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Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Titel: Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Herbst
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Ernst schien es mit Geschick in Gang zu halten.
    Entnervt trat Franz ins Zimmer, darauf gefasst, sofort attackiert zu werden, doch er glaubte, keine Zeit für Versteckspiele zu haben.
    Lapérouse stand schweißüberströmt an die Wand gelehnt, genau an der Stelle, die auch Franz für einen Handstreich gewählt hätte. Doch augenscheinlich fehlte ihm jede Energie für einen Angriff. Franz schnaufte und winkte dem ungebetenen Gast seiner Wirtin, die Behausung zu wechseln. Aber der blieb, wo er war. Franz griff Lapérouse beim Arm und zerrte ihn mit sich. Der große Mann folgte benommen wie ein Traumwandler. Er stolperte sogar über die eigenen Füße. Christian kam hinzu und packte an der anderen Seite mit an. Kaum in Johanns Schlafkammer angekommen sackte Lapérouse willenlos auf der Bettstatt zusammen.
    „Was, zum Teufel, ist mit dem los?“, fragte Franz.
    „Sieht wie Fieber aus“, meinte Christian.
    Franz befühlte die Stirn des vermeintlich Kranken und schüttelte ratlos den Kopf. „Nein! Fühlt sich nicht wie Fieber an“, sagte er fürs Erste erleichtert.
    Ihnen blieb keine Wahl. Sie mussten Lapérouse sich selbst überlassen, konnten nur die Tür hinter sich verschließen, und der Einladung der Wirtin folgen. Franz hoffte, ihr gemeinsamer Ausflug in die obere Etage ziehe keine unangenehmen Fragen nach sich.
    Doch Mudder Schultzen war von ihrer neuen Rolle als Gastgeberin einer Herrenrunde in Anspruch genommen – sie hatte gar nicht bemerkt, dass zwei ihrer Kaffeegäste etwas länger ausgeblieben waren.
    Nie zuvor hatte sich Franz bei einer Plauderei so unwohl gefühlt wie an diesem Morgen. Das eng beschriebene Papier an seiner Brust wog schwer. Die gut gemeinten Ratschläge von Mudder Schultzen und ihrem Schwager, wie er seine unliebsamen Augenringe so schnell als möglich loswerde, töteten ihm den letzten Nerv. Trotzdem machte er gute Miene, lobte ihren dünnen Kaffee und hörte sich des Schwagers Meinung zum allgemeinen Sittenverfall an, der, wie gestern erlebt, bereits unter den Kindern der Stadt unrühmliche Beispiele hervorbrachte. Da es nicht so aussah, als ob der Schwager seine Ankündigung baldmöglichst in die Tat umsetzte, brachte Franz die Sache mit den Schlosserarbeiten aufs Tapet: „Und ich sage Ihnen, wir saßen hier genauso gemütlich beisammen, als der dreiste Dieb einstieg. Ich denke, Sie sollten alsbald an die Arbeit gehen, damit Ihre Schwägerin nicht länger Angst haben muss, so etwas könnte sich wiederholen“, warf er ein.
    „Ach ja, Otto, wenn du so freundlich wärst“, bettelte nun auch Mudder Schultzen.
    Gribnitz warf Franz einen ärgerlichen Blick zu, wo er sich eben eine Pfeife angezündet hatte. Demonstrativ klopfte er den glimmenden Tabak auf seine Untertasse. Brummelnd stand er auf.
    Franz sah Mudder Schultzens Empörung über die Zweckentfremdung ihres Geschirrs, auch wenn es nicht das gute war, dann drehte er dem Geschehen in der Stube den Rücken zu.
    Er begleitete Gribnitz nach oben. Während man die Treppe hinaufstieg, bat Franz darum, der Meister möge das Schloss zu seiner Wohnung zuerst auswechseln.
    „Das müssen Sie mir schon überlassen, Herr Leutnant. Schließlich bin ich der Handwerksmeister“, stellte Gribnitz selbstbewusst fest und machte sich prompt an einer anderen Tür zu schaffen.
    Franz benutzte die Abfuhr und zog sich scheinbar beleidigt in Johanns Studierzimmer zurück. Er brannte darauf, endlich Lapérouses Offenbarung lesen zu können. Und wie es aussah, bot sich nun eine unverfängliche Gelegenheit. Er glättete das Papier, das unter seinem Rock ein wenig gelitten hatte, stellte sich an ein Fenster und begann die eng geschriebenen Zeilen zu lesen. Er war noch nicht weit gekommen, da schüttelte er unwillig den Kopf.
    Nein, dachte er, nein, das kann nicht wahr sein! Das darf einfach nicht wahr sein! „Nein, ich wehre mich dagegen, so etwas zu glauben.“
    „Haben Sie was zu mir gesagt?“
    Franz fuhr herum und starrte Gribnitz’ an, dabei spukte die Erkenntnis in seinem Hinterkopf, er habe seiner Empörung Worte geliehen. „Nein, nein, ich war in Gedanken“, erwiderte er tonlos.
    „Sie sehen gar nicht gut aus, junger Mann. Vorhin waren Sie noch nicht so blass um die Nase“, meinte Gribnitz.
    „Kümmern Sie sich um Ihre eigene Nase und vor allen Dingen um Ihre Arbeit“, entgegnete Franz barsch und drehte dem Mann den Rücken zu. Griebnitz schien für Zurechtweisungen empfänglich zu sein. Er begann an Johanns Tür herumzuwerkeln.
    „Es

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