye, Milady.« Der Kurier erhob sich und griff in seinen Beutel.
Die Hast, mit der er losgeschickt worden war, wurde in dem Augen
blick offensichtlich, denn das schmutzige Stück Pergament, das er
zu Tage förderte, war nicht einmal zur Sicherheit in einen Kurierzy
linder gesteckt worden. Es war auch nicht einmal ordentlich

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