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Weißer Mond von Barbados

Titel: Weißer Mond von Barbados Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Evelyn
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aufgetragen, dir zu sagen. Ich habe versucht, den Mann vom Intelligence Service zu erreichen, den ich kenne, aber er ist in England. Ich wußte sonst niemand, an den ich mich hätte wenden können.«
    »Ich kann keine verbindliche Zusage geben, das übersteigt meine Kompetenzen«, sagte Richard. »Alles, was ich tun kann, ich kann dem Botschafter berichten. Wenn es wirklich ein hohes Mitglied der Sowjet-Botschaft ist, wie du behauptest, dann muß das auf Botschaftsebene abgewickelt werden. Ich werde natürlich auf jeden Fall erst mit dem Gesandten sprechen.«
    »Das dauert alles zu lange. Geh gleich zum Botschafter. Eine bindende Zusage des Botschafters würde genügen. Du kannst dem Botschafter sagen, dieser Mann wäre eine wertvolle Erwerbung für unser Land.«
    Sverdlov hatte ihr das alles vorgesagt, sie hatte es nicht verstanden, bis er ihr erklärte, daß in solchen Fällen mit dem Wert eines Menschen gehandelt wurde wie mit dem Wert einer Ware.
    »Wenn du mir nicht einmal seinen Namen nennen willst«, meinte Richard, leicht irritiert durch die Sicherheit, mit der sie sprach, »weiß ich nicht, wie ich das machen soll. Auf welchem Gebiet arbeitet dieser Mann? Kannst du mir das wenigstens sagen?«
    »Militär«, antwortete Judith. Mehr – so hatte Sverdlov ihr eingeschärft, mehr dürfe sie nicht sagen. Das genüge schon, um den Appetit anzuregen.
    »Hm. Das kann alles mögliche bedeuten. Du nennst ihn deinen Freund …« Er sah sie an, eine leichte Anklage im Blick. »Dann weißt du auch seinen Namen. Warum vertraust du mir nicht? Ich muß schließlich etwas in der Hand haben, wenn ich zum Botschafter gehe, das ist alles so verdammt vage.«
    »Tut mir leid, mehr darf ich nicht sagen. Ich habe dir alles erzählt, was ich erzählen darf: er ist wichtig, er will herüberkommen, es eilt. Ich weiß, Richard, du bist einer, der den Dienstweg bevorzugt. Aber wenn du den erst Schritt für Schritt entlangschleichst, wird es zu spät sein, ihm zu helfen.«
    »Ich habe keinen Grund, diesem Mann zu helfen«, sagte er. »Ich bin gekommen für den Fall, daß er uns hilft. Es gibt immer solche Überläufer, die sich zum höchstmöglichen Preis verkaufen wollen, weil sie gerade in Schwierigkeiten sind oder einer Strafe entgehen wollen. Manchmal kommen Soldaten aus Ost-Berlin herüber, bloß weil sie betrunken waren und Angst haben vor Arrest.«
    Er wußte, daß dieser Fall anders lag. Aber ihre Haltung verstörte ihn geradezu. Er hatte nicht erwartet, daß sie so kühl, so sachlich mit ihm reden konnte. Sie waren zusammen im Bett gewesen, aber sie schien das total vergessen zu haben. Sie blickte ihn an wie einen Fremden. Das einzige, was sie interessierte, war Sicherheit für ihren so genannten Freund.
    »Oh, mein Gott«, rief Judith heftig, »mein Gott, niemals hätte ich gedacht, daß ich mich danach sehnen würde, diesen ekelhaften Loder zu sehen. Aber ich gäbe Jahre meines Lebens dafür, wenn er jetzt vor mir stände statt deiner. Wenn du nicht imstande bist zu helfen, dann bringe mir wenigstens einen von den Intelligence-Service-Leuten, einer wird ja wohl greifbar sein. Das ist alles, was ich will. Du brauchst nicht zum Botschafter zu gehen und du brauchst dich überhaupt nicht mehr darum zu kümmern … vielleicht, wenn alles schief geht, trägt deine allmächtige Karriere noch einen Schaden davon, wenn ich auch verdammt sein will, wenn ich wüsste wieso!«
    »Ich werde mich mit Loder in Verbindung setzen, wenn der Botschafter mir die Anweisung dazu gibt«, sagte er steif und ging zur Tür. »Ich weiß nicht, Judith, in was du da geraten bist. Aber es hört sich nicht gerade erfreulich an. Vielleicht solltest du dich daran erinnern, auf welche Seite du gehörst, ich melde mich morgen bei dir.«
    Sie lief ihm nach zur Tür. »Wir haben nicht viel Zeit, denke daran. Eine Woche, höchstens zehn Tage. Ich flehe dich an, mache ihnen das klar.«
    »Ich kann dir keine Zeitgarantie geben«, sagte er kurz. »Es bleibt dabei, was ich gesagt habe. Ich werde an höchster Stelle berichten und dir morgen Bescheid geben.«
    Er ging rasch durch den Gang zum Lift.
    Sie schloß die Tür.
    Sverdlov kam aus dem Schlafzimmer, in der Hand hielt er eine Zigarette, die er ihr gab.
    »Hast du gehört?« fragte Judith, noch außer Atem, weil sie zornig war.
    »Ja, war ja ganz befriedigend. Er wird zum Botschafter gehen, und der Botschafter wird zweifellos den Geheimdienst verständigen. Du hast es sehr gut gemacht.«
    »Warum glaubst du, daß

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