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Wen die Sehnsucht besiegt

Wen die Sehnsucht besiegt

Titel: Wen die Sehnsucht besiegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Gartenschuppen, wo sie ein Seil holte. Wenig später hatte sie, wenn auch mit einiger Mühe, die Mauer überwunden. Eine Zeitlang lehnte sie sich an die Ziegel, die immer noch warm vom Sonnenschein waren, und prüfte die Lage. Im abendlichen Dunkel sah sie Häuser jenseits der Felder und Viehweiden. Fremde Menschen - die nicht von ihrem Vater bezahlt wurden - wanderten die Wege entlang. Heftig begann ihr Herz zu klopfen, und beinahe hätte sie nach dem Strick gegriffen, um sich jenseits der Mauer wieder in Sicherheit zu bringen.
    Aber bald wurde ihre Furcht von Neugier verdrängt, als sie Stimmen hinter der Mauerecke zu ihrer Linken hörte.
    Langsam und vorsichtig schlich sie hin, auf Zehenspitzen, so lautlos wie möglich. Sie bog um die Ecke und erblickte drei Zelte. Über einem flatterte eine Flagge, mit drei goldenen Leoparden geschmückt.
    »Vielleicht wird er etwas freundlicher, wenn ich ihm eine Tonne Zucker in den Rachen stopfe«, hörte sie jemanden sagen und erkannte die beiden Begleiter des Mannes, der … Nein, daran wollte sie sich nicht erinnern.
    »Mit oder ohne Faß? « fragte der andere.
    »Mit! Und mitsamt allen Dauben. Die Breitseite voraus. « »Irgendwas regt ihn auf«, meinte der zweite Mann, der eine angenehme, tiefe Stimme besaß. Offenbar war er schon etwas älter.
    »Die Erbin? Das kann ich kaum glauben. Welch eine Schönheit! So süß und sanft und scheu! Kein Wunder, daß ihr Vater sie versteckt hat… «
    Axias Finger preßten sich an die rauhe Ziegelmauer.
    »Nein, ich glaube eher, die andere regt ihn auf. «
    »Diese hübsche Kleine? Es stimmt, mit diesem Busen kann sie einen Mann zum Weinen bringen. Aber man müßte schon verrückt sein, wenn man sich mit einer so temperamentvollen Frau einließe. Ah, da kommt er! Geh in Deckung! «
    Verblüfft riß Axia die Augen auf. Ein Busen, der einen Mann zum Weinen brachte? Meinte er ihren Busen? Sie starrte auf ihre Rundungen hinab. Gewiß, es fiel ihr schwer, auf dem Bauch zu schlafen. Doch sie wußte nicht, ob sie sich in dieser Hinsicht mit anderen Frauen messen konnte.
    Inzwischen war die Nacht hereingebrochen, aber Axias Augen hatten sich an das Dunkel gewöhnt. Sie sah den dünnen Jungen - einen der Wachtposten, die ihr Vater engagiert hatte, aus dem beflaggten Zelt schlüpfen und zur Dorfstraße laufen. Wenig später verließ er das Zelt und verschwand in der Finsternis.
    Von Neugier überwältigt, huschte sie zu dem Zelt hinüber. Was ist das für ein Mann, fragte sie sich und trat ein. Drinnen brannte nur eine einzige Kerze und warf flackernde Schatten auf die spärliche Einrichtung. Ein Klapptisch, ein Klappstuhl, eine Matte mit rauhen Leinenlaken und einer Wolldecke. Über einer großen Ledertruhe lagen Kleider, und Axia konnte der Versuchung nicht widerstehen, über die feinen Samt-und Satinstoffe zu streichen. Diesen vornehmen Staat hatte ihr Vater sicher nicht bezahlt. Ungebeten kam ihr ein Gedanke - Kleider, die eine Erbin beeindrucken sollten…
    Angewidert ließ sie einen Samtärmel los, dann hörte sie ein Geräusch. Er kehrte ins Zelt zurück. Hastig blies sie die Kerze aus. »Wer ist da? « fragte er in drohendem Ton, und sie sah die Umrisse eines Schwertes in seiner Hand.
    Würde er sie umbringen, weil sie unerlaubterweise hier eingedrungen war? Mühsam schluckte sie. »Ich bin’s«, antwortete sie mit hoher Stimme.
    »Oh! Zieh dich aus und leg dich hin. Ich komme gleich. « Verwirrt schnappte sie nach Luft. Wofür hielt er sie?
    Jamie runzelte die Stirn. »Du bist doch das Mädchen, das Smith geschickt hat? « Viel zu reichlich hatte er dem Ale zugesprochen, und deshalb fiel es ihm etwas schwer, klar zu denken.
    »Ja… «, hauchte sie. Diese Verwechslung nahm sie gern in Kauf, solange er die junge Frau, die er am Morgen gedemütigt hatte, nicht wiedererkannte.
    »Gut. Dann zieh dich aus und zünde die Kerze an. Ich möchte sehen, wofür ich bezahle. «
    Ah, jetzt verstand sie die Situation. Großer Gott, er hielt sie für eine…
    »Mach endlich Licht! « befahl er ungeduldig.
    »Nein! « fauchte sie, dann riß sie sich zusammen und fügte in sanftem, etwas höherem Ton hinzu: »Das kann ich nicht, Mylord. «
    »Und warum nicht? « fragte er gelangweilt.
    Ihre Gedanken überschlugen sich. »Weil ich furchtbar häßlich bin, Sir. Die Pocken… « Als sie seine Bestürzung spürte, erklärte sie aufreizend (zumindest hoffte sie, daß es so klang): »Aber man hat mir gesagt, mein Busen könnte einen Mann zum Weinen bringen.

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