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Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Titel: Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Herbst
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Geringste, sobald Sie die Schwelle meines Hauses verlassen haben, verstehen Sie mich?
    Stumm wie ein Fisch!“
    „Stumm wie das Grab!“, hauchte Andree und seine unschuldigen Augen neigten sich vor den flammenden Blicken des Prinzipals.
    Während der Einweisung des Lehrjungen in die Geheimnisse des Borgwart’schen Reiches waren nacheinander alle übrigen Arbeiter in das Kontor eingetreten und hatten lautlos ihre Plätze eingenommen. Allein kratzende Federn, die in geschäftiger Eile über die Bücher tanzten, waren in der Stille zu vernehmen, die nun im Kontor herrschte.
    Andree hielt es nicht länger aus und bat um Entlassung auf das gewisse Örtchen.
    „Ah, daher rührt die Pein, ich hab schon befürchtet, der Umfang Ihrer Aufgaben jagte Ihnen Angst ein.“ Der Prinzipal drehte sich ans Pult und wies einen Schreiber an, dem Jungen die Stelle der Erleichterung zu zeigen. Er schüttelte den grauen Kopf und schaute dann seinen Korrespondenten, einen hübschen jungen Mann von Mitte zwanzig, herausfordernd an.
    Joachim Wendt, blond, blauäugig und frisch rasiert, stets adrett gekleidet, hatte im Verlauf der Jahre seiner Tätigkeit so viel Rückgrat entwickelt, dass der Blick des Kaufmanns seiner Wirbelsäule nichts mehr anhaben konnte. An sechs Wochentagen, an denen er für den Prinzipal Briefe an alle Geschäftsfreunde, und wie gerade gehört, auch an Geschäftsfeinde schrieb, gehörte nur seine Feder dem Herrn Borgwart.
    „Was hat die Post gebracht?“, fragte der alte Kaufmann. „Es sind viele Briefe gekommen; schreiten wir zur Beantwortung!“
    Wendt griff nach dem Stapel bereits gesichteter Briefe und trug vor: „Die Herren Ronda & Mona übermachen uns 700 Taler auf Hamburg und bestellen 100 Ballen Kaffee von der zuletzt erhaltenen Sorte. Die Ware soll gleich versandt werden, und sie verlassen sich hinsichtlich des Preises auf unsere vielerprobte Redlichkeit.“
    „Antwortet den Leuten“, erwiderte Borgwart, dabei streichelte er erneut seine Nase, „dass ich sie achte und liebe. Für die 700 Taler wollen wir sie nach unbezweifeltem Eingang mit dem wärmsten Dank empfehlen. Die 100 Ballen Kaffee gehen mit dem nächsten Schiff auf die Reise und zwar aus besonderen freundschaftlichen Rücksichten einen halben Taler billiger. Versichert den Menschen meine unwandelbare Ergebenheit und empfehlt mich ihnen mit ausgezeichneter Hochachtung.“ Wendt kritzelte einige Notizen in die Kladde.
    „Die Herren Wut & Co.“, fuhr er fort, „schreiben uns einen bösen Brief; sie sagen, sie hätten unsere letzte Sendung Kaffee erhalten, aber die Qualität sei nicht nach Probe; sie wünschen daher eine namhafte Vergütung, oder sonst soll die ganze Geschichte zu unserer Verfügung bleiben.“
    „Antwortet diesen Leuten, dass ich ein Ehrenmann sei und dass solche Dinge nie bei mir vorfallen könnten. Sie sollen sich eine Brille anschaffen und die Sache noch einmal untersuchen. Sagt, dass die Preise des Artikels einen merklichen Aufschwung zu nehmen scheinen und macht die beiden Herren sehr bange, dann werden sie sich wohl beruhigen. Ich weiß sehr gut, dass die Sendung nicht ganz nach Probe ist, aber wir sind alle schwache und sterbliche Menschen, und jeder hilft sich, so gut er kann. Grüßt die Herren achtungsvoll. Weiter im Text!“
    „Der Herr Maier junior drückt uns sein Bedauern aus, dass er unsere letzte Rechnung noch nicht habe bezahlen können. Die Zeiten seien schlecht, er sei aber ein ehrlicher Mann. Außerdem wünscht er noch ein Fass Öl zu erhalten.“
    Dem Prinzipal zog es die Mundwinkel herunter, ganz nebenbei registrierte er die Wiederkehr des Lehrburschen. Aber auf Herrn Maier war er offenbar nicht gut zu sprechen.
    „Dieser Mensch gefällt mir gar nicht. Schreibt ihm, dass ich seinen Rimessen nichtsdestoweniger mit großer Ungeduld entgegensehe und was das Fass Öl betrifft, so würde ich dasselbe lieber bis auf den Grund austrinken, ehe ich es ohne vorher erfolgte Bezahlung absende. Und dann grüßen Sie Herrn Maier bloß höflich.“
    Der nächste Brief war an der Reihe. „Die Geschwister Färber schreiben, dass die zuletzt erhaltene und schon bezahlte blaue Farbe gar nicht zu verkaufen, da sie unecht sei. Wir möchten die Sendung doch durch eine andere ersetzen.“
    „Beim Allmächtigen! Schon bezahlt und nun noch Reklamationen! Verfertigt diesen unschuldigen Geschwistern Färber doch einen recht netten Brief. Schreibt, dass es seine volle Richtigkeit mit der schlechten Qualität der Ware habe,

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