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Wehrlos: Thriller

Wehrlos: Thriller

Titel: Wehrlos: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elena Sender
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Christas Tod nicht mehr das Falsche vom Wahren unterscheiden kann, ich bin ziemlich orientierungslos.«
    Samuel runzelte die Stirn. »Und weiter?«
    »Während meiner Abwesenheit hat sich Christa dem Mystizismus und Okkultismus zugewandt. Ich möchte sicher sein, dass sie meinen Sohn keiner Behandlung unterzogen hat. Das Problem ist, dass Christa nicht mehr da ist und ich nicht herausfinden kann, was wirklich geschehen ist, während ich auf den Färöer-Inseln war. Das macht mir Angst, und noch dazu habe ich das Gefühl, dass mich alle für verrückt halten.«
    Samuel sagte nichts, und Rachel lächelte traurig. »Du auch, ja?«
    »Aber nein, ich glaube nur, dass du etwas Ruhe brauchst, das ist alles.«
    »Lass uns lieber über das reden, was du in Island erfahren hast«, meinte Rachel ausweichend. »Das bringt mich auf andere Gedanken. Du hast gesagt, du hättest eine wichtige Entdeckung gemacht?«
    Ein siegessicheres Lächeln glitt über Samuels Gesicht.
    »Yes, my dear. Ich war in Reykjavík und habe einen der Verantwortlichen von Ice Fish Export befragen können.«
    Rachel suchte seinen Blick. »Wen?«
    Samuels Augen wichen ihr nicht aus. »Nimm es mir nicht übel, aber das kann ich nicht einmal dir sagen.«
    Rachel hatte verstanden und schwieg.
    »Ich habe ihn angerufen und vorgegeben, ich wäre im Begriff zu enthüllen, dass sie das Attentat auf den Färöer-Inseln finanziert hätten. Ich habe behauptet, ich hätte eine wichtige Zeugenaussage dazu. Am Telefon wollte er nicht mit mir darüber reden. Also bin ich noch gestern Abend hingeflogen und habe ihn aufgesucht.«
    »So bringst du also deine Informanten zum Reden?«, meinte Rachel belustigt.
    »Ja, Bob Howard von der Washington Post hat gesagt: › Am Tag lügt es sich leichter. ‹ Und er hat hundertmal recht. Abends, wenn alles still ist, sind die Menschen sensibler und lügen nicht so schnell.«
    »Also gut, und was hat dir das hohe Tier von Ice Fish erzählt?«
    »Mister Fish hat alles in Bausch und Bogen abgestritten. Er war empört und in Panik, dass man ihn dieses Attentats verdächtigt. Die Firma steckt mitten in den Verhandlungen über die Fischereiquoten und kann keine schlechte Presse gebrauchen.«
    Rachels Augen funkelten vor Aufregung.
    »Er war so aufgebracht, dass er sich bereiterklärt hat, mir auf der Stelle Einblick in die Firmenkonten und die Überweisungen zu gewähren, die von der Zentrale in Reykjavík aus getätigt wurden, damit ich meinen Artikel nicht veröffentliche. Er hat behauptet, GG wolle ihm die Schuld in die Schuhe schieben.«
    »Und hat er es getan?«
    »Er hat sich in meinem Beisein im Internet in den Bankserver eingeloggt und die Kontobewegungen von August und September offengelegt. Ich konnte es kaum fassen.«
    »Hast du dir Notizen gemacht?«
    »Das konnte ich nicht, ich hatte es ihm versprochen. Aber mein Gehirn war im Speichermodus.«
    »Hat er dir auch die Schweizer Konten gezeigt?«
    »Besser noch, er hat in meiner Gegenwart seinen Schweizer Bankier angerufen.«
    »Und?«
    »Nichts. Der Typ war eindeutig. Er hat zwar die Überweisung von etwas Schwarzgeld, das aus Überfischung stammte, auf die Schweizer Konten zugegeben, aber es wurden keine größeren Summen auf ein dänisches Konto transferiert.«
    »Jemand anderes in der Firma kann es ohne sein Wissen getan haben.«
    »Nein, Mister Fish ist ein wirklich hohes Tier. Ein ehemaliger Fischereikapitän, ein hartgesottener Bursche, der mit vierzehn Jahren angefangen hat zu arbeiten und in günstigen Zeiten, als die Nachfrage nach Fisch einen Boom erlebte, sein Geld gemacht hat. Er gehört nicht zu jenen Bürokraten, die leere Phrasen dreschen. Er verhehlt seine Abneigung gegenüber den Umweltschützern nicht, aber er würde nie eine Bombe zünden. Er würde euch gerne zum Teufel jagen, aber er will sein Ziel mithilfe von Lobbying und Politik erreichen, nicht durch tätliche Angriffe. Noch dazu ist er davon überzeugt, dass dieses Attentat euch letztlich zugutekommt, und er fragt sich, ob der Verantwortliche nicht in euren eigenen Reihen zu suchen ist …«
    »Mal was ganz Neues«, sagte Rachel. »Was hältst du von der Sache?«
    »Eigentlich glaube ich, dass er nichts damit zu tun hat.«
    Samuel sah Rachel an. »Und wenn sie es nicht waren …«
    Rachel sagte nichts und ließ ihn nachdenken.
    »Dann bist du vielleicht gar nicht so verrückt, wie es scheint«, fuhr der Reporter mit einer Spur von Ironie fort.
    Rachels Augen funkelten.
    »Und nun wirst du dich wundern.

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