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Weisser Oleander

Weisser Oleander

Titel: Weisser Oleander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Fitch
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schubste mich hinein. Ich segelte in den Trümmerhaufen des Weihnachtsabends: dreckige Gläser und Schüsseln, Geschenkpapier. Die Kinder sahen von ihren neuen Spielzeugen auf, Ed von seinem Fußballspiel. Ich stolperte gegen das Regal mit Marvels Nippes, worauf ihr »Betty und ihre Schwestern«-Porzellanteller herunterfiel und zerbrach.
    Sie kreischte auf und schlug mich gegen die Schläfe, sodass ich wieder Sterne sah. »Das hast du absichtlich gemacht!« Sie schubste mich auf den Boden; ich hatte Angst, dass sie mein Gesicht in die Glasscherben drücken würde. Sie trat mich in die Rippen. »Heb es auf!« Die Kinder fingen an zu heulen.
    »Assi –« Caitlin rannte mit ausgebreiteten Armen auf mich zu. Marvel fing sie ab und beförderte die Kinder auf den Hof, während ich heulend die Glasscherben aufhob. Ich hatte den Teller nicht absichtlich kaputt gemacht, doch wenn es mir in den Sinn gekommen wäre, hätte ich es vermutlich getan. Sie hatte meine Parfumflasche zerbrochen, etwas Echtes, vom Hoflieferanten der Queen, hergestellt aus mehreren Pfund englischer Frühlingsblumen, nicht bloß die Kopie einer Kopie einer Kinderbuchillustration. Als sie wieder zurückkam, warf sie mir den Besen hin. »Jetzt feg den Rest zusammen!« Dann wandte sie sich an Ed: »Gott, du wirst es nicht glauben, wo ich sie gerade entdeckt habe! Sie ist aus dem Haus von dieser Niggerhure gekommen, hat da die Nacht verbracht! Ist das der Dank für all unsere Mühe und Arbeit?«
    Ed drehte sein Fußballspiel lauter.
    Ich warf die großen Scherben weg, Jo, Amy und Beth, die andere und Marmee. Alle zerbrochen. Ja, so ist das Leben, Marmee. Ein kleiner Unfall, und es ist für immer vorbei. Jo wird es in einer Pflegefamilie nicht gefallen, sie wird von einer Stelle zur nächsten geschickt und schließlich erschossen. Amy wird adoptiert, sie ist niedlich, doch du wirst sie nie mehr wiedersehen, Beth wird verrecken, und die andere wird im Park Nummern schieben, um an Dope zu kommen. Sagt dem Kaminsims ade; willkommen in meinem Leben!
    Ich fegte die Scherben zusammen und achtete darauf, keine Splitter übrig zu lassen, denn Caitlin lief immer barfuß umher.
    »Und wenn du damit fertig bist, kannst du anfangen, das Zimmer aufzuräumen! Ich werd dieser Niggerhure jetzt mal gründlich die Meinung sagen!« Ich sah aus dem Küchenfenster, während Marvel durch unseren Vorgarten auf Olivias Grundstück marschierte. Ich hörte die schmiedeeiserne Gittertür zuschlagen, aber nicht einrasten, dann schlug sie wieder auf. Sie hämmerte gegen Olivias Tür und kreischte: »Wach auf, du Nutte, du alte Schlampe, du Stück Scheiße! Halt dich bloß fern von dem Mädchen, hörst du mich, Nigger?«
    Die ganze Nachbarschaft war am Weihnachtsmorgen zu Hause und hörte zu, während sie die Geburt des Christuskindes feierte. Bravo, Marvel! Nur weiter so, Mädchen! Zeig allen, was wirklich in dir steckt. Mein einziger Trost war, dass Olivia sie nicht hören konnte, so fest, wie sie auf der Rückseite des Hauses schlief.
    Marvel riss ein paar Hände voll Blumen aus Olivias Vorgarten, derweil sie zurück zu unserem Haus stürmte, und warf die entwurzelten Pflanzen gegen Olivias geschlossene Fensterläden.
    Trotz Übelkeit und Kopfschmerzen verbrachte ich den Rest des Tages damit, Geschenkpapier zusammenzufalten, Zierschleifen wegzuräumen, Popcorn und Styroporkugeln aufzusaugen, Abfall wegzuschleppen und eine Ladung schmutziges Geschirr nach der anderen zu spülen. Marvel erlaubte mir nicht, mich hinzulegen. Sie wiederholte nur ständig: »Wie man sich bettet, so liegt man. Das hast du nun davon.«
    Später am Tag kam die Polizei. SS . Die Kinder wollten sie unbedingt sehen, doch Marvel trat nach draußen und schloss die Tür hinter sich. Vom Wohnzimmer aus sahen wir, wie Marvels Mund auf- und zuklappte und sie mit ihrem fleischigen Arm auf Olivias Haus deutete.
    »Was wollen die denn?«, fragte Justin. Es war drei Uhr nachmittags; er war immer noch im Schlafanzug und hatte schon ganz glasige Augen vom vielen Fernsehen, von Süßigkeiten und neuen Spielsachen.
    »Jemand hat einen Hund verloren«, sagte ich.
    Marvel öffnete die Tür und rief nach mir.
    Ich ging hinaus, während ich den Saphir meines Hasses schliff. »Jawohl«, sagte ich im Flüsterton.
    Marvels Augen besprühten mich mit Tränengas, unter ihrem Blick schlug meine Haut Blasen. Der ältere der beiden weißen Polizisten zog mich beiseite. »Sie sagt, dass du die Nacht bei der Frau von nebenan verbracht hast.

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