Weihnachtsgeschichten am Kamin 04
Stuuv döss he ni rin wegen den Dannboom, un Mudder harr ok ni so recht Tiet för em. Den Vormittag harr he noch ganz goot rumkreegen mit Geschenke inpacken un noch gau een Bild molen för Oma. Man de Nohmiddag weer noch jüst so lang. Sien Voter, de nehm em mit no’n Stall; he schull de Kälber Heu geben un de Kaninken fodern. Doch denn seet he wedder in de Köök un tööv. Mudder weer nu rutgohn to’n melken, ober vorher harr se em dat Radio anstellt.
Dor geev dat feine Musik, un ok Wiehnachtsgeschichten wörn vorleest. So kunn de lütt Thorsten sick ganz kommodig de Tiet vertrieben.
Doch wat weer dat op Mol? De Jung sett sick piel op un wull ni glöben, wat de Mann in’t Radio dor vertelln de: «Wir unterbrechen unsere heutige Weihnachtssendung für eine wichtige Nachricht aus dem Verkehrsstudio...» Thorsten Sprung man so in de Gummisteeveln un suus rut no’n Stall. «Mudder!» reep he. «Weeßt, wat se eben in’t Radio seggt hebbt? De Wiehnachtsmann is mit sien Schleeden umkippt, un nu kummt he hüt Obend wat loter, wiel he allens wedder insammeln mutt! Wenn man bloots allns heel bleeben is!» Rein ut de Pust weer de lütt Kerl. Sien Mudder nehm en in Arm un tröst em: «Goh man wedder rin un hör to, ob se noch wat melden doot, vielleicht is gor nich so schlimm worrn.»
Un so weer dat denn ok komen. Wohl duur dat noch beeten bit to de Bescherung, doch denn weer dat sowiet. De Angst weer ümsonst ween. Thorsten kreeg een smucken Buurhof, wo he glieks sien Trecker un sien Maschinen ünnerstellen de. Ok an Tier’n harr de Wiehnachtsmann dacht: Een poor Kööh un Peer hörn dorto. Doch wat weer dat? Een Peerd harr doch wohrhafti keen Steert! «Mudder», reep de Jung, «nu is doch noch wat scheefgohn mit den Wiehnachtsmann sien Umschmieter. Bi düt Peerd is de Steert afbroken, as de Schleeden umkippt is.»
Dat düt Molhör biet Inpacken passeert weer, dat kunn lütt Thorsten je ni weeten.
Anne E. Lorenz
Meine unvergessenen Weihnachten
Woran liegt es nur, daß man viele Weihnachtsfeste vergißt, einige aber so lebendig in Erinnerung behält, als seien sie erst gestern gewesen?
Das erste der drei Weihnachtsfeste, die sich meinem Gedächtnis eingeprägt haben, führt mich zurück in das Jahr 1946. Unser Haus war von der britischen Besatzungsmacht beschlagnahmt worden; meine Eltern und wir vier Kinder mußten die uns zugewiesene Dreizimmerwohnung mit einer dreiköpfigen Flüchtlingsfamilie teilen.
Einen Weihnachtsbaum hatten wir besorgen können, aber keine Kerzen. Und doch stand der Baum an diesem Heiligen Abend im Licht. Mein ältester Bruder hatte unser kleines, in den Frieden hinübergerettetes Kinderkino angeschaltet und den Lichtkegel auf den Baum gerichtet, ihn angestrahlt, wie man es heute mit einem berühmten Bauwerk oder einer Kirche tut. Ich weiß sogar noch, was ich als Geschenk bekam: ein Holz-Federkästchen für die Schule und eines jener ersten, schlicht gehefteten, graupapiernen Kinderbücher der Nachkriegszeit.
Nun muß ich in meiner Erinnerung einen großen Zeitsprung machen, denn bei meiner zweiten weihnachtlichen Momentaufnahme bin ich 34 Jahre alt und habe selbst vier Kinder. Mein Mann und ich wissen zu diesem Zeitpunkt schon, daß wir uns bald trennen werden. Ahnen die Kinder es auch?
Sonderbarerweise haben wir in diesem Jahr ungewöhnlich viele Geschenke für die Kinder gekauft. Als wir die Spielsachen an die vier verteilen — immer mehr und immer mehr — durchfährt mich wie ein Blitzstrahl der Gedanke: «Was tun wir nur? Warum geben wir den Kindern so viele Dinge?» Sie scheinen sich auch kaum zu freuen. Fühlen sie, daß wir mit Spielzeug zudecken, was wir ihnen an Geborgenheit entziehen wollen? Ich denke es, aber ich sage nichts.
Bei der dritten Erinnerung bin ich am Heiligen Abend zum erstenmal allein. Seit fast fünfzehn Jahren bin ich geschieden. Die Kinder sind zum Studium oder zur Ausbildung von mir weggezogen. Heute abend sind sie bei ihrem Vater, der in einer anderen Stadt lebt. Am zweiten Feiertag werden vielleicht zwei von ihnen zu mir kommen.
Ich habe keinen Weihnachtsbaum, nur ein paar Tannenzweige in einer Vase mit einer Kerze dazwischen. Zum erstenmal fühle ich so etwas wie die Einsamkeit des Alters.
Über fünfzig Weihnachtsabende habe ich erlebt und die meisten von ihnen vergessen. Warum nur diese drei nicht?
Anette Kröckertskothen
Die besondere Geschenkidee
Wie alljährlich in der Vorweihnachtszeit, begann auch bei uns das Grübeln über
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