Wem die Stunde schlaegt
mit den anderen Karten spielte.
»Ja«, sagte Pablo. »Verschiedene Dinge.«
»Wo hast du sie gefunden? In diesem Napf?« fragte Agustín.
»Vielleicht«, sagte Pablo. »Wer weiß? Maria, füll bitte den Napf!«
»Im Weinschlauch selbst müßten gute Ideen zu finden sein«, sagte Agustín und wandte sich wieder dem Kartenspiel zu. »Warum kriechst du nicht hinein und fischst sie zusammen?«
»Nein«, sagte Pablo gelassen. »Ich fischte sie aus dem Napf.«
Auch er will nicht auf das Rad hinauf, dachte Robert Jordan. Es dreht sich wohl von selber. Ich glaube, auf diesem Rad darf man nicht allzu lange fahren, es ist wahrscheinlich ein sehr gefährliches Rad. Ich bin froh, daß wir abgestiegen sind. Ein paarmal bin ich doch recht schwindlig geworden. Aber auf diesem Rad fahren die Säufer und die wirklich gemeinen und grausamen Menschen so lange, bis sie tot sind. Es dreht sich auf und ab, und es ist nie ganz derselbe Schwung, und dann dreht es sich wieder zurück. Laß es kreisen! dachte er. Mich kriegen die nicht wieder hinauf. Nein, mein Lieber, nein, General Grant, ich fahre nicht mit.
Pilar saß am Feuer und hatte ihren Stuhl so hingestellt, daß sie den beiden Kartenspielern, die mit dem Rücken zu ihr saßen, über die Schulter schauen konnte. Sie sah dem Spiel zu.
Das ist das Seltsamste, dieser Übergang von einer todesschwangeren Stimmung zu dem gewohnten Familienleben, dachte Robert Jordan. Wenn das verdammte Rad sich nach unten dreht, dann wird einem übel. Aber ich fahre ja nicht mehr mit, dachte er. Und niemand wird mich dazu zwingen können.
Vor zwei Tagen noch, dachte er, habe ich nicht gewußt, daß Pilar und Pablo und die übrigen überhaupt existieren. Und so etwas wie Maria war nicht auf der Welt. Es war aber eine viel einfachere Welt. Ich hatte von Golz bestimmte Instruktionen erhalten, die völlig klar waren und deren Durchführung ohne weiteres möglich schien, obgleich sie gewisse Schwierigkeiten boten und gewisse Konsequenzen hatten. Ich erwartete, daß ich nach der Geschichte entweder zu den Unseren zurückkehren oder auch nicht zu ihnen zurückkehren würde, und falls es mir glückte, wollte ich einen kleinen Urlaub verlangen, um nach Madrid zu fahren. In diesem Krieg gibt es zwar keine Urlaube, aber ich bin überzeugt, zwei bis drei Tage in Madrid würde man mir bewilligen. In Madrid will ich mir ein paar Bücher kaufen, ins Hotel Florida gehen, mir ein Zimmer mieten und ein heißes Bad nehmen, dachte er. Dann werde ich den Portier Luis um eine Flasche Absinth schicken, falls in den Mantequerías Leonesas oder in einer der Kneipen neben dem Gran Vía eine aufzutreiben ist, und dann werde ich mich ins Bett legen und nach dem Bad ein bißchen lesen und zwei Gläschen Absinth trinken und dann das Gaylord anrufen, ob sie etwas für mich zu essen haben.
Er wollte nicht im G ran Vía essen, weil das Essen dort gar nicht gut ist, und man muß pünktlich erscheinen, sonst bekommt man nichts mehr. Außerdem versammelten sich dort zuviel Journalisten, die ihn kannten, und er wollte nicht gezwungen sein, die ganze Zeit den Mund zu halten.
Er wollte seine zwei Gläschen Absinth trinken und in eine gesprächige Stimmung geraten und dann ins Gaylord gehen, wo es gutes Essen und echtes Bier gibt, und mit Karkow essen und sich erzählen lassen, was an den Fronten vorgeht.
Das Gaylord, das Hotel, das die Russen übernommen hatten, hatte ihm beim erstenmal gar nicht gefallen. Es erschien ihm zu luxuriös und das Essen für eine belagerte Stadt zu gut und die Gespräche für einen Krieg zu zynisch. Aber ich habe mich sehr schnell korrumpieren lassen, dachte er. Warum soll man nicht ein gutes Essen haben dürfen, so gut es sich nur beschaffen läßt, wenn man eine Sache wie diese hier hinter sich hat? Und die Dinge, die dort gesagt wurden, und die ihm anfangs so zynisch erschienen, erwiesen sich als nur allzu wahr. Das wird eine Geschichte für das Gaylord, dachte er, wenn's erst mal vorüber ist. Ja, wenn's erst mal vorüber ist. Kannst du Maria ins Gaylord mitnehmen? Nein. Das geht nicht. Aber du kannst sie im Hotel lassen, und sie kann ein heißes Bad nehmen und auf dich warten, bis du aus dem Gaylord zurückkommst. Ja, und nachdem du Karkow von ihr erzählt hast, kannst du sie mitbringen, denn sie werden alle sehr neugierig auf sie sein und sie sehen wollen.
Vielleicht wirst du überhaupt nicht ins Gaylord gehen. Du könntest doch frühzeitig im Gran Vía essen und schnell ins Florida
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