Welten-Reise
sie weggeht. Anderenfalls wird sie uns das ganze Schloß verschleimen, und ihr Atem wird alle Vorhänge in Brand setzen.«
Grey überlegte. »In Ordnung. Sag ihr, sie soll einen Packen Hi n weiszettel in Schneckensprache aufsetzen und sie an Bäumen, Fe l sen und anderen Dingen, wo große Schnecken hingehen, anbri n gen. Auf den Zetteln steht SCHNECKENFEST, und sie geben Zeit und Ort an. Dann werden alle interessierten Schnecken dort zur rechten Zeit erscheinen. Aber sag ihr, daß sie sich ein oder zwei Jahre Zeit lassen soll, denn Schnecken reisen nicht sehr schnell.«
»Ich werde es versuchen.« Ivy beschäftigte sich mit ihren Sign a len. Nach einer Weile drehte sich die Schnecke zufrieden herum und glitt langsam durch den dampfenden Burggraben zurück und weg vom Schloß.
Ivy und Grey kehrten zum Sortieren der alten Bücher zurück. Doch bald gab es eine neue Unterbrechung. »Ein Kobold klopft an die Tür«, berichtete Mark.
»Du meinst ›donnert‹?« fragte Grey, der sich an die Art der K o bolde erinnerte.
»Nein, es ist ein verlegenes, höfliches Klopfen.«
»Es muß ein Trick sein«, sagte Ivy. »Laß ihn herein, und zieh dann die Zugbrücke hoch, damit seine Kreaturen nicht nachstoßen können, wenn er den Weg freigemacht hat.«
In gebührender Weise empfingen sie den Kobold in einem der gesäuberten Gemächer. »Wer bist du, und was willst du?« wollte Grey mürrisch wissen.
»Es tut mir außerordentlich leid, euch zu stören, Guter Magier, doch als ich sah, daß Ihr zurückgekehrt seid…«
»Warte!« sagte Grey verlegen. »Ich bin nicht der Gute Magier! Ich bin Grey und leiste ihm nur Dienste.« Zudem hatte der K o bold etwas Seltsames an sich.
»Ich bitte dich um Verzeihung, Grey«, sagte der Kobold. »Ich bin Gutfritz Goblin. Wenn ich mich verabreden dürfte, so würde ich zu einer passenderen Zeit wiederkommen.«
»Ich bin bestimmt gewillt, die Antwort von einem Assistenten entgegenzunehmen«, sagte Gutfritz. »Ich verstehe, daß der Gute Magier wichtigere Angelegenheiten hat als das Problem eines ei n fachen Kobolds.«
Grey begann sich wie ein Scheißkerl zu fühlen. »Äh, was hast du für ein Problem, Gutfritz?«
»Ich bin anscheinend unbeliebt bei meinen Artgenossen. Da ich natürlich gerne eine Führungsposition einnehmen und die Zune i gung einer hübschen Koboldin gewinnen würde, wünsche ich e i nen Rat bezüglich einer angemessenen Korrekturmaßnahme.«
»Nun, ich möchte dir sicherlich helfen, aber…« Dann hatte Grey einen Geistesblitz. »Ich denke, was du brauchst, ist ein frecheres Mundwerk. Die meisten Kobolde, denen ich begegnet bin, sind unangenehm und gewalttätig. Wenn…«
»Oh, ich könnte nicht gewalttätig sein!« protestierte Gutfritz. »Das wäre unsozial.«
»Nun, vielleicht mußt du gar nicht wirklich gewalttätig sein, wenn du dich nur so anhörst. Du könntest deinen Weg durch Blu f fen machen. Was du brauchst, ist ein wirklich loser Wortschatz.«
»Ich wäre glücklich, ihn zu haben!« stimmte Gutfritz zu. »Kann ich ihn von dir erwerben?«
Grey blickte Ivy hilflos an. »Nein. Ich denke, du mußt ihn erle r nen«, sagte sie. »Aber ich glaube, ich weiß, wo du das kannst.«
»Das wäre hervorragend!«
»Einen Augenblick.« Sie ging zu Mark und flüsterte. Das Skelett verschwand, kehrte aber im nächsten Augenblick mit etwas z u rück, das Ivy auf einen Stuhl legte. »Setz dich«, sagte sie zu Gu t fritz.
»Oh, danke sehr«, erwiderte der Kobold und nahm sich den Stuhl. Da er sehr kurze Beine hatte, mußte er hochspringen, um die Sitzfläche zu erreichen. Doch er war kaum gelandet, als er mit einem Satz wieder heruntersprang. »#$*&O!!« brüllte er und ließ dabei die weißen Vorhänge vor Scham erröten. Er warf etwas so heftig gegen die Wand, daß es darin steckenblieb.
Grey begriff. Sie hatte eine Fluchzecke auf den Stuhl gesetzt. »Du kennst also die Ausdrücke«, sagte Ivy, wobei sie offensichtlich ihr eigenes feines Erröten unterdrücken mußte, denn der Kobold hatte einen ziemlichen Fluch ausgestoßen. »Du mußt nur dazu ermutigt werden, sie zu benutzen.«
»Geh zur größten und wildesten Fluchzeckenstelle, die du finden kannst, und setz dich genau in die Mitte«, sagte Grey. »Ich gara n tiere dir, daß du nach der Zeit, die du brauchen wirst, um deinen Weg wieder herauszufinden, über den nötigen Wortschatz verf ü gen wirst. Versichere dich nur, daß du über die Ausdrücke ve r fügst, die dich befreien werden. Sie können nur
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