Weil wir glücklich waren - Roman
gleiten. Die Heizung in seinem Wagen lief. Er stellte alle Ventile in meine Richtung.
»Du hast gesagt, dass es nichts mit mir zu tun habe.« Ich sprach, ohne ihn anzusehen, meine Tasche auf dem Schoß. »Aber du bist es, der nichts damit zu tun hat. Es geht nur um uns. Um sie und mich. Du musst dich da raushalten.«
»Verstanden. Okay.« Er streckte seine Hand aus. »Dieser Handschuh ist aus Leder. Ein totes Pferd. Schlag ein.«
Müde schüttelte ich seine Hand, schaute ihn aber immer noch nicht an.
»Der Wagen hat beheizte Sitze, weißt du. Tolle Sache. Du wirst es gleich merken, auch durch deine Jacke hindurch.«
Seine Stimme zitterte ein bisschen, und ich sagte nichts mehr.
»Leg bitte deinen Gurt an.«
Wir starrten uns an. Ich sah aus wie sie. Jeder sagte das. Man konnte mich nicht anschauen, ohne dabei ihre Augen, ihren Mund, ihr energisches Kinn vor sich zu sehen. Es muss sich seltsam für ihn angefühlt haben, so wütend auf sie zu sein, so mit ihr abgeschlossen zu haben und immer noch eine Tochter zu haben, die ihr so sehr ähnelte.
Ich schnallte mich an. Er griff hinter mich und nahm eine Styroporschachtel vom Rücksitz. Ich konnte das Steak darin riechen. »Die Kartoffeln habe ich auch einpacken lassen«, sagte er, als er mir die Schachtel reichte. Ich schüttelte nur den Kopf, und er stellte den Karton behutsam auf meinen Schoß.
»Dein Appetit wird schon zurückkommen.« Er klang müde. Während er den ersten Gang einlegte, schaute er in den Rückspiegel. »Alles wird gut, Süße. Das verspreche ich dir. Okay? Wart's einfach ab.«
Kapitel 8
Gretchen fuhr mich zu Jimmy. Sie hatte ein schlechtes Gewissen, weil sie nicht bleiben und mir beim Saubermachen helfen konnte - sie musste zu ihrer Lerngruppe und hatte danach für den Rest der Nacht Dienst im Wohnheim. Dafür bot sie an, ganz früh am Sonntagmorgen zu kommen, aber ich lehnte ab. Die Party war meine Idee gewesen. Den Mist, der noch übrig war, würde ich selbst wegräumen.
Doch als ich in das Haus kam und wieder allein war, sehnte ich mich nur noch nach einem Bad. Der Whirlpool befand sich neben dem Hauptschlafzimmer. Er erstreckte sich tief und breit unter einem Fenster und bot einen freien Blick auf den Himmel, der dunkelgrau war, weil die Wintersonne bereits verblasste. Aber im Badezimmer schien ein tropisches Klima zu herrschen. Farne und Begonien hingen in Töpfen von der Decke. Auf der Einfassung der Wanne tummelten sich Steinskulpturen freundlich blickender Waldtiere, von denen einige geschickt die Lautsprecher der wasserfesten Stereoanlage über der Armatur verbargen, die ich rasch mit den Zehen zu bedienen lernte. Ich nahm mir ein wenig von Haylies teurem Shampoo und ließ heißes Wasser nachlaufen, die Düsen auf Hochdruck, die Musik laut. Ich wusste, dass ich saubermachen sollte. Ich wusste, dass ich lernen sollte. Ich wusste, dass ich Tim zurückrufen sollte - zumindest, um ihm zu sagen, dass es mir gut ging. Aber ich wollte ihn nicht belügen, und die Wahrheit wollte ich ihm auch nicht sagen. Handlungen haben Konsequenzen. Das wusste ich. Ich wollte sie nur noch eine Weile hinausschieben.
Gerade als ich - immer noch dampfend - aus der Wanne stieg, klingelte mein Handy. Tims Nummer erschien auf dem Display, und ich nahm ab. Keine Ahnung, warum. Gewohnheit. Schuldgefühle. Das Verlangen, eine freundliche Stimme zu hören.
»Hi.«
»Hey, du bist okay.« Eine Pause folgte. »Hast du meine Nachricht nicht bekommen?«
Ich setzte mich nur mit einem Handtuch bekleidet auf das Bett. In dem Zimmer war es dunkel. Trotzdem konnte ich in dem Spiegel einen halbmondförmigen Ausschnitt meines Gesichtes in dem schwachen, grauen Lichtschein meines Handys sehen. Draußen hing die untergehende Sonne leuchtend rosa über dem winterlich verödeten Golfplatz und überzog den Himmel mit einem tiefen Purpurton. »Es tut mir leid«, entschuldigte ich mich. »Ich hätte zurückrufen sollen ... hier war einiges los.«
»Okay«, sagte er nur ruhig, sonst nichts.
»Ich hatte einen Autounfall«, fing ich an und bedauerte es sofort. Es wäre besser gewesen, ihm alles oder gar nichts zu sagen. Indem ich an sein Mitleid appellierte und meine Geschichte so zurechtbog, wie sie für mich am günstigsten war, verhielt ich mich wie meine Eltern.
»Mit dem Auto von diesem Typen, dem kleinen Wagen? Bist du okay?«
»Mir geht's gut, nur ein Blechschaden. Na ja, ein bisschen mehr als das. Das Auto musste abgeschleppt werden. Aber mir geht's gut,
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