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Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Titel: Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Herbst
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livrierte Leibdiener, der sofort die Polizei ins Haus geholt und seine Herrin mit hasserfüllten Blicken durchbohrt hatte.
    „Herr Beckmann ist hier schon länger in Stellung. Er diente bereits unter der ersten Frau Kägler, die er uns in den schönsten Farben schilderte, wenn uns die zweite Herrin einmal mehr gängelte. Jeden Tag musste bei der Hexe das Silber geputzt werden, stellen Sie sich das vor, jeden Tag! Nur am Sonntag machte sie eine Ausnahme.“
    Ernst wurde unruhig. Sophies Beschreibung uferte allmählich aus, er unterließ es jedoch, seine Taschenuhr zu konsultieren. Auf so plumpe Art und Weise wollte er ihr nicht zu verstehen geben, seine kostbare Zeit sei bemessen, wo er seine Hilfe so selbstlos angeboten hatte.
    „Er, der Beckmann, hat ein sehr gutes Verhältnis zu Jacob Kägler und dünkt sich fast als ein Teil der Herrschaft.“ Sophies Missbilligung über die Anmaßung war deutlich herauszuhören. „Den ersten Monat nach der Hochzeit ging noch alles gut, das war der März dieses Jahres. Im April zog die junge Frau Kägler in ihr eigenes Schlafzimmer und von da an wurde es täglich schlimmer. Der Herr trank und die Herrin weinte.“
    „Warum kündigen Sie nicht und suchen sich eine Stelle bei einer anderen Familie. Professor Käglers Haushalt ist doch eine gute Referenz“, warf Ernst ein.
    Sophie schaute ihn entsetzt an. „Ich kann doch meine Herrin in ihrem Zustand nicht alleinlassen!“, empörte sie sich. „Sie ist immer so gut zu mir, verstehen Sie. So gut wie eine Mutter, obwohl ich älter bin als die gnädige Frau.“
    Ernst schaute Sophie überrascht an. Er hatte sie kaum älter als 20 Jahre geschätzt. Vielleicht war es ihre knabenhafte Gestalt, die ihn zu der Annahme verleitet hatte.
    „Der junge Herr und Beckmann stehen in Verbindung, das steht fest, denn jedes Mal, wenn es einen Streit zwischen der Herrschaft gegeben hat, ist kurze Zeit später der junge Herr im Haus gewesen und hat gegen seine Stiefmutter gehetzt. Ich habe es mit eigenen Ohren gehört, als ich der Frau Professor eine Tasse heiße Schokolade gebracht habe. Der junge Herr hat ihr sogar unterstellt, den Gatten mit einem Liebhaber zu hintergehen“, flüsterte Sophie hinter vorgehaltener Hand, als könne so die Ungeheuerlichkeit abgemildert werden.
    „Ist Herr Kägler junior bereits im Haus?“, fragte Ernst.
    Sophie schaute ihn mit einem Ausdruck an, den er nicht zu deuten wusste.
    „Vor ungefähr acht Wochen ist dem jungen Herrn Hausverbot erteilt worden. Der Professor hat sogar gedroht, den eigenen Sohn zu enterben, falls der nicht mit den haltlosen Unterstellungen aufhörte“, sagte sie mit einem grollenden Unterton in der Stimme.
    Sophies Erwiderung beantwortete zwar nicht Ernsts Frage, doch er überraschte sich bereits bei Überlegungen, ob es sich wirklich nur um Unterstellungen handelte. Nur zu lebhaft erinnerte er sich an Frau Käglers Bestürzung, als er sie auf ihre Schwangerschaft angesprochen hatte.
    „Herr Beckmann wird den jungen Herrn unterrichten, wenn es nicht von amtlicher Seite her geschehen wird“, sagte Sophie unter einem Achselzucken.
    Ernst entging nicht, dass sie sich keine Mühe gab, zu verbergen, was sie von Jacob Käglers Ankunft hielt. Ihre Miene sprach Bände.
    „Wenn Sie sich der Rechtschaffenheit Ihrer Herrin sicher sind, dann müssen Sie auch nicht fürchten, nach der Wahrheit gefragt zu werden“, erinnerte Ernst, um endlich dort anzuknüpfen, weswegen er Sophie ein Gespräch unter vier Augen angeboten hatte.
    Sophie verzog das Gesicht.
    „Sie kennen den jungen Herrn und Beckmann nicht. Die werden nicht eher Ruhe geben, bis sie die arme Frau entehrt und aus dem Haus gegrault haben. Ich habe eins ihrer Gespräche belauscht – rein zufällig“, versicherte sie hastig. „Da hat Jacob Kägler dem Leibdiener seines Vaters aufgetragen, nach Beweisen zu suchen, die geeignet wären, Frau Professor wegen Ehebruchs anzuklagen.“
    „Hat Beckmann solche Beweise gefunden?“, fragte Ernst scharf. Sofort bereute er die Heftigkeit, die er ungewollt in seine Frage gelegt hatte. Doch Sophie sah ihn nicht verstört, sondern belustigt an.
    „Ich weiß selbst nicht, was sich der junge Kägler darunter vorgestellt hat. Vielleicht hat er einen seiner Kommilitonen gedungen, seiner neuen Stiefmutter den Hof zu machen“, mutmaßte sie.
    Ernst verschlug es die Sprache. Er begann in dem winzigen Kämmerchen auf und ab zu gehen, wobei er jeweils nur drei Schritte machen konnte, dann musste er sich

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