Weltenende (German Edition)
Gesprächen der Einheimischen drehte sich alles um die Vorkommnisse vom vergangenen Abend, fürchteten alle endgültig einen irreparablen Schaden für den Tourismus. Viele Gäste mit Booten waren ausgelaufen, was für Jonas und Carl aber an einem Sonntag, wenn viele zurück in die Heimathäfen liefen, weil sie Montag wieder arbeiten mussten, auch nicht weiter ungewöhnlich war. In Fannys Töpferei herrschte der übliche sonntägliche Andrang, wenn sich auch die Gesprächsthemen auf die Hunde und die Aufführung beschränkten und viel weniger auf die Ware. Doch das Geschäft ging so gut, dass Jonas und Carl ihr zeitweise aushelfen mussten.
„Oma benimmt sich unmöglich. Ich glaube, sie wird alt“, sagte Carl. Seinem Tonfall nach, tat es ihm persönlich leid, wie sie sich benommen hatte.
„Na ja , sie ist eine alte Frau“, antwortete Jonas, „aber du kannst nichts dafür.“
„ Es ist nicht in Ordnung.“
„Alte Menschen sind manchmal wunderlich. Wir werden auch wunderlich werden, wenn wir so lange durchhalten.“
„Ich verstehe nicht, warum die Ombrage dich unbedingt haben will. Sie braucht dich doch nicht, um die Apokalypse auszulösen.“
„Nein, das nicht, aber ich bin derjenige, der die Apokalypse aufhalten kann. Wenn sie mich aus dem Verkehr ziehen oder von mir Siegelwachs oder Ring bekommen, haben sie schon so gut wie gewonnen.“
Am Strand war eine Familie mit zwei jungen Mädchen , die in einer gewaltigen Sandburg thronten wie Prinzessinnen. Sie hielten sich fern und Carl legte die Tasche mit Getränken und Keksen in den Sand. Er zog sich das Hemd über den Kopf. „Du kannst gar nicht ins Wasser“, stellte er fest.
„Warum nicht?“ , fragte Jonas.
„Du hast einen Verband .“
„Ich werde ihn abmachen; das Ding nervt sowieso.“
Jonas setzte sich schwerfällig auf die Decke. Carl schenkte zwei Becher Eistee ein.
„ Wann will er denn kommen?“
„Er wollte schon hier sein , aber er ist immer zu spät.“
Die Kinder rannten zum Wasser, riefen ihren Eltern etwas zu und der Vater folgte ihnen genervt. Sie brachten ein gelbes Schlauchboot und lange Schaumstoffröhren zu Wasser.
„Das ist eigentlich unser Strand“, sagte Carl.
„Na ja“, entgegnete Jonas skeptisch.
„Das Land gehört Barney von den Felsen da vorne bis um die Biegung herum“, entgegnete Carl ernst.
„ Ich dachte immer euer Land endet da vorne am Gatter.“
„Es gibt eine Vereinbarung mit dem Stadtrat , dass der Strand für jeden zugänglich bleibt. Deswegen kann man ungestört rund um die Insel laufen, aber das meiste Land ist kein Gemeindeland. Manche wollten ihre Abschnitte nur zahlender Kundschaft zugänglich machen. Ich hätte nichts dagegen, wenn wir unseren Strand absperren dürften. Fanny würde sie dann alle durch die Töpferei laufen lassen und hinter dem Hof dürften sie wieder an den Strand.“
„S elbstverständlich nur, wenn sie was gekauft hätten“, sagte Jonas. Carl grinste und nippte am Eistee. Dann wurde er wieder ernst. „Du warst nicht sicher, ob du wiederkommst, oder?“
„Was meinst du?“ Jonas stellte sich dumm, aber er wusste, was er meinte.
„Ich habe gesehen, dass du dich von mir verabschiedet hast gestern Abend .“
„Jetzt fang du nicht auch noch an. Die Hunde waren doch hinter mir her. Wenn ich der Menge gefolgt wäre, wären sie auch der Menge gefolgt. Was hätte ich denn anderes tun sollen?“
„Es war mutig von dir .“ Sie fuhren herum. Sie hatten nicht gemerkt, wie Ludwig aus dem Wald gekommen war.
„Du bist spät“, entgegnete Jonas.
„Die Polizei sucht noch immer die Insel ab und ich habe Fragen beantworteten müssen ... Sie kommen vielleicht noch zu dir. Ich glaube, die wollen mich haftbar machen, weil ich die Veranstaltung nicht gegen Höllenhunde abgesichert habe.“
„Sie werden nichts finden, oder?“, fragte Carl.
„Natürlich nicht. – Na ja, nicht bevor es dunkel wird. Ich hoffe, sie suchen nicht weiter, wenn es dämmert, sonst gibt es sicher noch mehr Verletzte.“ Ludwig setzte sich an den Rand der Decke. Carl bot ihm Eistee an, aber er schüttelte den Kopf. „Ich habe nicht viel Zeit.“
„Was ist mit der Frau?“
„Wir haben uns darum gekümmert. Wenn man schnell genug gegen die Vergiftung durch den Höllenhund vorgeht, kann man sie mit Eisenkraut und noch einem halben Dutzend Zutaten aufhalten.“
„Habe ich was falsch gemacht?“
„Das kommt darauf an, wen du fragst. Mathilda ist ziemlich sauer auf dich. Sie glaubt, du hättest
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